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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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beleidigt.«
    »Ach ja?«
    Verhaltenes Nicken.
    »Hätten Sie bitte die Güte, mir den Wortlaut der Beleidigung zu übersetzen?«
    Der Dolmetscher hüstelte gekünstelt. »Also, wenn ich das richtig verstanden habe, hat er gefragt, ob Sie ihm einen blasen wollen, weil Sie ihn die ganze Zeit so anstarren wie eine Schwuchtel.« Er hob abwehrend die Hände. »Das waren seine Worte, nicht meine!«
    Lohmann errötete, teils vor Wut, teils aus Scham.
    Omar kotzte abermals einen Satz in den Raum.
    »Was hat er jetzt gesagt?«
    »Er verlangt, auf der Stelle freigelassen zu werden. Außerdem hat er Sie wieder beleidigt. Er bezeichnet Ihre Eltern als Schweine.«
    Lohmann lachte unwillkürlich. »Das soll eine Beleidigung sein?«
    »Für einen gläubigen Moslem ist das eine der schwersten Beschimpfungen, zu denen er fähig ist«, behauptete der Dolmetscher.
    »Für einen gläubigen Moslem? Er ist doch kein Moslem, oder?«
    »Alle Somalier sind Moslems.«
    »Sind Sie sicher?«
    Eine ärgerliche Stirnfalte bildete sich auf dem Gesicht des Dolmetschers. »Natürlich bin ich sicher. Ich bin selbst Somalier, und ich bin Moslem. Arabisch ist in unserem Land die zweite Amtssprache. Weil es die Sprache Mohammeds ist.«
    »Das wusste ich nicht«, gab Lohmann beschämt zu. Er betrachtete Omar Aidid nachdenklich, doch der Seeräuber gähnte ihm ostentativ ins Gesicht. Verdammt, hatte er tatsächlich geglaubt, er könne diesem abgebrühten Mistkerl ein Geständnis entlocken? Das war ein Ding der Unmöglichkeit.
    Dabei wäre eigentlich gar kein Geständnis vonnöten, denn die Beweislast gegen Omar und seine Bande war erdrückend. Da waren die Zeugenaussagen der sechzehn Besatzungsmitglieder der Wappen von Norden sowie der Bericht des Kapitäns der Fregatte Schleswig-Holstein , die, per Funk herbeigerufen, im letzten Moment eingetroffen war und die Piraten festgenommen hatte. Außerdem gab es noch acht beschlagnahmte Sturmgewehre, sechs Pistolen, eine Panzerfaust und ein Dutzend Handgranaten sowie einen Toten und einen Verletzten, die von Projektilen getroffen worden waren, die eindeutig aus besagten Sturmgewehren stammten. Das Ganze war wasserdicht, eine Verurteilung lediglich Formsache.
    Doch ein Geständnis wurde trotzdem erwartet, nicht um der Gerechtigkeit willen, sondern aus Gründen der hohen Politik, was auch immer das bedeuten mochte. Vermutlich hing es mit dem internationalen Abkommen zusammen, in dem ratifiziert war, dass festgenommene somalische Piraten in Kenia verurteilt werden mussten. Nun war aber ein deutscher Seemann getötet worden, ein deutsches Kriegsschiff war eingeschritten, und das angegriffene Schiff gehörte einer deutschen Reederei mit Sitz in Köln, das heißt, im Grunde saß die Reederei in Bremerhaven, doch der Besitzer und das Geld saßen in Köln. Also lag es nahe, in Köln zu verhandeln, und deshalb hatte man sich an verantwortlicher Stelle über das Abkommen hinweggesetzt, um die Piraten nicht in Kenia, sondern in Deutschland anzuklagen.
    Und damit war der Prozess zu einem Schaulaufen geworden, das man selbst im Ausland mit Argusaugen verfolgte. Diplomatische Kreise hatten bereits verlauten lassen, dass alles andere als ein Geständnis der Piraten inakzeptabel sei. Lohmann hatte das zunächst nicht sonderlich ernst genommen, doch dieser Zahn war ihm rasch gezogen worden.
    »Das ist nicht gut«, hatte ein älterer Kollege Schwarzmalerei betrieben und sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn getupft. »Das ist gar nicht gut für dich, mein Lieber.«
    Lohmann war verwirrt gewesen. »Wieso? Was ist nicht gut für mich?«
    Der andere hatte ihn beinahe mitleidig angeschaut. »Sei nicht einfältig! Es wird ein Geständnis erwartet, und diese Erwartung kommt nicht von irgendjemandem, sondern von ganz oben.« Er hatte zur Decke gedeutet.
    »Von ganz oben? Darunter kann ich mir nichts vorstellen.«
    Der Ältere hatte die Antwort in Form von kleinen Häppchen serviert, die er Lohmann als Fragen hingeworfen hatte. »Berlin? Höchste Regierungskreise? Das Kanzleramt? Kannst du dir vorstellen, wie die Regierung dasteht, wenn die halbe Welt nach einem Geständnis schreit, egal, ob aus vernünftigen Gründen oder nicht, dieses jedoch nicht geliefert werden kann? So etwas führt zu verdammt schlechter Presse. Also wird man mächtig Druck auf den Generalstaatsanwalt ausüben, damit er alles daransetzt, das Geständnis zu bekommen. Und der wiederum wird den Druck nach unten weiterreichen. Hast du noch keinen Anruf

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