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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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weiß er, wovon wir reden. Und was ihr ihm vorwerft.«
    »In diesem Augenblick«, wiederholte Sabatea, »hat er eine ganze Menge Anderes zu tun.« Sie deutete auf die endlosen Schwadronen von Dschinnkriegern, die sich mit Todesverachtung in die Ausläufer des Wirbelsturms stürzten, ihre Lanzen ins Herz des Windtrichters schleuderten und ihm ganze Rudel aus Schwarmschrecken entgegenwarfen. Die Glasmauern rund um ihr Versteck verdeckten einen Teil der Schlacht, die dort tobte, aber zumindest den oberen Teil des Sturms konnten sie nun auch vom Boden aus sehen. Er kam noch immer näher, jetzt aber verlangsamt durch die Pulks aus Gegnern, die ihm kaum etwas anhaben konnten, aber seine Aufmerksamkeit ablenkten und es nötig machten, dass er einen Teil seiner Kräfte zu seiner Verteidigung aufwendete.
    Nachtgesicht schüttelte abermals den Kopf und traf eine Entscheidung. »Pass auf Ifranji auf«, rief er Sabatea zu.
    Die beiden Frauen mussten zurückweichen, um nicht erfasst zu werden. Im nächsten Augenblick stieg Nachtgesicht im Inneren der Säule in die Höhe, und schon Sekunden später raste er in einem Wirbelsturm davon. Der Fuß des Trichters wurde breiter, je weiter er sich von ihnen entfernte.
    Ifranji stand die Angst um ihren Bruder ins Gesicht geschrieben. »Er glaubt doch nicht, dass ich hier sitzen bleibe und zusehe, wie er sich umbringt!«
    Sabatea suchte Khalis’ Teppich am Himmel, und als sie ihn fand, stellte sich zumindest kurz eine gewisse Genugtuung ein.
    Die Dschinne hatten den Magier entdeckt und attackierten ihn. Der Körper seiner Tochter war von hier unten aus auf dem Teppich nicht zu sehen, aber Khalis wehrte sich mit solcher Entschlossenheit, dass Sabatea wenig Zweifel hatte, dass Atalis bei ihm war. Womöglich hatten sie alle den alten Mann unterschätzt. Jetzt, da er den Schutzzauber um den Honigschrein nicht mehr aufrechterhalten musste, fand er zurück zu seiner früheren Macht. Er musste dem Teppich befohlen haben, in gerader Linie in die Richtung der Kuppelruine zu fliegen, denn er hatte die Hand aus dem Muster gezogen, hielt beide Arme ausgestreckt und sandte den herankommenden Dschinnen unsichtbare Kraftstöße entgegen. Die Krieger wurden davon erfasst und vom Himmel gewischt wie Kreidestriche. Wer getroffen wurde, geriet ins Trudeln und stürzte schreiend in die Tiefe, geradewegs in die blitzenden Glasklingen der Trümmer.
    »Sieh dir das an!«, rief Sabatea.
    Ifranji aber blickte noch immer ihrem Bruder nach, der in einem wilden Zickzack in seinem Wirbelsturm durch die Ruinen jagte. Er fiel einem Schwarm Dschinne in den Rücken, der sich in diesem Augenblick dem ungleich größeren Sturm Jibrils näherte.
    Sabatea packte Ifranji am Arm und riss sie herum. Widerwillig folgte die Diebin ihrem Blick.
    Immer mehr Dschinne konzentrierten ihre Angriffe jetzt auf Khalis, zu viele, als dass er sie alle mit seinen magischen Kräften hätte aufhalten können. Die Sorge um seine Tochter ließ ihn unvorsichtig werden. Was er dort tat, folgte keinem ausgeklügelten Plan, nur purer Verzweiflung; er musste die leblose Atalis wiederbeleben, bevor ihr Körper endgültig verfiel. Noch hielt er den Angriffen stand, aber es war nur eine Frage der Zeit, ehe ihn die Dschinne allein durch ihre Masse überwältigen würden.
    »Gut«, stellte Sabatea fest. »Noch einer, der sie ablenkt.« Ein wenig von ihrer alten Kaltschnäuzigkeit kehrte zurück. Tariks Verschwinden hatte sie weit mehr mitgenommen, als sie sich eingestehen wollte. Ihr fiel nur ein einziger Ort ein, an dem sie eine Chance hatte, ihn wiederzusehen.
    Ifranjis Stimme krächzte. »Was hast du vor?«
    Sabatea deutete zur Kuppelruine und dem riesigen Knochenthron. »Jeder von ihnen will mit aller Macht dorthin, koste es, was es wolle… Khalis, Jibril, die Dschinne.«
    »Der Narbennarr.« Ifranjis Augenbraue zuckte nach oben. »Und Tarik.«
    »Komm mit mir oder bleib hier. Nachtgesicht kannst du im Moment ohnehin nicht helfen.«
    Ifranji versuchte ein schiefes Lächeln. »Glaubst du, das hat er mit ›auf mich aufpassen‹ gemeint?«
    Sabatea lief los. Schon nach den ersten Schritten war Ifranji neben ihr. Gemeinsam verließen sie den Schatten der Glastrümmer und überquerten den freien Streifen bis zur Kante des Splittergrabens. Nur wenige Meter vor ihnen lag die Glasbrücke, die hinüber zur Kuppelruine führte.
    »Wenn du blutest«, knurrte Ifranji, »dann glaub ja nicht, dass ich dich anrühre.«
    Die Brücke war ein schmaler gläserner

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