Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Jetzt klingt Evan zynisch. „Jeff ist immer um andere besorgt und darum, dass es allen gut geht, aber er würde nie auch nur zugeben, schlechte Laune zu haben, geschweige denn, ein ernstes Problem. Ich weiß nicht, ob er keine Schwäche zeigen oder mir nicht zur Last fallen will … aber er lässt es mich noch nicht einmal ansprechen.“ Evan holt etwas zittrig Luft. „Verdammt, tut mir leid. Ich wollte das nicht alles bei dir abladen. Du wolltest nur nach der Band von deinem Freund fragen.“
„Er ist nicht mein Freund.“ Die Worte rutschen Dan heraus, ehe er darüber nachdenken kann. „Ich meine … wir sind kein Paar.“
„Okay, entschuldige. Jedenfalls hast du deswegen angerufen und ich ziehe dich wieder in ein Drama hinein. Tut mir leid.“
„Das macht nichts, Evan. Ich meine … es hilft mir dabei, alles ein bisschen besser zu verstehen. Ich kann nicht … ich glaube nicht, dass ich all das sein kann, was ihr euch wünscht, aber … ich mag euch wirklich beide . Ich … ich weiß nicht. Glaubst du, wir könnten einfach so ein bisschen Zeit miteinander verbringen? Ohne, dass es ein Date ist, einfach …“
„Uns besser kennenlernen?“ Evan klingt schon ein bisschen glücklicher. „Ja Mann, können wir machen, aber ich muss dich warnen … man kann mich nicht kennen lernen, ohne mich lieben zu lernen. Irgendwann wirst du einfach nicht mehr anders können, als mir die Kleider vom Leib zu reißen – nur das du’s weißt.“ Dan denkt an seinen Vorsatz, es mit Ryan langsam angehen zu lassen und fragt sich, ob Evan mit seinen Witzeleien nicht sogar ein bisschen Recht hat. Aber er weiß, dass seine Chris-Puppe ihm jetzt wahrscheinlich einen Klaps verpassen würde. Denk nicht zu viel nach, tu es einfach.
„Tja, Evan, das Risiko werde ich wohl eingehen.“
„Sehr gut. Willst du dann heute Abend zum Essen vorbeikommen? Wir wollen grillen und ein paar von Jeffs Freunden … naja, unseren Freunden, aber eben … Jeffs Freunden … kommen her. Etwas ganz Lockeres. Hey, es wäre gut, jemanden zu haben, der eher in meinem Alter ist!“
„Ich weiß nicht, müssen wir am Kindertisch sitzen?“
„Das will ich ja wohl hoffen – da ist immer das meiste los!“
Dan lacht. „Und es wäre nicht komisch? Ich meine … ist es dir recht, wenn wir einfach nur Zeit miteinander verbringen?“
„Klar. Es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so angespannt war. Nur … die Sache mit Jeff macht mich ganz schön fertig und ich hatte irgendwie meine Hoffnungen in dich gesetzt. Aber es würde wahrscheinlich genauso viel helfen, wenn ich mich einfach mal wieder ein bisschen entspannen und Spaß haben könnte. Also … ja. Bring Schwimmzeug mit und komm rüber … ich weiß nicht. Ich bin heute früh zu Hause, vermutlich so gegen fünf. Jeff ist dann schon da und seine Freunde wollten so um sechs rum kommen. Aber es wäre schön, wenn du etwas früher da wärst, damit wir schwimmen können, ohne Angst haben zu müssen, die alten Leute nass zu spritzen.“
„Meine Güte, gibt es wirklich einen Kindertisch? Wie alt sind diese Leute?“
„So alt nun auch wieder nicht, aber ich ärgere Jeff gerne damit und wärme mich schon mal auf. Aber egal – du kommst, ja?“
„Ja, okay. Vielleicht um halb sechs?“
„Sehr gut. Dann bis nachher.“
Sie legen auf und Dan fragt sich, was hier gerade passiert ist. In dem Moment hatte das alles einen Sinn ergeben, aber … was ist aus seinem Vorsatz geworden, ein bisschen Abstand von Jeff und Evan zu halten? Er steckt das Handy ein und geht zurück in den Stall. In seinem Privatleben mag er vielleicht alles auf sich zukommen lassen, aber seine Arbeit nimmt er nach wie vor sehr ernst und das Turnier plant sich nicht von allein.
Kapitel 29
E S IST ein seltsames Gefühl, zum Haupthaus zu gehen.
Dan ist klar, dass er eingeladen wurde, aber er hat dennoch das Gefühl, er würde in Jeffs und Evans Privatsphäre eindringen. Er ist nicht sicher, ob er angemessen gekleidet ist (Evan hatte gesagt, es wäre nichts Förmliches, also trägt er Jeans über Badeshorts und ein Button-down-Hemd). Er ist nicht sicher, ob es die richtige Uhrzeit ist (Evan hatte gesagt, halb sechs wäre in Ordnung, aber vielleicht verlangt ja die Etikette, dass man noch eine halbe Stunde dazurechnet). Er ist nicht sicher, ob er etwas hätte mitbringen sollen (eigentlich ist er ziemlich sicher, dass das der Fall ist, aber er wusste einfach nicht, was und hat es schließlich aufgegeben). Alles in allem fühlt er
Weitere Kostenlose Bücher