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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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er unter all der kühlen Distanz wirklich fühlte.
    Wenn es das ist, was Magie bewirken kann, dachte er, dann ist sie es allein deshalb wert, bewahrt zu werden.
    Das Pferd sah auf, als hätte es ihn verstanden, musterte ihn kurz aus seinen dunklen Augen und wandte sich wieder dem Ifrit zu. Der Wunschdschinn nickte langsam. Tarik war sicher, dass zwischen den beiden eine Verbindung bestand, als schwebten Worte – oder Gedanken – von einem zum anderen, unhörbar für alle Übrigen.
    Und noch etwas wurde ihm schmerzlich bewusst: Wenn er bei seiner Flucht aus Almariks Haus, als der Byzantiner bewusstlos am Boden gelegen hatte, nicht nur an sich selbst gedacht hätte, dann hätte er all das hier verhindern können. Er hätte nur die Flasche an Almariks Gürtel öffnen und den Ifrit befreien müssen.
    Das lautlose Zwiegespräch zwischen Ifrit und Zauberpferd endete. Tarik blickte über die Schulter. »Nicht du hast es gerufen, Khalis – er war das.«
    Die Schatten um die Augen des Magiers vertieften sich, aber er schwieg, weil er die Wahrheit bereits erkannt hatte.
    Der Ifrit winkte Tarik heran, und seine zuckenden Augen suchten auch Sabatea. »Du… geholfen«, sagte er mit raspelnder Stimme zu ihr, als sie sich gemeinsam mit Tarik vorbeugte. Das Pferd machte einen klappernden Schritt zurück und schien dabei argwöhnisch Almarik im Auge zu behalten.
    Sabatea schenkte dem sterbenden Ifrit ein Lächeln.
    »Almarik!«, erklang hinter ihnen die Stimme des Magiers. »Die Fessel!«
    Der Byzantiner zögerte. Abermals erklang das Scharren seines Kettenhemds. Der Glutstrang erzitterte einmal mehr, dann löste sich der leuchtende Reif vom Hals des Ifrit und schlängelte sich aus eigener Kraft über den Boden zurück in die Kupferlampe.
    Der Ifrit stöhnte. »Euch… vertrauen«, wisperte er. »Pferd wird euch Weg nach Skarabapur… zeigen.« Das Zauberross scharrte zur Bestätigung mit einem Huf. »Es wird euer… Freund. Wie es mein Freund war. Nur… ein Versprechen. « Dabei blickte der Wunschdschinn Tarik an. Er sprach jetzt so leise, dass keiner außer ihm und Sabatea die Worte verstehen konnten.
    Tarik nickte zögernd.
    »Näher«, stöhnte der Ifrit.
    Tarik gehorchte. Kaum eine Handbreit trennte ihn jetzt noch vom Gesicht des Wunschdschinns.
    »Versprich… dass… tötest.« Der Ifrit schien jetzt kaum noch Luft zu bekommen, jeder Atemzug kostete ihn ungeheure Kraft. »Den Jäger… du tötest. Versprich!«
    Hinter ihnen fragte Almarik misstrauisch: »Was sagt er?«
    Die Klaue des Ifrit schloss sich schmerzhaft fest um Tariks Unterarm. »Versprich!«
    Tarik spürte Sabateas Blick auf seinem Gesicht, aber er sah sie nicht an. Seine Augen blieben fest auf den Ifrit gerichtet.
    »Ich verspreche es«, flüsterte er. »Du hast mein Wort.«
    Der Ifrit lächelte wieder, jetzt mit geschlossenen Lippen, als wollte er ihnen den Anblick seiner Hauer ersparen. Seine Pupillenschlitze weiteten sich zusehends.
    »Wir wirklich… Freunde.« Wie das Echo eines fernen Wisperns.
    Sabatea begann lautlos zu weinen.
    Die Klaue des Ifrit rutschte an Tariks Arm hinab. Die Konturen seines Gesichts verschwammen, dann auch die seines Körpers. Er löste sich auf, verblasste wie Nebel. Zuletzt verschwand sein Lächeln, ein rotweißer Halbmond im Dämmerlicht.

 
Vor der Schlacht
 
 
    »Jibril hat mir alles erzählt«, sagte Junis, als er am Abend vor dem Angriff Maryams Zelt betrat.
    »Alles?«, fragte sie, ohne von der vergilbten Karte aufzublicken, die sie vor sich am Boden ausgebreitet hatte. Darauf waren die Pässe und Wasserläufe des Zagrosgebirges aufgezeichnet, ein heilloses Durcheinander aus Verästelungen und Symbolen. Noch bevor Junis antworten konnte, seufzte sie leise: »Welchen Sinn hat es, Karten zu zeichnen, wenn man mit ihnen nicht mal eine Pilgerfahrt planen kann, geschweige denn eine Schlacht?« Sie fegte den Dolch beiseite, der das eine Ende am Boden beschwert hatte. Sofort rollte sich das Pergament zusammen.
    »Sieht aus, als wären wir gut vorbereitet«, bemerkte er.
    Sie ignorierte seinen ironischen Ton. »Was hat Jibril dir erzählt?«
    »Eine Menge wirres Zeug. Aber für ihn schien das alles einen Sinn zu ergeben.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Ja«, sagte er, »das hab ich befürchtet.«
    Junis blieb neben der Mittelstange des Zeltes stehen. Kissen lagen im Kreis verteilt am Boden und verrieten, dass Maryams Beratung mit ihren Unterführern erst vor wenigen Minuten zu Ende gegangen war. Es roch nach Schweiß und

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