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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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die Stirn in Falten. »Keine Frage, Aidid wird ihn in der Luft zerreißen.«
    Und der Jungstaatsanwalt, der dazu auserkoren war, den berüchtigten Piraten mürbe zu machen, kroch immer noch über den Fußboden, um seine Akten aufzusammeln und zurück in den Koffer zu stopfen.
    Schmitz grinste. »Nun, zumindest dürfte das ein unterhaltsamer Nachmittag werden.«
    In der Pianobar konnte man ab zwölf Uhr mittags kleine Snacks zu sich nehmen, und da Bernd erst im Morgengrauen eingeschlafen war und deshalb das Frühstück hatte ausfallen lassen, fand er sich pünktlich ein, um etwas gegen seinen knurrenden Magen zu unternehmen.
    Die Bar war fast leer, nur eine Hand voll Gäste verteilte sich auf die Sessel im Kolonialstil, allesamt mit zebra- oder leopardengemusterten Stoffen überzogen, während sich mindestens die gleiche Anzahl schwarzer Kellner in kurzärmeligen Hemden und mit weißen Handschuhen um ihr Wohlergehen bemühten.
    In Gedanken mit der gestrigen Begegnung auf dem Balkon beschäftigt, trat er auf die Terrasse hinaus, die zur Bar gehörte. Dort ließ er sich an einem Tisch nieder, der im Schatten eines Strohbaldachins stand. Hier draußen war sogar noch weniger Betrieb als drinnen. Insekten summten, gedämpfte Klaviermusik drang an seine Ohren, doch die kam leider nur vom Band. Dem Konzertflügel, der drinnen auf einem Podest thronte, wurde vermutlich erst abends Leben eingehaucht.
    Er verschlang ein Wrap, das die Karte als Elephant auswies, bestellte danach jedoch noch drei weitere. Zwei, um wirklich satt zu werden, und noch eins, weil es so gut schmeckte. Im Anschluss genehmigte er sich einen Cocktail, einen Tom Collins, der stilecht im klassischen Collins-Glas serviert wurde. Das bescherte ihm ein schlechtes Gewissen, denn normalerweise gehörte er nicht zu den Leuten, die mittags schon geistige Getränke zu sich nahmen. Er trank ohnehin kaum Alkohol, was Georg stets zu der spöttischen Bemerkung veranlasste, er lebe wie ein Mönch. Das schlechte Gewissen erhielt zusätzliche Nahrung, als er merkte, wie ihm der Gin in den Kopf stieg.
    Mit leicht benebeltem Hirn dachte er wieder an den vergangenen Abend und beschloss, diese Berliner Göre, Hanna, zu vergessen.
    Gedankenverloren beobachtete er die Grünen Meerkatzen, die trotz ihres Namens weder grün waren noch zu den Katzentieren gehörten. Kleine graue Äffchen waren das, die nicht die geringste Scheu an den Tag legten. Sie lungerten zu Dutzenden im Hotelgarten herum und beschäftigten sich mit Balkonspringen, Palmenklettern und Essenstibitzen. Und mit Touristenärgern. Beispielsweise lauerten sie darauf, dass jemand von seiner Liege aufstand, dann warfen sie blitzschnell sein Handtuch in den Pool. Das war ein amüsantes Schauspiel, das durchaus menschliche Züge aufwies.
    Bernd fragte sich, wieso er dauernd an Hanna denken musste. Eine Frau, die bis zum Morgengrauen mit einem Typen herumhing, den sie erst ein paar Stunden zuvor kennengelernt hatte, war es nicht wert, dass man sich ihretwegen den Kopf zermarterte. Dass sie im Bett dieses Knilches gelandet war, stand für ihn fest. Er wunderte sich, dass die Vorstellung ihm einen Kloß im Hals bescherte.
    »Ist hier noch frei?«, fragte eine aus dem Nichts aufgetauchte Hanna unvermittelt. Sie lachte wieder ihr ansteckendes Lachen und rückte sich einen Stuhl zurecht, um sich gegenüber niederzulassen. »Ich hoffe, ich störe nicht?«
    Er beeilte sich zu verneinen.
    Schnell griff sie nach der Imbisskarte. »Hier steht aber nicht viel drauf, dabei habe ich so einen Kohldampf. Ich glaube, ich werde ein Wrapbestellen. Elephant hört sich groß an.« Sie zog die Brauen hoch, was ihr einen verschwörerischen Ausdruck gab. »Habe glatt das Frühstück verschlafen.«
    »Aha. Spät geworden gestern?«, erkundigte er sich in möglichst beiläufigem Tonfall. Am liebsten hätte er gefragt: Wie lange hat es gedauert, bis du in seinem Bett gelegen hast?
    Sie winkte ab. »Frag nicht. Auf jeden Fall war es schon hell, als ich die Augen zugemacht habe. Ich bin hundemüde. Aber sag mal, was hast du denn noch mit dem Abend angestellt?«
    Nicht viel, dachte er. Nur dem Deckenventilator bei der Arbeit zugesehen und gelauscht, wann endlich die Tür zum Nachbarzimmer aufgeschlossen wird. Bescheuert, aber wahr.
    »Äh … ich?«, druckste er herum. Er wollte auf keinen Fall wie ein Langweiler dastehen. »Ich bin noch mal los und habe mir ein wenig die Stadt angesehen. Kleine Erkundungstour, ein bisschen rumgeschlendert

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