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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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verlassen, wäre es doch sehr viel sinnvoller, zurück zur Wurzel zu gehen – zur Ursache der unerfüllten dritten Wünsche. Warum können die Ifrit ihre Wunschmacht nicht mehr ausschöpfen?
    Was hindert sie daran, statt zweien gleich alle drei Wünsche der Menschen zu erfüllen, so wie sie es früher getan haben? Fände der Byzantiner darauf eine Antwort, wäre ihm die Gunst und Dankbarkeit des Rings gewiss.«
    »Seine Auftraggeber müssen an allerhöchster Stelle sitzen, sonst würde er kaum im Palast ein und aus gehen und mit der Falkengarde reiten.«
    Der Kaufmann nickte. »Demnach gehört mindestens ein Mitglied des Rings zum Hofstaat des Kalifen.«
    »Weißt du, wer das sein könnte?«
    »Ich könnte Nachforschungen anstellen lassen.«
    »Was würde mich das kosten?«
    Im Auf- und Abgehen hob der Alte abwehrend die Hand. »Männer wie Kabir der Knüpfer und dein Vater Jamal, Männer wie ich – wir sind Gauner vom alten Schlag. Wenn heute Jamals Sohn mit dem Segen Kabirs und leeren Taschen zu mir kommt, werde ich ihn nicht fortschicken.«
    Tarik hatte Zweifel an der aufrichtigen Großzügigkeit des Kaufmanns, konnte es sich auf der anderen Seite aber nicht leisten, das Angebot auszuschlagen. Zudem gab es noch etwas, das ihn beschäftigte: »Falls es den Jägern tatsächlich gelungen ist, einige Ifrit einzufangen und an den Ring auszuliefern, warum sind dann nicht all die uneingelösten dritten Wünsche längst erfüllt? Wer einen Ifrit gefangen nehmen kann, der wird ihn sicher auch dazu zwingen können, Wünsche zu erfüllen.«
    Mit einem Ruck blieb der alte Mann stehen. »Es sei denn, die Wunschmacht aller Ifrit wäre verloren gegangen – wenn die Jäger sie zwar zum Ring brächten, aber keiner von ihnen mehr in der Lage wäre, die Wünsche der Mitglieder zu erfüllen.«
    Tarik war in die Ära des Dschinnkrieges hineingeboren worden, und wie für alle anderen, die mit der Bedrohung durch die Dschinne aufgewachsen waren, gab es auch für ihn vor allem eine Ursache für jede Art von Übel. »Wilde Magie?«, fragte er düster.
    Der Kaufmann verzog zweifelnd das Gesicht und rieb sich den Nacken. »Ihr Ausbruch und das Auftauchen der Dschinne liegen mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Die Ifrit aber haben noch lange danach Wünsche erfüllt. Was immer also dafür verantwortlich ist, dass sie es heute möglicherweise nicht mehr können, ist erst vor einiger Zeit eingetreten. Irgendeine… Veränderung.« Der Kaufmann strich mit der Hand an seinem wolligen Bart hinab. »Wer weiß, ob nicht noch anderes davon betroffen ist.«
    »Was meinst du?«
    »Etwas macht den Dschinnfürsten zu schaffen, das hast du selbst gesagt. Amaryllis hat von einem dritten Wunsch gesprochen oder vielmehr dem Dritten Wunsch. Es schien ihm Sorge zu bereiten, dass deine Freundin etwas über den Dritten Wunsch wissen könnte. In Anbetracht der Tatsache, dass der Großangriff der Dschinne bevorsteht und Amaryllis eine der treibenden Kräfte im Hintergrund war… nun, es muss einen Zusammenhang zwischen alldem geben. Die Wunschmacht der Ifrit, das Mädchen Maryam, der Narbennarr – und das letzte Aufgebot der Dschinne, um uns Menschen ein für alle Mal von der Welt zu fegen.«
    Tarik sah den alten Mann nachdenklich an und starrte zugleich durch ihn hindurch. »Warum gerade Maryam?«, flüsterte er heiser. »Falls sie wirklich noch lebt – wo steckt sie dann? Und was hat sie mit den dritten Wünschen der Ifrit zu schaffen?«
    Der Kaufmann schüttelte den Kopf. »Frag nicht nach Maryam, darauf wirst du hier keine Antwort finden. Frag nach Amaryllis! Was hat er zu dir gesagt, bevor er starb? Wovor hatte er Angst? Was war seine größte Furcht?«
    Tarik strich mit den Fingerspitzen über die raue Wölbung der Augenklappe.
    In den Blick des Kaufmanns trat ein erwartungsvolles Funkeln. »Was genau hat Amaryllis gesehen?«

 
Unter Stürmen
 
 
    Tanzende Tornados schützten das Lager der Sturmkönige vor den Gefahren des Dschinnlandes: haushohe Trichter aus Wind und Staub, eine wirbelnde Kette entfesselter Naturgewalten. Dazwischen eine Ansammlung von Zelten, wie sie einst die Nomadenstämme der Karakumwüste benutzt hatten. Heute lebten darin jene Männer und Frauen, die sich der Rebellion gegen die Dschinne verschrieben hatten – ein Haufen windgegerbter, sonnenverbrannter Gestalten, die so selbstverständlich auf den Stürmen ritten wie Jamals Söhne auf ihren fliegenden Teppichen.
    Junis saß vor dem Zelt, in dem er mit sechs anderen

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