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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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je Anzeichen dafür entdeckt, dass sich die Dschinne Menschen als Diener hielten. Andere Monstrositäten des Dschinnlandes, gewiss. Lebende Kriegsmaschinen aus Klauen, Zähnen und Hörnern. Aber Menschen?
    Vieles hier draußen war seltsam, nicht allein dieser Gefangenentransport. Warum waren sie nicht lange zuvor den Patrouillen der Dschinne begegnet? Sollte der Emir mit seiner Vermutung Recht gehabt haben, dass die Dschinnfürsten ihre Heere zurückzogen? Dass gar der Krieg mit ihnen bald ein Ende haben würde?
    Tarik glaubte nicht eine Sekunde daran. Und doch – irgendetwas ging hier vor.
    Er hatte genug gesehen. Mit den Menschennetzen im Schlepptau würde der Heerzug Junis und Sabatea nicht einholen. Tatsächlich kamen ihm Zweifel, ob die Dschinne überhaupt ihrer Spur gefolgt waren. Eher schien es ihm nun, als nähmen sie zufällig denselben Weg, und er fragte sich unwillkürlich, wohin er sie führen würde. Was gab es im Westen, von dem er nichts ahnte?
    Rasch glitt er auf dem Teppich wieder nach Süden, kaum eine Armlänge über dem Wüstensand. Er wagte nicht, höher aufzusteigen, um herauszufinden, was aus den sechs Dschinnkriegern der Vorhut geworden war. So tief zwischen den Dünen blieben sie außerhalb seines Sichtfeldes.
    Er bemühte sich, die Sonne im Rücken zu behalten. Aber in den Dünensenken konnte er ihren genauen Stand nur erahnen und drohte bald die Orientierung zu verlieren. Schließlich blieb ihm keine Wahl, als aus den Dünentälern aufzutauchen und einen Blick über die Kuppen zu werfen. Endlich sah er die Sonne wieder. Und auch die Masse der Dschinne, die beständig weiter nach Westen zog.
    Er drehte sich um und schaute in die Richtung, in der Junis und Sabatea hoffentlich längst verschwunden waren.
    Die sechs Dschinne der Vorhut hatten kehrtgemacht. Wann genau sie ihn entdeckt hatten, vermochte er nicht zu sagen. Ihre Formation war noch immer pfeilförmig, die Spitze genau auf ihn gerichtet. Keine zweihundert Meter mehr. Nur ein paar Sekunden.
    Die Voraussagen des Emirs, all das Gerede über den bevorstehenden Frieden – nichts als Lügen.
    Einen Herzschlag lang erwog Tarik, sich ihnen zum Kampf zu stellen.
    Dann besann er sich seines ursprünglichen Plans, die Dschinne von Sabatea und Junis fortzulocken. Er ließ sich zurück in die Hocke fallen, ein Bein zum Ausfallschritt gestreckt, stieß die linke Hand tiefer ins Muster und ergriff die Flucht nach Süden.
    Die Dschinne heulten auf und folgten ihm wie ein zorniger Hornissenschwarm.

 
Das Gefecht
 
 
    Es war, als hätte er sich eine alte, abgelegte Haut von neuem übergestreift. Sie zwickte und zwackte an manchen Ecken, aber sie passte noch immer. Alles kehrte auf einen Schlag zurück. Das Wissen, wie man einen Dschinn ausmanövriert. Das feine Gespür für das Verhältnis zwischen ihrer Geschwindigkeit und der eines fliegenden Teppichs. Die Entfernung, auf die man sie heranlassen darf, bevor man dem Teppich Befehl gibt, stur geradeaus zu fliegen, und sich dabei selbst mit dem Schwert nach hinten umdreht.
    Sein Vorsprung war nicht groß. Er musste seine sechs Verfolger weit genug von den übrigen Dschinnen fortlocken. Wenn ihnen die anderen erst zu Hilfe kamen, mochte zweierlei geschehen. Zum einen: Sie töteten ihn. Oder aber: Er tötete einige von ihnen, doch dann blieben nicht genug Träger für die Netze übrig. Die Dschinne würden eines in der Wüste zurücklassen, wo das verschnürte, hilflose Menschenbündel elendig zugrunde gehen würde.
    Für die Gefangenen war es möglicherweise besser, sie starben hier, als der Willkür der Dschinne ausgeliefert zu sein. Aber wollte wirklich er diese Entscheidung treffen? Das war ein Dilemma, dem er nur durch Flucht entgehen konnte.
    In alle Richtungen erstreckte sich die endlose Dünensee der Karakum. Sein Teppich fegte über Sandkuppen und durch aufstiebende Staubwirbel. Die östliche Hälfte des Himmels schillerte zwischen flirrendem Rot und Hellblau, das sich nach Westen hin zu Violett verdunkelte. Aber er konnte nicht in die schwindende Nacht entkommen, weil er seine Verfolger damit auf die Spur der anderen geführt hätte. Also weiter nach Süden und dann erst, ganz allmählich, nach Südwest.
    Immer wieder blickte er zurück und zählte die Kreaturen, die ihm folgten. Nach wie vor ein halbes Dutzend. Offenbar traute der Rest ihnen zu, mit ihm fertig zu werden. Alle sechs trugen Waffen, die meisten von Menschenhand gefertigt. Nur einer schleppte einen knorrigen Knüppel, in den

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