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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gerade alles zusammen, um aufzubrechen. Glaubst du ernsthaft, er wäre sonst nicht längst bei uns? Er hat dir sofort geglaubt.«
    Tarik runzelte die Stirn und sah nach unten. Die Öllampe war erloschen, zwischen den Felsen herrschte Dunkelheit. Einen Augenblick lang überfiel ihn die Furcht, dass ihre Feinde schon hier sein könnten. Und dass er Junis da unten allein gelassen hatte, ganz auf sich gestellt. Aber dann sah er ihn plötzlich, wie er auf seinem Teppich aus den Schatten aufstieg und sich näherte.
    »Ich kenne ihn gerade mal ein paar Tage«, sagte Sabatea, ohne Tarik aus den Augen zu lassen. »Und ich kenne ihn trotzdem schon so viel besser als du.«
    »Ich schlafe auch nicht mit ihm.«
    »Oh. Ist es das? Gekränkte Eitelkeit?«
    Er lächelte dünn. Schätzte sie ihn wirklich so ein? Nein, so oberflächlich fällte sie kein Urteil über andere. So viel zumindest glaubte er mittlerweile verstanden zu haben. Nur eine Maske mehr. Nichts, das auf die wahre Sabatea hindeutete.
    »Vergiss es«, sagte sie leise, als wären ihr mit einem Mal Zweifel gekommen, ob sie zu weit gegangen war. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass Junis noch nicht in Hörweite war. »Er hat in diesen zwei Tagen mehr von dir gesprochen als von irgendetwas oder irgendjemand anderem. Wenn er eine Entscheidung treffen musste, dann hat er sich gefragt, was du an seiner Stelle tun würdest.«
    »Und dann das Gegenteil getan?«
    »Herrje, Tarik, hör schon auf. Er verehrt den Boden, über den du gehst. Oder fliegst. Nur dass er das niemals, wirklich niemals zugeben würde.«
    »Unsinn. Er verachtet mich.«
    »Vor allem verachtet er sich selbst, weil er nichts tun konnte, um dieses Mädchen zu retten.«
    »Er war nicht mal dabei!«
    Sie legte den Kopf schräg, was ihr etwas unerwartet Kindliches verlieh. »Und das ist das Problem, nicht wahr?« Plötzlich änderte sich ihr Tonfall, ihre Züge verhärteten sich. Sie senkte die Stimme: »Hör mir jetzt genau zu, Tarik. Ich werde nicht zulassen, dass er umkehrt. Für mich steht zu viel auf dem Spiel. Er wird mich nach Bagdad bringen, ganz gleich, wie du darüber denkst. Und du weißt, dass ich ihn überzeugen kann, wenn ich will.«
    Sie verstand sich wirklich darauf, dass man sie im einen Augenblick fast mochte und im nächsten schon wieder erwürgen wollte. Selbst das war Teil ihrer Strategie. Sie manipulierte ihn, indem sie damit drohte, Junis zu manipulieren. Ein ziemlich vertracktes Netz, das sie da wob. Sie musste nur Acht geben, dass sie sich nicht selbst zu tief darin verstrickte. Vielleicht war es ja gerade die Angst davor, die sie so sorgfältig zu verbergen suchte.
    Ihre Blicke waren noch immer ineinander versenkt und fochten ein stummes Duell, als Junis neben ihnen auftauchte. Er trieb seine Wut wie einen Keil zwischen sie, und Tarik war dafür fast dankbar.
    »Komm rüber zu mir«, sagte Junis zu Sabatea, als sich die Fransen der Teppiche berührten und neugierig miteinander verflochten.
    Sie lachte ihn aus. »Wenn du denkst, ich würde in dieser Höhe von einem Teppich zum anderen klettern, dann täuschst du dich.«
    Junis machte hilflos den Mund auf und zu, schüttelte dann nur den Kopf und löste die Berührung der Teppiche, indem er seinen Arm heftiger ins Muster stieß als nötig.
    Die Ränder wellten sich protestierend, aber sein Teppich gehorchte und ging ruckartig auf Abstand. Zwei Schritt Leere lagen jetzt zwischen ihnen, darunter ein Abgrund von fünfzig, sechzig Metern.
    Junis wandte sich an Tarik. »Du hast doch nicht etwa vor, sie gegen ihren Willen zurück nach Samarkand zu bringen?«
    »Nein«, hörte Tarik sich sagen und ballte im Muster die Hand zur Faust. »Ich gehe mit euch nach Bagdad.«
    Sabatea hob eine Augenbraue, nicht überrascht, nur amüsiert, als hätte sie seine Reaktion längst vorausgesehen. Ihm würde noch genug Zeit bleiben, darüber nachzudenken, ob und wie sie ihn zu dieser Entscheidung getrieben hatte. Eine Entscheidung, die er vor einer Sekunde noch für seine eigene gehalten hatte.
    Dann aber musste er lächeln, als er Junis’ Gesicht sah. Wie es schien, hatte er all die unverhoffte Bruderliebe, die Sabatea bemerkt haben wollte, unten am Boden zurückgelassen.
    Tarik war es im Augenblick gleichgültig. »Wie lange habt ihr gerastet, bevor ich aufgetaucht bin?«
    »Wegen der Sanduhr?« Sabatea lachte leise. »Kommt schon, ich bitte euch! Welcher Dschinn wartet genau zwei Stunden, ehe er angreift? Eure kostbaren Uhren sind ein

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