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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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anpasste.
    Gleich darauf huschte der Kali-Assassine davon, links den Gang hinab, aufrecht auf zwei Beinen, während jetzt alle sechs Hände Schwerter hielten, zwei nach vorn gerichtet, vier über dem Schädel gekreuzt wie die Pose eines Götzenstandbilds.
    Noch zwei, drei Augenblicke lang starrte sie auf die zerrissenen Seidenvorhänge, dann drehte sie sich zitternd um, das Gesicht in Flugrichtung – und entdeckte, dass es am Himmel über den Palastgärten nur so von fliegenden Teppichen wimmelte. Die Falkengarde suchte aus der Luft die Wege und Wiesen ab, während am Boden Fackelträger durch die Palmenhaine streiften. Am Ufer eines Teichs brannte ein Feuer – Flammen leckten über den Kadaver eines Kali-Assassinen, während die umstehenden Männer mit Lanzen in dem Leichnam stocherten.
    Sabatea zitterte am ganzen Leib, als sie den Teppich immer höher steigen ließ. Irgendwann wurde ihr klar, dass sie abstürzen würde, wenn sie ihren Aufstieg nicht abbrach. Es grenzte an ein Wunder, dass die Garde sie noch nicht abgefangen hatte, vielleicht weil die Soldaten andere Sorgen hatten als eine junge Frau im Nachthemd auf einem fliegenden Teppich.
    Sie wusste, dass alles gegen eine Flucht sprach, aber in diesem Augenblick konnte sie nicht anders. Vor ihr lag das Gassenlabyrinth der Stadt, dahinter die offene Wüste. Das Dschinnland. Sie würde nirgends sicher sein, aber im Moment spielte das kaum eine Rolle. Tarik war irgendwo dort draußen. Sie konnte an nichts anderes denken, nicht einmal an ihre eigene Sicherheit. So durfte es zwischen ihnen nicht zu Ende gehen, nicht mit der gewaltsamen Trennung vor dem Thron des Kalifen und Tariks fehlgeschlagenem Versuch, sie zu befreien. Wenn es denn in einer Katastrophe enden sollte, dann in einer, für die sie selbst verantwortlich waren – das passte besser zu ihnen, als an äußeren Zwängen zu scheitern. Der Gedanke brachte sie trotz allem zum Lächeln.
    Frierend konzentrierte sie sich wieder auf das, was vor ihr lag. Der offene Nachthimmel, durchzogen von fauchenden Fackelbahnen. Die Schatten der tiefen Gassen. Dächer, auf denen sich Elfenbeinpferde vor menschlichen Augen verbargen – warum dann nicht auch sie?
    Noch immer war sie weit davon entfernt, neue Hoffnung zu schöpfen. Dennoch weigerte sie sich, Tarik oder gar sich selbst aufzugeben, und es spielte keine Rolle, ob sie es dafür mit der Falkengarde oder den Todesschwadronen der Dschinnfürsten aufnehmen musste.
    Der Teppich schwebte hoch über den Gärten, weit mehr als hundert Meter. Viel höher hinauf war unmöglich, dann würde das Knüpfwerk an Festigkeit verlieren. Aber sie war wild entschlossen, das Risiko einzugehen, wenn sie dadurch außerhalb der Sichtweite der Patrouillen blieb.
    Ein Blick über die Schulter zeigte ihr, dass es auf den Kuppeln des Palastes jetzt von Soldaten mit Fackeln nur so wimmelte. Die Flammen spiegelten sich auf den mächtigen Kupferbuckeln, ließen die Dächer weithin erstrahlen, als glühten sie von innen heraus. Es war ein betörend schöner Anblick, der leicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass dort unten wahrscheinlich noch immer Männer um ihr Leben kämpften. Vielleicht waren doch mehr als nur die beiden Kali-Assassinen aus ihrem und dem Nebengemach in den Palast eingedrungen. Die Suche wurde mit jeder Minute weiter über die Gärten ausgeweitet. Einige Teppiche hatten sich kampfbereit zu stilisierten Tieren gefaltet. Hinter den Fenstern und offenen Terrassenbögen des Palastes huschten Dutzende Fackeln umher.
    Nicht mehr weit bis zu der hohen Wehrmauer, deren Zinnen die Gartenanlagen von Bagdads Gassen trennten. Die meisten Teppichreiter der Garde schwebten niedrig über den Palmen und Akazienwipfeln, aber eine Handvoll kreuzte auch hier oben. Sabatea fragte sich, wie die Kreaturen überhaupt in die Stadt eingedrungen waren. Konnten sie fliegen wie die Dschinne? Oder waren sie wie Spinnen mit ihren acht Gliedern an den Mauern emporgekrochen? Beides beunruhigte sie, weil es ihr einmal mehr zeigte, dass sie kaum etwas über die wahre Macht der Dschinne wusste.
    Sie versuchte keine waghalsigen Manöver. Damit hätte sie erst recht die Aufmerksamkeit der Soldaten erregt. Stattdessen lenkte sie den Teppich in gerader Bahn auf den Rand der Gärten zu. Aus dem Dächergewirr der Stadt stiegen ihr die Gerüche erloschener Herdfeuer und Kloaken entgegen, aber auch der Duft von Gewürzlagern und parfümiertem Lampenöl. Ihre Furcht wandelte sich allmählich in Erregung. Sie

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