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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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lassen.
    Er legte die Stirn in Falten. »Ist das etwa falsch?«
    »Und ob das falsch ist. Ersetze abgeordnet durch suspendiert , dann stimmt es.«
    Skepsis machte sich auf seinem Gesicht breit. »Willst du etwa behaupten, dass man dich suspendiert hat?«
    Sie bejahte.
    Wolf blies die Backen auf. »Wer? Wieso?«, entfuhr es ihm so laut, das seine Stimme von den Wänden des Foyers widerhallte. Sofort tauchte die Pförtnernase wieder aus der Zeitschrift auf, und die Suspendierte wurde mit neu erwachtem Interesse gemustert.
    Sie blieb Wolf die Antwort schuldig und nickte in Richtung der Cafeteria, die nicht zum geschützten Bereich des Präsidiums gehörte, sondern für jedermann zugänglich war. »Lass uns dort hineingehen, da können wir ungestört reden.«
    Kurze Zeit später saßen sie sich an einem Tisch gegenüber, jeder eine Tasse mit dampfendem Kaffee vor sich.
    Sie nahm das Gespräch wieder auf. »Wer mich suspendiert hat, wolltest du wissen?« Abermals ruckte ihre spöttische Braue in die Höhe. »Ganz einfach: unser allseits geschätzter Herr Doktor Waldemar Bohne.«
    Die Kinnlade des Kommissariatsleiters klappte auf und wieder zu. »Das ist ja die Höhe, davon höre ich zum ersten Mal«, schnappte er dann. »Bis eben habe ich nämlich angenommen, man würde dich an anderer Stelle brauchen und hätte dich deshalb bei uns abgezogen. So zumindest hat es mir die Personalabteilung mitgeteilt, in einem winzigen Dreizeiler, den ich am Tag deines Verschwindens auf meinem Schreibtisch fand. Auf meine Rückfragen nach Grund und Dauer bekam ich keine Antwort, stattdessen beschied man mir, ich solle gefälligst keine weiteren Fragen stellen.«
    Nun war es an Mara, ihr Gegenüber mit offenem Mund anzustarren. Ihre Stimme war nur ein Hauch. »Das heißt … er hat gelogen, um mich aus dem Verkehr zu ziehen?«
    »Klingt eher nach einer ausgewachsenen Schmierenkomödie als nach einer Lüge. Da drängt sich mir die Frage auf: Wozu das Ganze? Wenn du Bockmist gebaut hättest, müsste er keine Märchen erfinden, um dich loszuwerden.« Er tastete unwillkürlich nach den Spitzen seines Schnurrbartes, was ein untrügliches Zeichen dafür war, dass sein kriminalistischer Verstand die Arbeit aufgenommen hatte. Dann fasste er sie scharf ins Auge. »Ist da womöglich etwas vorgefallen, von dem ich wissen sollte?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Sein Blick wurde zu Eis. »Nämlich?«
    »Also … Ich … ich habe ihm gesagt: Fick dich ins Knie. Wortwörtlich. Das wird der Auslöser für den ganzen Schlamassel gewesen sein.«
    »Du hast was getan?«, bellte er. Seine Frage dröhnte durch die Cafeteria, sodass die wenigen Leute an den Nachbartischen herüberschauten. Leiser fuhr er fort: »Bist du nicht mehr ganz dicht? Formaljuristisch erfüllt das den Tatbestand der Beleidigung, das weißt du genau. Dienstrechtlich ist es ungehörig und einfach total daneben. Damit hat er dich am Wickel. Ende, aus, basta!« Er ließ den rechten Handrücken in die linke Handfläche klatschen.
    »Ach ja?«, gab sie streitlustig zurück. »Dafür hat er mich von seinem Neffen bespitzeln lassen, den er mir untergeschoben hat. Wollte mir was anhängen. Doch dieser Neffe wechselte schon sehr bald die Seite und gab mir gegenüber alles zu. Passenderweise hat mich unser feiner Herr PP ein paar Tage später herbeizitiert, um mich zu bitten, meinen Einfluss beim Kurier geltend zu machen, damit er in der Presse gut dasteht. Ich …«
    »Das ist doch absurd!«, fiel er ihr ins Wort.
    »Stimmt, total absurd sogar! Trotzdem ist es haargenau so gewesen. Scheinheiliger Mistkerl, auf der einen Seite treten, auf der anderen schleimen. Da ist es doch nur verständlich, dass ich ihm gesagt habe, er solle sich in sein verdammtes Knie …«
    »Du hast dich verändert«, stellte Wolf übergangslos fest. »Und damit meine ich nicht die Frisur. Bist hager geworden.«
    »Du hast dich kein bisschen verändert«, gab sie zurück. »Immer noch der Alte.«
    »Ich nehme das als Kompliment.«
    »Sollte aber keins sein.«
    Er lachte freudlos. »Dieser Neffe, Lohmann, würde der vor einem Verwaltungsgericht aussagen? Würde er zugeben, dass Bohne ihn beauftragt hat, dich auszuspionieren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Eher würde er sich die Zehennägel herausreißen lassen. Er weiß, dass sein Onkel ein falscher Hund ist, aber deshalb wird er ihn nicht verraten. Er ist der loyalste Mensch, den ich je getroffen habe.«
    »Hm … Das macht die Sache nicht einfacher. Trotzdem glaube ich, dass

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