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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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…«
    »Wie bist du denn dorthin gekommen? Hast du dir auch an der Rezeption ein Taxi bestellt?«
    »Ja, ein Taxi, genau. Ich … bin so gegen elf los.«
    »Das ist ja witzig, wir nämlich auch. Kurz entschlossen. Da haben wir uns vermutlich nur um ein paar Minuten verpasst.«
    »Äh … ja. Vermutlich.«
    »Der Taxifahrer hat uns übrigens nach allen Regeln der Kunst über den Tisch gezogen. Für die fünfzehnminütige Fahrt hat er 4500 Schilling verlangt.«
    Das machte umgerechnet knapp vierzig Euro.
    »Ich habe nicht einmal die Hälfte bezahlt«, behauptete er. »Hat es sich wenigstens gelohnt?« Letzteres klang eine Spur zu gehässig, wie ihm sogleich bewusst wurde.
    Sie schien es nicht zu bemerken. »Und ob es sich gelohnt hat! Der gierige Taxifahrer hat uns nämlich einen Club empfohlen, Bob’s Music Hall , ein riesiger Freiluftkomplex mit Palmendach und Live-Musik auf vier Bühnen. Das war spitze! Zuerst haben wir getanzt, anschließend abgerockt, bis die Stühle hochgestellt wurden. Ich glaube, ich lag gegen sieben im Bett. Und jetzt spüre ich meine Füße nicht mehr, außerdem könnte ich hier im Sitzen einschlafen.«
    Dennoch funkelten ihre Augen vor Begeisterung. Sie waren grün und unendlich tief, wie er feststellte, und hätten in der Tat ein Kompliment verdient gehabt. Dann ging ihm auf, was ihr Bericht bedeutete, nämlich dass sie unmöglich mit dem Karohemd die Matratze geteilt haben konnte, denn dazu war schlichtweg keine Zeit gewesen! Die Erkenntnis ließ ihn unweigerlich grienen.
    Sie deutete in Richtung des Flügels, der in der Bar auf dem Podest stand und von zwei Geparden-Statuen in Lebensgröße flankiert wurde. Diese befanden sich hart an der Grenze zum Kitsch. »Bevor wir in die Stadt gefahren sind, hatten wir eigentlich erwartet, hier würde ebenfalls Live-Musik gespielt, doch offenbar steht der Flügel nur als Staubfänger dort. Dabei ist er ein herrliches Stück. Das hat zumindest Robert behauptet, ich verstehe nichts davon, er aber schon. Angeblich spielt er sogar recht gut.«
    Aha, Robert, wie schön. Aber wieso verstand er etwas von Flügeln? Bernd schaute zu dem Instrument hinüber. »Das ist ein originaler Steinway-Konzertflügel«, klärte er sie auf. »Ein D-274, wenn ich das von hier aus richtig erkenne.«
    »Ein D-274?«, wiederholte sie zweifelnd. »Das klingt aber verdächtig nach einem Flugzeug.«
    »Die Typenbezeichnung weist auf die Länge des Instruments hin«, erklärte er mit ernster Miene. »Die beträgt nämlich zwei Meter vierundsiebzig, also das ideale Instrument für jedes Wohnzimmer. Wiegt im Übrigen fast eine halbe Tonne und kostet ein ganzes Vermögen. Aber dafür ist es auch … nun, sagen wir, die Mutter aller Flügel. Keiner auf der ganzen Welt klingt besser.«
    Sie forschte in seinem Gesicht, und das mit einer Mischung aus Interesse, Erstaunen und Ironie. »Woher weißt du das? Bist du Klavierbauer? Oder verkaufst du Instrumente?«
    »Keins von beiden. Ich kenne mich aber ebenfalls aus. Genau wie Robert.« Die letzten drei Worte betonte er trotzig.
    »Also kein Klavierbauer … Was dann?«
    »Rate mal!«
    Sie ließ sich auf das Spiel ein und betrachtete ihn abschätzig. »Hm … ich würde sagen … irgendetwas Biederes. Wie wär’s mit Universitätsprofessor? Oder Rechtsanwalt? Bilanzbuchhalter?«
    Er rümpfte die Nase. »Wie wär’s mit Langweiler? Vielen Dank! Was würdest du sagen, wenn ich behaupte, Musiker zu sein?«
    »Ich wäre beeindruckt.«
    Er strahlte.
    »Und dann würde ich dich fragen, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.«
    Seine Miene fror schlagartig ein, doch sie lachte, um anzuzeigen, dass sie nur einen Scherz gemacht hatte. »Du bist wirklich Musiker?«
    »Von Berufs wegen, ja.«
    »Zeig deine Finger!«
    Ohne Vorwarnung langte sie über den Tisch, ergriff mit ihren Händen die seinen und zog sie zu sich herüber, um sie zu begutachten. Ihre Haut war weich, und die Berührung versetzte ihm einen Stromschlag.
    »Also wie Handwerkerhände sehen die wirklich nicht aus. Aber das könnte auch auf den Bilanzbuchhalter hindeuten. Obwohl, ich sehe keine Tintenflecke.« Sie lachte. »Was spielst du für ein Instrument? Und wo tust du das? Sollte ich dich womöglich sogar aus den Charts kennen?«
    Bernd hatte es nie in die Charts geschafft, beherrschte jedoch acht Instrumente mehr oder weniger virtuos, wobei er die Geige besonders liebte. Sein großes Vorbild hieß Andrew Bird, ein amerikanischer Violinist und Liedermacher, und neben Bernds

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