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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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den Kopf schräg, blickte fast neugierig auf ihn herab. Dann pulste ein Stoß verheerender Macht aus ihren Armen in den Körper des alten Mannes. Gleich darauf war die gesamte magische Blase von innen mit rotschwarzem Blut ausgekleidet, schwebte wie eine scharlachfarbene Kugel über dem Splittergraben. Als sie sich einen Atemzug später auflöste und die Überreste des Magiers zu Boden prasselten, stand Atalis allein in der Luft. Oberhalb der Scherben stieß sie die Arme steil in die Höhe und drehte sich um.
    Während sie ihr Zerstörungswerk fortsetzte, sank sie mit den nackten Fußsohlen auf die besudelten Splitter des Grabens hinab. Als könnten ihr die Spitzen und Kanten nichts anhaben, schritt sie aufrecht über das Glas hinweg zum Rand und nutzte das furchtsame Zögern der Dschinne, um mit einem übermenschlichen Sprung emporzuschnellen, die Kante zu packen und sich ungeachtet aller Schnittwunden daran nach oben zu ziehen.
    Herzschläge später stand sie vor Sabatea und Ifranji und setzte sich erneut in Bewegung. Die beiden wichen zurück, lösten sich voneinander, und Atalis – in ihrem Krustenpanzer aus Blut und Sand und Honig – ging mit erhobenem Haupt zwischen ihnen hindurch.
    Ohne ihnen Beachtung zu schenken, betrat sie durch den Trümmerkranz die Kuppelruine. Ruhig, fast herrschaftlich näherte sie sich der Wunschmacht, um das Siegel der Weltenflasche ein für alle Mal zu brechen.

 
Die Heimkehr des Propheten
     
     
    Der Narbennarr frohlockte, während sich Tarik dem Knochenthron näherte.
    Zahlreiche Dschinne flogen im Schatten der schwebenden Glasscholle über dem Platz inmitten der Kuppelruine. Einige rasten im Angriffsflug heran. Tarik spürte, wie er ohne sein Zutun den Mund öffnete. Rufe in der harten, rauen Dschinnsprache drangen aus seiner Kehle. Die ersten Angreifer zauderten, verhielten mitten im Steilflug und brachen ihre Attacken nach kurzem Zögern ab. Nur einer kam näher, senkte sich rechts von Tarik auf seinem fleischigen Körperstumpf zu Boden und neigte in Demut das Haupt.
    Tarik hielt Ausschau nach seinem Spiegelbild, sah sich aber nur verzerrt auf dem sandigen, zerschabten Glasboden.
    Der Narbennarr spürte, was in ihm vorging. »Sie wissen, was wir sind. Sie fürchten mich. Keiner von ihnen wird sich uns in den Weg stellen.« Als er Tariks Widerstand gewahr wurde, lachte er ihn aus. »Auch du nicht, Tarik. Nicht nur, weil du nicht stark genug bist, sondern weil du in deinem Herzen weißt, dass ich das Richtige tue. Skarabapur muss endgültig fallen. Das, was von dieser Stadt noch übrig ist, muss für alle Zeiten aus der Welt verschwinden.«
    »Ich habe Sabatea gesehen. Hinter uns, an der Brücke.« Aber er brachte nicht die Kraft auf, sich auch nur umzudrehen und mit einem Blick zu vergewissern, dass sie unbeschadet die andere Seite erreicht hatte.
    »Wir alle müssen Opfer bringen, um diese Aufgabe zu erfüllen.«
    »Was geschieht mit dir? Wenn Skarabapur ausgelöscht wird -«
    »Dann sterbe auch ich.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Ich habe dich nie belogen, Tarik al-Jamal.«
    »Du nimmst dein eigenes Ende in Kauf, nach allem, was du bisher getan hast, um am Leben zu bleiben?«
    »Ich wollte meine Art retten, nicht mich.«
    »Das ist eine Lüge, Amaryllis. Du hast dir einen Körper aus menschlichen Gliedern erschaffen, um zu überleben. Du hast nach einem Ausweg gesucht, nach einer Flucht vor deinen eigenen Prophezeiungen.«
    »Das ist lange her. Das war, bevor ich erkannt habe, was Skarabapur uns allen angetan hat.« Der Narbennarr zwang Tarik weiterzugehen. Sie hatten bereits ein Drittel der Fläche bewältigt. Vor ihnen mochten weitere zweihundert Schritte liegen, nicht viel mehr. Dort erhob sich der gigantische Knochenthron mit dem Körper des ersten Jibril, mit der Macht des Dritten Wunsches.
    Aber da war noch etwas, das Tarik jetzt zum ersten Mal sah.
    Gestalten mit Schwingen, die sich aus dem Schatten des Throns lösten, rechts und links davon Aufstellung bezogen, zwei auf jeder Seite.
    Rochmagier. Die gefallenen Engel des Vogelvolks. Jene Verräter, die den Dschinnen geholfen hatten, die Wunschmacht im Leib dieses Kindes dort oben zu sammeln, nachdem sie zuvor den Ausbruch der Wilden Magie herbeigeführt hatten.
    »Was ist mit ihnen?«, fragte Tarik benommen.
    Amaryllis lachte, nicht mehr tief in ihm, sondern jetzt in seiner Brust, mit Tariks eigener Stimme. »Sie sind schwach. Sie besitzen Wissen, gewaltiges Wissen. Aber sie haben kaum noch die Kraft, sich in

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