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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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versuchte zugleich, das Ungetüm in seinem Rücken im Auge zu behalten.
    »Hilf ihm!«, rief Sabatea über Tariks Schulter.
    »Gestern wolltest du ihn noch umbringen.«
    »Wenn es ihn erwischt, dann mit Sicherheit auch Khalis. Und ihn brauchen wir vielleicht noch.«
    Tarik sandte einen Befehl ins Muster, spürte die Stränge rebellieren und wiederholte das Kommando mit Nachdruck. Fast schlagartig blieb der Teppich in der Luft stehen, hätte um ein Haar seine beiden Reiter abgeworfen und setzte sich nach kurzem Zögern wieder in Bewegung. Jetzt flogen sie zurück nach Westen, auf das Innere der Sandgrube und das tobende Ungeheuer zu.
    »Macht, dass ihr wegkommt!«, rief er Nachtgesicht und Ifranji über die Schulter zu, sah aber nicht mehr, ob sie gehorchten. Gleich darauf hatte er andere Sorgen.
    Khalis kam ihnen schlingernd entgegen, ein behäbiger Köder auf der Flucht vor dem rasenden, brüllenden Wurm. Der Koloss warf sich in einer schlängelnden Bewegung herum, folgte dabei mit schnappenden Kiefern Almariks Flug und schien im selben Moment zu erkennen, dass ein dritter Teppich Kurs auf ihn nahm.
    Auch Almarik sah ihn kommen, rief ihm etwas zu, das im Geschrei der Kreatur unterging, und schlug einen scharfen Haken nach Süden. Der konturlose Schädel pendelte herum, fort von Khalis, Tarik und Sabatea, und folgte dem Flug des Byzantiners. Zugleich peitschte das Hinterende unten im Sand immer höhere Wolken auf und verlieh dem Koloss nicht nur Halt, sondern trug ihn in aufrechter Haltung vorwärts. Nach Süden, hinter Almarik her. Wie eine Schlange im Korb eines Fakirs balancierte der riesenhafte Leib aufrecht in der Luft und schoss zugleich mit enormer Geschwindigkeit innerhalb der Sandgrube umher, schnell genug, um mit den Teppichreitern Schritt zu halten.
    Tarik näherte sich jener Seite des augenlosen Schädels, die er für die hintere hielt. Er erkannte keinen wirklichen Unterschied und urteilte einzig nach der leichten Beugung des Muskelturms in die andere Richtung, wo die Kiefer nach dem fliehenden Byzantiner schnappten. Mit rechts zog er sein Schwert, rief Sabatea zu, sich festzuhalten, und stieß auf die glatte Oberfläche des Schlangenleibes hinab.
    Er machte gar nicht erst den Versuch, die Klinge hineinzubohren – das wäre sinnlos gewesen. Stattdessen führte er einen langen, geraden Schnitt quer über die Wölbung, während der Teppich an dem Wesen vorüberjagte. Klare Flüssigkeit quoll über die Wundränder, gleich darauf durchmischt mit silbrigem Blut. Die Tropfen, die in alle Richtungen sprühten, glitzerten wie Diamanten.
    Abermals schrie die Schlange auf, während sie sich vor Schmerz schüttelte und dabei Tarik und Sabatea fast aus der Luft hieb. In einem verzweifelten Ausweichmanöver umrundeten sie die Kreatur, bis sie sich auf der anderen Seite befanden, dort, wo auch Almarik vor dem Ungeheuer floh. Tarik wählte denselben Kurs wie der Ifritjäger und rief ihm zu: »Zur Kante! Wir müssen es zur Kante locken!«
    Sabatea begriff, was er vorhatte. »Das Biest müsste schon verteufelt dumm sein, um darauf hereinzufallen.«
    Er sah, dass Almarik vor ihnen seine Geschwindigkeit drosselte, um ihnen Gelegenheit zum Aufholen zu geben. Als sie fast heran waren, warf er ihnen über die Schulter einen wilden Blick zu. Tarik hatte ihn noch nie so gesehen. Plötzlich war er froh, dass ihre Auseinandersetzung aufgeschoben worden war.
    Sabatea schaute sich suchend nach dem Magier um. »Khalis ist in Sicherheit«, stieß sie hervor. »Vorerst, jedenfalls. Er hat den Rand erreicht.«
    Vor ihnen tauchte die südliche Kante der Grube auf, eine unregelmäßige Steilwand aus Glas. Im Querschnitt waren die unterschiedlichen Schattierungen zu erkennen, als wäre der Sand in mehreren Glutwellen geschmolzen worden. Die Unterseite war unregelmäßig geformt, zu Zapfen, Blasen und Höhlungen geronnen.
    All das nahm er nur beiläufig wahr, als er versuchte, durch die Staubschwaden die obere Kante auszumachen. Die Glasscholle war mit unfassbarer Gewalt aus der Ebene gebrochen worden. Die verästelten Risse in der Umgebung verrieten, dass es zahlreiche fehlgeschlagene Versuche gegeben hatte, ehe schließlich einer gelungen war. Es hatte etwas merkwürdig Beruhigendes, dass auch den Dschinnen nicht alles auf Anhieb glückte.
    »Sie kommt!«, rief Almarik. »Hinter euch!«
    Tarik ließ den Teppich einen Satz nach vorn machen. Die Bestie brüllte auf. Staub wölkte bis zu ihnen empor, brannte in seinem Auge und drang ihm in

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