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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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interessierte Asad nicht. Wutentbrannt schleuderte er das Mikrofon von sich, dann schnappte er sich den kleinen Feuerlöscher, der in einer Halterung neben dem Pilotensitz angebracht war, und hieb damit auf das Funkgerät ein. Als es sichtlich ramponiert war, sprang er auf, immer noch mit dem Feuerlöscher in der Hand, der in etwa die Größe einer Thermoskanne hatte. Im nächsten Moment flog er durch die Luft, krachte gegen die Wand der Kabine, und zwar in Höhe der dritten Sitzreihe, die gottlob leer war.
    Bernd zuckte zusammen.
    Asad trat wütend gegen die Tür der Bordtoilette. Sein Kumpan mit den fehlenden Schneidezähnen versuchte ihn zu beruhigen, redete auf ihn ein und legte ihm die Hand auf die Schulter. Vergebens.
    Plötzlich hielt der Löwe von Puntland die Maschinenpistole in den Händen und richtete die Mündung auf die beiden Stewardessen und den Co-Piloten.
    »In zehn Minuten wird einer von euch tot sein!«, bellte er.
    Die drei saßen stocksteif da und wagten kaum zu atmen.
    Bernd ertappte sich bei dem niederträchtigen Gedanken: Besser einer von denen als ich . Dafür schämte er sich sogleich. Besser keiner als irgendjemand!
    Da ließ Asad unerwartet von der Dreiergruppe ab. Der Lauf der Maschinenpistole schwenkte herum, Bernd sah die Mündung auf sich zukommen, nahe, ganz nahe, bis sie scheinbar riesengroß vor ihm schwebte. Dann berührte Metall seine Stirn, wanderte über den Hals hinab bis zum Brustkorb. Bernd verkrampfte.
    Asad rammte ihm den Lauf in die Rippen. Er schielte auf das Ziffernblatt seiner Uhr. »Noch neun Minuten, Schwuchtel«, sagte er mit Grabesstimme. »Kannst du beten?«
    Und Bernd betete.

Kapitel 31
    Mara hinkte. Außerdem dachte sie an O Soto Gari.
    »Bitte, nicht so schnell«, sagte sie, als sie von den Bundespolizisten durch den inzwischen entvölkerten Flughafen geführt wurde, in Richtung Wache, wo man sie in eine Zelle sperren würde. Die Beamten hatten sie in ihre Mitte genommen, und jedes Mal, wenn sie kurz stehen bleiben wollte, wurde sie unsanft vorwärtsgeschoben. Das heißt, eigentlich schob nur die Frau, eine Kommissarin, wie man an dem Silberstern auf ihrer Schulter erkennen konnte, während ihr Kollege ein recht umgänglicher Zeitgenosse zu sein schien. Allerdings hatte er nichts zu sagen, denn die drei Sterne auf seiner Uniform hatten noch nicht den Edelmetallstatus erreicht, sondern waren blau.
    Die Schritte des Trios verursachten ein Echo in der gespenstischen Leere des Terminals.
    Mara biss die Zähne zusammen. »Mein Knöchel steht in Flammen. Hoffentlich ist da nichts gebrochen. Ich kann kaum noch auftreten.«
    Die Polizistin machte keine Anstalten, das Tempo zu verlangsamen. »Habe ich das vorhin richtig mitbekommen?«, wollte sie wissen, während sie die Gefangene weiterdrängte. »Du hast versucht, eine Rolltreppe mit dem Motorrad zu nehmen?«
    »Ja, leider«, gab Mara zu. »Dabei habe ich mich hingelegt.«
    »Dann bist du selber schuld.«
    Vielen Dank, Zicke!
    Die Zicke gehörte zur Gott sei Dank seltenen Spezies jener Polizisten, die nahezu alle Leute wie selbstverständlich duzten, mit denen sie in Ausübung ihres Amtes zu tun hatten. Mara kannte diese Unart von einem ihrer eigenen Kollegen, und obwohl sie selbst stets locker auftrat, fand sie ein solches Verhalten vollkommen daneben. So auch in diesem Moment. Trotzdem ließ sie sich nichts anmerken.
    Wieder kam ihr O Soto Gari in den Sinn, genauso wie der Plan, den sie sich im Geiste zurechtgelegt hatte, um Asad zur Strecke zu bringen. Allerdings hatte dieser Plan Schwachstellen, war gefährlich und verrückt, so verrückt, dass sich kein vernünftiger Mensch jemals darauf eingelassen hätte. Trotzdem war sie entschlossen, das Wagnis einzugehen, denn obwohl sie Asad fürchtete, sann sie auf Rache. Merkwürdig, dass sie dieses Verlangen zuvor nicht gespürt hatte. Doch dann war eine Chance vom Himmel gefallen, es dem Drecksack heimzuzahlen, und die wollte sie nutzen. Deshalb musste sie verhindern, für die nächsten zwölf Stunden in eine vier mal vier Meter große Zelle gesperrt zu werden. Die Frage war, wie sich das bewerkstelligen ließ.
    Sie verließen das Terminal, stiegen in einen Streifenwagen und erreichten keine zwei Minuten später die Flughafen-Hauptwache. Außer uniformierten Beamten hinter Absperrgittern hatten sie unterwegs keine Menschenseele zu Gesicht bekommen.
    »Aussteigen!«, befahl die Zicke. »Wir sind da.«
    Mara registrierte, dass kein einziges Polizeifahrzeug zu sehen war,

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