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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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riesigen Haufen Post bekommen. Der Stapel liegt auf dem Küchentisch.«
    Grietje forderte derweil den Schwarzafrikaner erneut auf, die Bordküche zu verlassen. Sie blieb freundlich, wenngleich ihr anzumerken war, dass sie allmählich die Geduld verlor.
    »Und?«, wollte Georg wissen. »Wie war der Urlaub? Hast du dich auch diesmal wieder von einem Flirt in den nächsten gestürzt?«
    Das war keine ernsthafte Frage, sondern vielmehr eine spöttische Bemerkung. Sicher, Georg meinte es nicht böse, doch Bernd ärgerte sich trotzdem, ständig damit aufgezogen zu werden, dass er zu dusselig war, eine Partnerin zu finden. Für eine Sekunde durchzuckte ihn der Impuls, mit seinem Erfolg bei Hanna zu prahlen, doch diese Anwandlung verging so schnell, wie sie gekommen war. Denn faktisch hatte er zwar eine schöne Zeit mit ihr verbracht, doch das war leider alles. Außerdem würde Georg garantiert fragen, wie sie im Bett gewesen war.
    »Ich habe den Urlaub genossen«, antwortete er ausweichend. »Sag mal, warum bist du eigentlich um diese Uhrzeit in meiner Wohnung und nicht auf der Arbeit?«
    »Weil heute Samstag ist, du Schlaumeier. Aber lenk nicht vom Thema ab! Also, was ist jetzt? Hast du eine aufgerissen?«
    Bernd fühlte sich immer unbehaglicher. Er sprach leise, weil er sich einredete, dass alle um ihn herum an seinen Lippen klebten. »Aufgerissen? Das ist wohl eher dein Ding«, sagte er kleinlaut.
    Die Stimme aus dem Handy triumphierte. »Aha, hab ich’s mir doch gedacht. Diesmal hast du einen Treffer gelandet, gib’s zu!«
    »Ja, du hast recht. Allerdings weiß ich genau, was du unter Treffer landen verstehst. Aber das kannst du vergessen, ich war nicht mit ihr im Bett. Wir hatten einfach nur eine schöne Zeit, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Eine schöne Zeit, wie?« Der Spott war unüberhörbar.
    »Genau, da war alles dabei: Safari, jeden Abend ein Cocktail an der Poolbar und tiefgründige Gespräche bei Sonnenuntergang. Die letzten Tage waren wir fast ununterbrochen zusammen.«
    »Birdie, du Schwerenöter!«, frohlockte Georg. »Das ist ja der Hammer! Die Pechsträhne hat ein Ende, wer hätte das gedacht? Wo hast du die Schöne denn kennengelernt?«
    »Im Hotel.«
    »Ah, dann sitzt sie jetzt vermutlich neben dir und krault dich hinter dem Öhrchen?«
    Bernd seufzte. »Nein, leider nicht. Ihr Urlaub war früher zu Ende als meiner. Sie ist bereits am Dienstag zurückgeflogen.«
    Georg kicherte. »Pech für dich, alter Freund. Und wie heißt die Glückliche?«
    Um ein Haar hätte er geantwortet, ihren Namen nicht zu kennen. Der Abend in der Hotellobby fiel ihm ein, als er unverhofft erfahren hatte, dass Hanna angeblich Tamara hieß. Er war sich nicht sicher, was nun stimmte. Doch warum hätte sie ihm einen falschen Namen nennen sollen? Das ergab absolut keinen Sinn. Andererseits hatte Robert, der Blumenhändler, ihren Ausweis gesehen …
    »Hanna«, antwortete er schließlich unsicher.
    »Sprich doch mal ein bisschen lauter«, beschwerte sich Georg. »Ich verstehe dich kaum. Was ist denn da bei euch los? Nehmen die gerade den Flieger auseinander? Hanna, sagtest du? Und weiter?«
    Der Krach, über den sich sein Freund beschwerte, wurde von den anderen Passagieren verursacht, die zunehmend ungeduldiger wurden und anfingen, sich lautstark zu beschweren.
    Bernd räusperte sich. »Keine Ahnung.«
    »Was heißt das, keine Ahnung? Du sagtest doch gerade, ihr hättet eine ganze Woche lang ständig zusammengehockt und jeden Abend Cocktails an der Bar geschlürft und den Sonnenuntergang betrachtet.« Er lachte. »Nenn mich nicht altmodisch, aber sollte man da nicht zumindest wissen, mit wem man es zu tun hat?«
    Bernd wurde knallrot. Gut, dass Georg ihn nicht sehen konnte. Wie ein Verschwörer schaute er nach rechts und links, doch die Mitreisenden nahmen keine Notiz von ihm, sondern waren mit ihrer eigenen Ungeduld beschäftigt.
    Gleichwohl flüsterte er, um zu vermeiden, dass irgendjemand etwas mitbekam. Die ganze Geschichte war ihm unendlich peinlich. Allmählich bedauerte er es, Georg eingeweiht zu haben. »Ich weiß ganz genau, wer sie ist, dazu brauche ich nicht ihren Nachnamen zu kennen«, sagte er. »Sie hat sich als Hanna vorgestellt, und das war okay für mich. Ihren Personalausweis habe ich nicht kontrolliert.« Er schluckte. »Viel schlimmer ist, dass ich ihre Adresse nicht kenne. Wahrscheinlich wohnt sie in Berlin oder irgendwo dort in der Gegend …«
    »Gratulation«, spottete Georg. »Mein bester Freund lacht

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