Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
sie ihm ernsthaften Ärger machte. »Du kannst nicht bei mir bleiben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du… ein Kind bist.«
    »Wie heißt du?«
    Er seufzte. »Junis.«
    »Ich will ja auch nicht bei dir bleiben, weil du ein Junis bist.« Das klang fast wie eine Rüge. »Was soll das damit zu tun haben, ob Junis oder Kind oder Hamidala oder -«
    »Vergiss es.« Er deutete mit dem Schwert zurück zum Mauereinbruch, durch den sie gekommen waren. »Ich hab eine Aufgabe für dich. Eine sehr wichtige. Du musst hier bleiben und das Loch in der Wand bewachen.«
    Sie sah zu der Öffnung, dann im Dunkeln zurück zu ihm. »Ein Loch kann nicht weglaufen.«
    »Nein.«
    »Ich bin nicht leer, Junis«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Nein. Wohl nicht.«
    »Ich geh mit dir.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    Sie schnaubte leise. »Hamidala hat gesagt, ich soll rennen. Und gerannt bin ich. Bis hierher. Ich kann schnell rennen. Viel schneller als du.« Plötzlich schnupperte sie in seine Richtung wie ein wildes Tier. »Warum stinkst du nach Dschinn?«
    »Hat Hamidala davon nichts gesagt?«
    »Lauf, hat er gesagt. Dann haben sie ihn gefangen. Für mehr war nicht Zeit. Und dann bin ich gelaufen, ganz schnell gelaufen, und ich -«
    »Schon gut.« Er klopfte mit der freien Hand auf die Dschinnhaut, die er sich umgehängt hatte. Sie war stocksteif geworden. »Das war mal einer von ihnen. Jetzt beschützt er mich. Sie können mich nicht wittern. Aber dich können sie wittern. Deshalb kannst du nicht bei mir bleiben.«
    Sie überlegte. Den Gesetzen einfacher Logik gegenüber war sie durchaus aufgeschlossen. Vielleicht, weil ihr ganzes Leben nach simplen Gesetzmäßigkeiten abgelaufen war. Still sein. Stillhalten. Überleben, irgendwie.
    »Rausgehen kann ich auch nicht«, sagte sie nach einem Moment. »Da fangen sie mich.«
    »Falls sie dich draußen fangen, stecken sie dich zurück zu den anderen und du bleibst am Leben. Falls sie dich mit mir erwischen, töten sie dich.«
    »Aber du bist auch hier. Obwohl sie dich töten, wenn sie dich fangen.«
    Wahrscheinlich würden sie noch morgen früh hier stehen, wenn er diesem Gerede kein Ende machte. Sie würde so oder so sterben, spätestens, wenn die Dschinne ihre Sklaven gegen Bagdads Mauern hetzten. Plötzlich tat sie ihm leid, und das war nun wirklich das Schlimmste, das hätte passieren können.
    Er war hier, um ein Kind zu retten, das eigentlich gar kein Kind war – Jibril war etwas Anderes, Älteres, gefangen im Körper eines Jungen. Sie aber war tatsächlich ein Mädchen, und sie hatte es weit mehr verdient zu überleben als Jibril.
    Er sah sie finster an. »Wenn du verletzt wirst, lasse ich dich zurück. Und wenn du dich dumm anstellst, werfe ich dich vom Turm. Verstanden?«
    Aus ihrer Stimme klang ein Lächeln, als sie nickte. »Bin ja nicht leer.«
    Er war drauf und dran zu ergänzen, dass er ihr zudem die Zunge herausschneiden würde, wenn sie noch einmal dieses Wort benutzte. Sie ging ihm schon jetzt auf die Nerven.
    »Bleib hinter mir«, kommandierte er und huschte los. »Und sag kein Wort mehr, sonst -«
    »Wirfst du mich vom Turm?«
    »Genau.«
    »Da würde ich nicht sehr tief fallen. Also, nicht hier unten.«
    Altklug noch dazu. Wunderbar.
    Er bemühte sich, nicht mehr hinzuhören und lief voraus. Der breite Ringkorridor rund um die unterste Stufe der Zikkurat war voller Schutt und Sand, der durch feine Spalten und Einsturzlöcher in den Wänden hereingeweht war.
    »Was ist mit unseren Spuren?«, flüsterte sie.
    Er biss die Zähneaufeinander. Sie hatte Recht. Er hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass sie beide tatsächlich die Einzigen waren, die Fußspuren hinterließen. Falls sich ein Dschinn hierher verirrte, würde er sofort erkennen, dass sich Eindringlinge in der Ruine befanden. Und ganz sicher würden ihm eher die Spuren von zwei Menschen auffallen als die eines einzelnen.
    »Wir müssen eben schnell sein«, sagte er ungehalten.
    »Ist das dein Plan?«
    »Ja.«
    »Aha.«
    Machte sie sich über ihn lustig? So verhielt sich kein Kind in einer Lage wie dieser. Aber er konnte sich nicht einmal im Ansatz ausmalen, welche Gräuel sie bereits mit angesehen hatte. Sie war mit dem Anblick von tausendfachem Tod, Verstümmelung, wahrscheinlich sogar Kannibalismus aufgewachsen. Vermutlich gab es nicht viel, das ihr noch Angst machen konnte.
    »Mein Plan«, sagte er scharf, »war es, allein hier einzudringen und zu tun, weshalb ich hergekommen bin. Ohne dabei reden zu müssen und mit all

Weitere Kostenlose Bücher