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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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führe euch zurück an die Oberfläche.«

 
Enthüllungen
 
 
    »Wartet!« Tarik blieb stehen, trotz des Lichtscheins in der Ferne. Die erste Ahnung von Helligkeit seit einer Ewigkeit. Er rührte sich nicht mehr von der Stelle und hielt auch Sabatea zurück.
    »Was ist?«, fragte Nachtgesicht. »Hier ist keiner außer uns.«
    »Wohin führt dieser Weg?«
    »Nach draußen, natürlich.«
    »Wohin genau?«
    »In die Nähe der westlichen Stadtmauer, nicht weit vom Gewürzmarkt.« Im schwachen Gegenlicht war nur der massige Umriss des Afrikaners zu erkennen, nicht sein Gesicht.
    »Könntest du uns auch zum Palast führen?«, fragte Tarik. »Durch die Katakomben?«
    »Was?«, entfuhr es Sabatea und ihrem Führer wie aus einem Mund.
    »Kennst du den Weg dorthin?«, fragte Tarik.
    Nachtgesicht zögerte. »Ich bin selbst nie dort gewesen. Ich weiß nur, in welche Richtung man gehen muss.«
    »Ja«, schnaubte Sabatea. »In die, aus der ich gekommen bin. Und zwar aus gutem Grund.«
    »Würdest du den Weg zurück finden?«, fragte er sie.
    »Nein!«
    »Wirklich nicht?«
    »Liebe Güte, Tarik!« Ihr Unverständnis wurde innerhalb eines Atemzuges zu Zorn. »Du kannst nicht… ich meine, so geht das nicht! Du bist nicht mehr allein auf deinem fliegenden Teppich im Dschinnland. Wenn du etwas von anderen willst, dann, verdammt noch mal, mach den Mund auf und erklär uns, warum!«
    »Ich muss jemanden finden und mit ihm sprechen.«
    »Im Palast?«, fragte Nachtgesicht, als wäre dies das Abwegigste, das ihm je zu Ohren gekommen war.
    »Den Hofmagier«, sagte Tarik. »Khalis.«
    Aus der Finsternis drang Sabateas leises Keuchen zu ihm herüber.
    Nachtgesicht schüttelte sich. »Khalis!«
    »Kennst du ihn?«
    »Ich kenne Khalis«, sagte Sabatea leise, einen gefährlichen Umschwung ihres Tonfalls in der Stimme, der Tarik irritierte. »Ich bin ihm ein paar Mal begegnet. Er hat mich beobachten lassen, die ganze Zeit über. Er war ganz versessen darauf, dass der Kalif mich hinrichten lässt.«
    »Du musst mich nicht begleiten.« Tarik zwang sich, die Worte auszusprechen, und er wusste im selben Moment, dass es ein Fehler war. Natürlich wollte er, dass sie bei ihm blieb, und das hätte er ihr sagen müssen, nichts anderes.
    »Nur der Neugier halber«, entgegnete sie kühl, »was hast du mit Khalis zu schaffen?«
    »Ich muss mit ihm reden. Es hat mit« – er zögerte kurz, weil er vor Nachtgesicht nicht die ganze Wahrheit offenbaren wollte –, »mit meinem Auge zu tun.«
    Der Afrikaner rang die Hände und knurrte etwas Unverständliches.
    Sabatea aber verstand – nur machte es das nicht besser. »Manchmal ist es klüger, einfach davonzulaufen, Tarik. Du kannst nicht dein ganzes Leben lang gegen Wände anrennen. «
    Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Bevor ich dir begegnet bin, war ich ganz zufrieden damit, den Wänden zuzuprosten und in eine andere Richtung zu gehen. Du warst diejenige, die -«
    »Ich weiß, dass ich die Schuld trage an dem, was dir und Junis zugestoßen ist«, sagte sie. »Ich weiß das, Tarik. Du musst mir nicht -«
    »Das meine ich gar nicht. Du warst diejenige, die mich daran erinnert hat, dass es richtig ist, sich den Dingen zu stellen, statt ihnen auszuweichen und es anderen zu überlassen, sich damit herumzuschlagen. Also erzähl mir jetzt nichts vom Davonlaufen.«
    Wieder schwieg sie. Noch mehr als zuvor wünschte er, im Dunkeln ihr Gesicht sehen zu können. Es zu berühren.
    Nachtgesicht stöhnte auf. »Wovon, bei den tausend Gnaden Allahs, sprecht ihr zwei da eigentlich?« Nach kurzer Pause fügte er hinzu: »Und wie wär’s, wenn ihr das draußen weiter bereden würdet?«
    »Ich will dich da nicht mit hineinziehen, Nachtgesicht«, sagte Tarik. »Ich bitte dich nur noch um eines: Führe mich irgendwohin, von wo aus ich den Weg in den Palast allein finden kann. Das ist alles.«
    Da war es wieder – allein. Warum zum Teufel konnte er Sabatea nicht einfach sagen, dass er sie bei sich haben wollte, jetzt und für immer? Die ganzen letzten Tage hatte ihn die Trennung von ihr halb wahnsinnig gemacht, und nun wollte er sie aus freien Stücken fortschicken? Um wen zu schützen – sie oder vielmehr sich selbst? Vor einem weiteren Verlust, den er nicht ertragen konnte? Als sie im Palast gefangen gewesen war, war er kurz davor gewesen, wieder in seine alten Gewohnheiten zurückzufallen, das Verlierergehabe, die Ablehnung von allem und jedem, die Gewalt um der Gewalt willen.
    »Du musst dich entscheiden«, sagte

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