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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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drei verbliebenen aufrechten Finger. »Tausendmaltausendmaldrei«, verfiel er in einen albernen Singsang.
    »Bitte«, sagte Tarik zum Ifrit, als er bemerkte, dass Almarik bereits ungeduldig an der Lampe rieb und die quälende Fessel abermals zuziehen wollte. Noch vor Stunden hätte er es für unmöglich gehalten, dass er einen Dschinn jemals um etwas bitten würde. »Sag mir, wo wir den Dritten Wunsch finden können.«
    »Skaaa«, fauchte der Ifrit. »Skarabaaa…«
    »Skarabäus?«, fragte Sabatea stirnrunzelnd.
    »Skaraba… pur«, brachte der Ifrit hervor. »In Skarabapur…«
    Almarik nahm die Hand von der Kupferlampe. »Unmöglich!«
    »Skarabapur ist eine Legende«, flüsterte Sabatea. »Nur ein Mythos.«
    Ein Klappern ertönte vom Eingang der Kammer. »Ein Mythos wie die Hängenden Städte der Roch«, sagte Khalis. »Ein Mythos wie der vom besten Teppichreiter zwischen Bagdad und Samarkand.«
    Tarik drehte sich nicht zu dem Magier um. »Selbst wenn es existierte, Khalis – kennst du den Weg dorthin?« Er bekam keine Antwort und schüttelte verächtlich den Kopf. »Niemand kennt den Weg nach Skarabapur.«
    Sabatea berührte ihn an der Hand. »Sieh doch!«, flüsterte sie.
    Er wandte sich um und blickte an ihr und Almarik vorbei zu Khalis.
    Der Hofmagier war nicht allein gekommen. Hinter ihm, im Fackelschein draußen auf dem Gang, stand ein hoher, schlanker Umriss. Ein leises Schnauben erklang, dann wieder das nervöse Klappern.
    Der Byzantiner fluchte. Sabatea aber stand langsam auf, ungeheuer behutsam.
    Der Ifrit atmete scharf ein und wieder aus. Als Tarik ihn ansah, entdeckte er Tränen in den dunklen Augen des Wunschdschinns.
    Khalis machte einen Schritt beiseite und bedeutete seinem Begleiter einzutreten, mit einer Geste, die beinahe demutsvoll wirkte.
    Draußen im Saal öffnete und schloss das Elfenbeinpferd seine Schwingen, scheute kurz, als Almariks Kettenhemd klirrte, trabte dann aber an dem Magier vorbei ins Innere der Kammer. Tarik war sicher, dass es etwas Vergleichbares nie zuvor gegeben hatte. Elfenbeinpferde – selbst jene, die in Städten lebten – betraten niemals die Gebäude der Menschen. Schon gar nicht eine Kammer wie diese, in der es keine Möglichkeit zur Flucht gab.
    »Ich habe es gerufen«, sagte Khalis leise, um das Pferd nicht zu erschrecken, »und es ist gekommen.« Noch leiser und sehr gedehnt fügte er hinzu: »Ist das nicht erstaunlich?«
    Tarik suchte nach ähnlichen Fesseln wie beim Ifrit, aber da war nichts. Das Zauberpferd war tatsächlich aus freien Stücken hier. Die Vorstellung, dass es an Khalis’ Seite durch zwei Säle und ebenso viele düstere Korridore getrabt war, erschien derart aberwitzig, dass dagegen selbst der gefangene Ifrit und all das Gerede über Dritte Wünsche verblassten.
    Nicht einmal Almarik bewegte sich, als das Pferd mit majestätischen Schritten an ihm vorübertrottete. Mit dem Elfenbeinross drang auch sein charakteristischer Geruch in die Kammer, jenes eigentümliche Gemisch aus Pferdestall, Schmierfett und einem unerklärlichen Hauch von Zimt. Seine Glieder surrten und klickten leise, als wären im Inneren seines Leibes filigrane Seilzüge, Riemen und Rädchen am Werk. Dennoch machte es keinen Augenblick lang den Eindruck von etwas Mechanischem, Künstlichem. Jeder von ihnen bemerkte die zu großen Gelenke mit ihren fellbewachsenen Achsen, und doch war allen instinktiv klar, dass sie eine höhere, perfekte Form von Leben vor sich hatten.
    Tarik riss sich vom Anblick des geflügelten Rosses los und warf Almarik einen misstrauischen Blick zu. Der Byzantiner verhielt sich nach wie vor still. Womöglich wagte nicht einmal er es, Hand an ein Zauberpferd zu legen. Zum ersten Mal entdeckte Tarik in den Augen des Mannes etwas anderes als Überheblichkeit und Kälte: Ehrfurcht.
    Das weiße Ross blieb vor dem Ifrit am Boden stehen, beugte das Haupt und stieß ihn mit den Nüstern an. Der Wunschdschinn weinte jetzt ganz offen und schenkte seinem Gefährten ein verzerrtes Lächeln. Er streckte eine zitternde Klaue aus, strich mit gekrümmtem Finger sachte über die Blesse des Zauberpferdes und raunte etwas in einer Sprache, die keiner der Menschen verstand.
    Tarik hatte das Gefühl, Almarik auf der Stelle töten zu müssen für das, was er der gequälten Kreatur angetan hatte. Er schämte sich, weil erst das Elfenbeinross den Anstoß zu dieser Empfindung gab, als hielte es ihm – und vielleicht ihnen allen – einen Spiegel vor, der ihn erkennen ließ, wie

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