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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Respekt, vielleicht sogar Furcht einflößten, dann musste es sich um jemanden handeln, der in Bagdads Hierarchie hoch oben an der Spitze stand.
    »Es ist Khalis«, sagte der Kaufmann.
    »Der Berater des Kalifen?« Die Gestalt, die er dabei vor sich sah, war verschwommen. Er hatte diesen Khalis neben Haruns Thron im Audienzsaal stehen sehen, alt, aber hochgewachsen, mit einem weißen Bart, der über seine nachtblaue Robe fiel. Sein Gesicht war in Tariks Erinnerung kaum mehr als ein grauer Fleck mit schattigen Augen.
    »Der Hofmagier des Kalifen«, verbesserte ihn der Kaufmann. »Berater nennt sich nur er selbst.«
    »Welche Stellung hat er im Ring des Dritten Wunsches?«
    »Ich glaube nicht, dass diese Leute so etwas wie einen Führer haben. Dazu sind sie zu eitel und zu verliebt in die eigene Macht. Ich könnte Vermutungen anstellen, was einige der anderen angeht, aber um ehrlich zu sein: Ich habe alle Nachforschungen abbrechen lassen, nachdem man mir Khalis’ Namen gebracht hat. Mit ihm willst auch du dich nicht anlegen, Junge, glaub mir das.« Er tippte mit dem Finger gegen einen Käfig. Die Nachtigall hinter dem Gitter sprang heran und rieb zutraulich den Schnabel an seiner Fingerkuppe. »Dafür, dass ich dir auch nur diesen Namen genannt habe, hätte dein Vater mir den Hals umgedreht.«
    »Wäre ihm das denn gelungen?«
    Der Stumme Kaufmann wandte sich von dem Käfig ab und sah Tarik ernst an. »Khalis würde es gelingen, wenn ich mich weiter in seine Angelegenheiten mische. Zumindest will ich es nicht darauf ankommen lassen.«
    »Wenn du wirklich glaubst, ich erzähle aller Welt, von wem ich seinen Namen bekommen habe… warum machst du es dann mit mir nicht genauso wie mit den anderen, die ihren Mund nicht halten konnten?« Er stellte die Frage ohne jede Ironie, und so verstand sie auch der Kaufmann.
    »Ich habe darüber nachgedacht«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich dir vertrauen werde. Aber du wirst trotzdem nicht auf mich hören.«
    »Ich kann das nicht einfach auf sich beruhen lassen. Es geht nicht.« Wenn der Dritte Wunsch eine mögliche Waffe war gegen das, was vom Narbennarren in ihm weiterlebte, dann musste er alles darüber erfahren.
    »Diese Sache«, sagte der Kaufmann mit einem Seufzen, »ist größer, als du ahnst. Wenn die Dschinne den Dritten Wunsch tatsächlich fürchten… oder fürchten, dass wir Menschen zu viel darüber erfahren… dann sollten wir uns davon fernhalten. Und es ist kein gutes Zeichen, dass Männer wie Khalis ihre Hände dabei im Spiel haben.« Ein resigniertes Kopfschütteln. »Man sagt, er habe seine eigene Tochter bei einem seiner magischen Rituale verloren.«
    »Verloren – oder geopfert?«
    Der Stumme Kaufmann hob resigniert die Schultern. »Khalis ist kein Dämon, wenn du das meinst. Er ist kein Teufel, der sich das Vertrauen des Kalifen erschlichen hat. Das sind Gestalten aus den alten Märchen, nicht hier bei uns in der wirklichen Welt. Was Khalis will, mag gut sein. Aber das muss nicht bedeuten, dass du oder ich oder sonst wer ihm dabei nicht im Weg stehen könnten.« Der Stumme Kaufmann hob wieder den Körnersack vom Boden, klemmte ihn unter seinen linken Arm und zog mit der Rechten die kleine Schaufel heraus. »Und jetzt musst du gehen.«
    »Ich danke dir für deine Hilfe.«
    »Du bist niemals hier gewesen.« Er wandte sich dem ersten Käfig zu und schüttete Futter von der Schaufel in einen winzigen Trog. »Und, Tarik – sieh zu, dass es auch in Zukunft so bleibt. Egal, was geschieht, diese Tür ist ab heute für dich verschlossen.«
    Tarik nickte, machte einen Schritt rückwärts, dann fuhr er herum und verließ die Halle der Nachtigallen. Nachdenklich folgte er den unterirdischen Gängen zurück an die Oberfläche.
    Wasserdampf schlug ihm entgegen. Feuerbecken brannten in der Düsternis, Flammen spiegelten sich auf verschwitzter Haut. Halbnackte Männer und Frauen schoben sich aus den Schwaden und verschwanden wieder darin.
    Mehrfach hatte er das Gefühl, dass ihn Augen beobachteten, blasse Geistergesichter, die sofort wieder mit den Dämpfen verschmolzen. Er war froh, als er endlich im Freien stand.
    Aber auch dort: fiebrig zuckende Fackeln, dichter Rauch von Ständen, die gebratenes Fleisch verkauften. Stimmen aus allen Richtungen. Fremde Blicke, die ihn streiften und wie Gerüche an ihm haften blieben.
    Vor dem Badehaus bog er um eine Ecke. Jemand kam ihm entgegen. Es war zu spät, um auszuweichen. Mit einem

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