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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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knapp.
    »Allerdings.«
    Es entstand eine Pause, in der nicht gesprochen wurde. Nur das Rauschen des Indischen Ozeans war zu hören sowie das tausendfache Zirpen der Grillen. Und die Bässe der Musik, die von der Poolbar herüberwummerten und zum allabendlichen Animationsprogramm gehörten.
    »Auch eine?«, fragte sie nach einer Weile. Gemeint war eine Zigarette. Die Schachtel befand sich in der Tasche ihres Bademantels.
    Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht bemerkt, dass sie einen solchen trug. Das hatte nichts Unzüchtiges, da er ordentlich geschlossen war und nicht einmal den Ansatz ihres Busens erkennen ließ. Offenbar war sie gerade aus dem Bad gekommen, bevor sie den Balkon betreten hatte. Ihr Strubbelhaar duftete intensiv nach Apfel.
    Er schüttelte den Kopf. »Nichtraucher.« Leute, die rauchten, waren ihm ansonsten per se unsympathisch. »Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte er, einem inneren Impuls folgend.
    Ein spöttisches Lächeln huschte über ihre Züge. Das war genau der gleiche Ausdruck, den er am Morgen bereits auf ihrem Gesicht zu sehen geglaubt hatte, als er unsicher gewesen war, ob er sie ansprechen sollte oder nicht.
    »Sie?«, kam es aus ihrem Mund. »Warum so förmlich? Wir sind doch hier nicht auf einer Arbeitstagung für Rechtsanwälte.« Sie lachte, und das wirkte ansteckend. »Wie wär’s mit du? Ich bin Hanna.«
    »Angenehm. Bernd.« Um ein Haar hätte er sich als Birdie vorgestellt.
    »Die Safari war ein unbeschreibliches Erlebnis«, sagte sie übergangslos. »Da ist dir wirklich was Tolles entgangen.«
    Während sie sprach, lehnte sie sich noch weiter über das Geländer und rückte zudem noch ein Stück in seine Richtung, sodass ihr Gesicht ziemlich nah bei seinem war. So nah, dass er fast den Eindruck hatte, die Wärme ihrer Wangen zu spüren. Schade, dass er im Dämmerlicht ihre Augen nicht richtig erkennen konnte. Wäre das der Fall gewesen, hätte er ihr das Kompliment machen können, das zu Georgs Masche gehörte.
    Da klopfte es an ihrer Zimmertür.
    »Nanu?«, wunderte sie sich. »Wer kann das denn sein? Entschuldigung.«
    Weg war sie.
    Bernd kam sich vor, als hätte man ihn im Regen stehen gelassen, doch ehe er Zeit fand, ausgiebig beleidigt zu sein, steckte sie den Kopf durch die Balkontür. »Das ist Petra, ihr Zimmer liegt am Ende des Ganges. Ich habe sie heute bei der Safari kennengelernt, ist ’ne total nette. Sie will sich meinen Föhn leihen. Dauert nur eine Minute. Bitte nicht weggehen!«
    »Okay.«
    Seine Antwort bekam sie bereits nicht mehr mit, da sie sofort wieder in ihrem Zimmer verschwunden war.
    Er hörte sie mit Petra sprechen, die offensichtlich aus Berlin stammte, wie man an ihrem Dialekt unschwer erkennen konnte. Zu seiner Überraschung verfiel Hanna ebenfalls ins Berlinerische. Die beiden lachten laut.
    Keine zwei Minuten später war Petra gegangen, und Hanna kehrte auf den Balkon zurück. »Bitte entschuldige«, bat sie abermals. »Das war nicht der erwartete Anruf.«
    »Kein Problem.«
    »Wo waren wir stehen geblieben?« Ihr Berliner Dialekt hatte sich vollkommen verflüchtigt.
    Er überlegte. »Ich glaube, wir sprachen über die Safari.«
    Sie schnipste mit dem Finger. »Genau.«
    Und dann erzählte sie ausführlich von der Tour durch den Busch, die sie erlebt hatte, was schließlich in einer angeregten Unterhaltung über Gott und die Welt mündete. Das Gespräch stockte nicht für eine Sekunde, es trat niemals eine peinliche Pause ein, keine Verlegenheit, keine Beklommenheit, nichts dergleichen. Rasch wurde ihm klar, dass sie sehr intelligent war und er sich stark zu ihr hingezogen fühlte. Kurzum: Er war im Himmel.
    Tja, mein lieber Georg , triumphierte er in Gedanken, wie du siehst, hat unser Freund mit dem karierten Hemd sie nicht in sein Zimmer gekriegt, geschweige denn dazu, was du gedacht hast. Es gibt eben auch anständige Mädchen.
    In seiner Euphorie beschloss er, sie zu fragen, ob man das Gespräch nicht in die Lounge verlegen sollte, doch dazu kam es nicht mehr.
    »Ach du liebe Zeit!«, unterbrach sie seinen Gedankengang. »Wie spät mag es sein?«
    Er hielt sich die Uhr ganz dicht vor die Nase, um die Zeigerstellung erkennen zu können. »Zwanzig nach zehn«, gab er Auskunft.
    Das bedeutete, dass sie fast zweieinhalb Stunden miteinander geplaudert hatten.
    »Mist!«, schimpfte Hanna. »Ich muss mich verabschieden. Tut mir leid.«
    »Wieso? Was ist los? Termine?« Er lachte, obwohl ihm Übles schwante.
    Sie begann, mit den Fingern an

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