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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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wird sich von selbst ergeben.«
    Der hatte gut reden, gehörte er doch zu jener Sorte von Männern, die jedes dritte Wochenende mit einer anderen, wie er es nannte rattenscharfen Braut ins Bett hüpften. Bernd mochte diese Ausdrucksweise genauso wenig wie Georgs Lotterleben als solches, doch eine Spur von dem Casanova-Charme seines Freundes hätte er sich schon gewünscht.
    Also gut , sagte er sich und ging langsam auf die Fremde zu, ich werde sie einfach ansprechen. Ist ja nichts dabei. Er zögerte. Aber soll ich ihr wirklich ein Kompliment für ihre Augen machen?
    In seinem Kollegenkreis schätzte man sein ausgeglichenes Naturell, für seine Freunde war er der Fels in der Brandung, auf den man jederzeit bauen konnte. In diesem Moment glich der Fels jedoch einem Weichkäse.
    Und der wurde noch weicher in der afrikanischen Sonne, als ihn die Frau mit schräg gelegtem Kopf musterte, nicht mehr verstohlen und zurückhaltend wie vorhin, sondern ganz offensichtlich. Sein Vorsatz geriet ins Wanken, denn aus der Ferne hatte es den Anschein, als umspiele ein spöttischer Hauch ihre Mundwinkel. Mit einem Mal wurde er von der idiotischen Vorstellung heimgesucht, dass sie Gedanken lesen konnte. Oder vielleicht lachte sie ihn aus, weil sie auf ihren Ehemann oder Freund wartete und sich vorstellte, wie dieser ihn, Bernd, gleich zur Schnecke machen würde. Bei dem Glück, das er normalerweise hatte, war der Kerl garantiert Kickboxer.
    »Quatsch!«, murmelte er verbissen und bemühte sich um einen forschen Schritt.
    Plötzlich fuhren vier Geländewagen vor, was die Wartenden mit einem erfreuten Raunen quittierten. Die Reiseleiter stiegen aus, samt und sonders Schwarzafrikaner in Tropenkleidung, wie man sie sonst nur aus Afrika-Filmen kennt.
    »Hallo, ich heiße Harold«, stellte sich einer von ihnen auf Englisch vor.
    Er hielt eine kurze Begrüßungsansprache und bat die zweiunddreißig Safariteilnehmer, sich auf die vier Fahrzeuge zu verteilen. Das passte genau, denn auf der Pritsche eines jeden Geländewagens war Platz für acht Personen, jeweils vier auf der rechten Seite und vier auf der linken. Dort würden sie den Großteil der Fahrt im Stehen verbringen, den Blick in die Landschaft gerichtet, und sich an den Holmen festhalten, die eigens zu diesem Zweck an den Fahrzeugkarossen angebracht waren. Es würde eine mächtige Schaukelei werden, versprach Harold grinsend und bleckte zwei Reihen weißer Zähne, doch es würde dennoch einen Heidenspaß machen.
    Sofort enterten gut gelaunte Touristen die Jeeps.
    Für Bernd war dies der entscheidende Moment. Nur noch zwei Schritte, dann würde er direkt vor der Fremden stehen. Er schwitzte.
    Sie hatte den Blickkontakt längst abgebrochen und war gerade im Begriff, sich ebenfalls einen Jeep auszusuchen, als sie seiner erneut gewahr wurde. Sie hielt inne und sah ihm gespannt entgegen. Er zwang sich zu einem möglichst unbekümmerten Lächeln, legte sich noch einmal seine Worte zurecht und dachte angestrengt darüber nach, ob er sie duzen oder doch besser mit Sie ansprechen sollte, wobei er sich für Letzteres entschied.
    Da versperrte ihm wie aus heiterem Himmel ein Typ in kariertem Hemd den Weg.
    »Hallo«, hörte er ihn zu ihr sagen. »Wartest du auf jemanden?«
    Sie verneinte.
    »Prima!«, frohlockte das Karohemd. »Dann begeben wir uns doch gemeinsam auf Safari.« Er deutete auf einen der Jeeps. »Da sind noch zwei Plätze nebeneinander frei. Hast du Lust?«
    Es trat eine winzige Pause ein, und dann sah Bernd sie zu seinem größten Entsetzen nicken. »Warum nicht?«, stimmte sie zu. »Dann mal los!« Ihre Stimme klang heiter, die Unternehmungslust stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Ich heiße Robert«, stellte sich das Karohemd vor, während sie bereits einträchtig auf den Jeep zuhielten. »Und wer bist du?«
    Sie nannte ihren Namen, doch den konnte Bernd nicht mehr verstehen, da ihre Worte im allgemeinen Trubel untergingen. Er sah Robert auf die Ladefläche klettern und ihr die Hand hinabreichen. Sie griff beherzt zu, ließ sich bereitwillig nach oben ziehen. Das wirkte schmerzlich vertraut.
    Bernd stand wie ein begossener Pudel da. Wieder musste er daran denken, was Georg jetzt sagen würde. »Das hast du nun davon, du Siebenschläfer! Jetzt wird sie die Savanne an der Seite dieses Trottels erkunden. Dabei könntest du an seiner Stelle sein, wenn du nicht so getrödelt hättest. Und wer weiß schon, was hinterher noch alles möglich gewesen wäre, nach einem Tag voller

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