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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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höchst unangenehmer Zeitgenossen führte.
    Er hatte gehört, dass Frau Sturm der Ruf vorauseilte, sich nicht so schnell einschüchtern zu lassen, ganz gleich, mit wem sie es zu tun hatte. Wie man sich erzählte, machte sie einen tadellosen Job im KK 21, wo sie gleichermaßen geschätzt wie beliebt war.
    Der Regen wurde stärker und klatschte laut gegen die Scheiben. Er sah die neue Frau Sturm mit den kurzen Haaren, die sich im Glas spiegelte.
    Sie erhob sich plötzlich. »Dein Onkel kann mich mal!«, verkündete sie mit Nachdruck. »Ich werde ihm gleich morgen früh einen Besuch abstatten. Mich wird er so schnell nicht los!« Plötzlich spukte ihr die Idee durch den Kopf, vor dem Verwaltungsgericht auf Wiedereinstellung zu klagen. Doch vermutlich genügte bereits die bloße Ankündigung einer solchen Klage. Der ehrenwerte Herr Dr. Waldemar Bohne war stets auf seine lupenreine Weste bedacht, und die Vorstellung einer Beamtin, die ihn vor Gericht zerrte, konnte ihm ganz und gar nicht gefallen, zumal er spätestens nach ihrem Afrikaabenteuer wusste, dass sie gute Kontakte zur Presse hatte. Jawohl, eine Schlammschlacht vor Gericht, genau damit würde sie ihm drohen!
    Ihr schlanker Zeigefinger deutete auf den Neffen des Polizeipräsidenten. »Und du, mein junger Freund, hörst jetzt sofort auf, Cola zu trinken! Anne hat vorhin eine Flasche verdammt guten Wein mitgebracht, und die werden wir zwei Hübschen jetzt köpfen. Ich schlage vor, wir trinken auf den lieben Herrn Dr. Bohne.«
    Mit diesen Worten verschwand sie in die Küche.
    Und Bodo Lohmann war eins klar: Sein Onkel konnte sich auf etwas gefasst machen.

Kapitel 8
    Einen Tag vor der Entführung des Fluges SWX 714
    Mara war mit dem Vorsatz ins Präsidium gekommen, Herrn Dr. Waldemar Bohne in die Knie zu zwingen, indem sie ihm eine mächtige Klage in Aussicht stellte. Seit ihr am Vorabend die Idee gekommen war, hatte sie immer mehr Gefallen daran gefunden, und nachdem Lohmann am Morgen, nach einem gemeinsamen Frühstück, gegangen war, hatte sie stundenlang über ihrer Rede gebrütet, die sie dem Polizeipräsidenten ( PP ) entgegenschmettern wollte. Als der Text schließlich stand, wäre sie jede Wette eingegangen, bereits in allernächster Zukunft wieder dienstlich auf den Straßen Kölns unterwegs zu sein.
    Doch bereits am Haupteingang des Präsidiums wurde ihre in der Nacht gewachsene Zuversicht erheblich gedämpft. Grund dafür war der Pförtner, offenbar ein neues Gesicht, der sie nicht kannte und den sie ebenfalls noch nie gesehen hatte. Der Frischling war ein furchtbarer Haarspalter, der ihr schlichtweg den Zutritt zum Gebäude verweigerte.
    »Haben Sie einen Dienstausweis?«, fragte er nun schon zum fünften Mal.
    »Zu Hause vergessen«, gab sie ihm zum fünften Mal Antwort. Das stimmte nicht, denn mit ihrer Suspendierung war der Ausweis eingezogen worden, ebenso die Kriminalmarke und die Dienstwaffe. Doch das ging den Kerl natürlich nichts an. »Wie ich bereits sagte«, startete sie einen neuen Versuch, »ich bin Angehörige des KK 21, und das werden alle meine Kollegen bestätigen. Bitte, tun Sie mir den Gefallen, und rufen Sie dort noch einmal an, ja?«
    Zu dumm, dass sie ihr Handy in Afrika verloren hatte und noch nicht dazu gekommen war, ein neues zu kaufen. Andernfalls hätte sie den Anruf selbst tätigen können.
    Dem Pförtner konnte sie indes kaum unterstellen, sich nicht bemüht zu haben, zumindest anfangs nicht, da er etliche Male versucht hatte, das KK 21 zu erreichen. Allerdings ohne Erfolg, denn weder ihr Büronachbar hatte abgenommen noch ihr Kommissariatsleiter und auch nicht das Geschäftszimmer, was vollkommen ungewöhnlich war, da es zumindest tagsüber ständig besetzt sein sollte. Da musste irgendetwas Großes laufen, vermutete sie.
    Leider hatte der Pförtner schließlich auf stur geschaltet. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit herumzutelefonieren«, schnappte er. »Und im Einundzwanzigsten hat man offenbar ebenfalls zu tun, sonst würde man ans Telefon gehen. Ich möchte Sie deshalb bitten, das Haus zu verlassen. Wenn Sie tatsächlich hier beschäftigt sind, können Sie Ihren Ausweis holen, dann lasse ich Sie herein. Andernfalls …« Er sprach nicht zu Ende, sondern wandte sich wieder dem Kicker zu, in dem er schon vor ihrer Ankunft gelesen hatte.
    »Ich will eine Anzeige erstatten«, sagte sie unvermittelt.
    Die Nase, die tief im Vorbericht über das kommende Heimspiel des 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen versunken gewesen war,

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