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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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kontaminierten. Die beiden waren unzweifelhaft von der Spurensicherung, doch aufgrund der Masken und der grellen Scheinwerfer konnte Mara keinen von ihnen identifizieren. Ihnen zu Füßen lag ein lebloser Körper, auf dem Rücken und mit ausgebreiteten Armen, der ebenfalls nicht im Detail zu erkennen war.
    Mara flüsterte: »Nicht Laura. Bitte nicht.« Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge und löste sich vom Anblick der Leiche. »Es wartet jemand auf mich? Wer?«
    In diesem Moment sah sie einen Mann, der in gebührendem Abstand die Arbeit des Spusi-Teams beobachtete. Dabei hielt er sich so gerade, als hätte er einen Stock verschluckt. Er war hoch aufgeschossen und gertenschlank. »Das ist doch nicht etwa …«
    »Oberstaatsanwalt Kunze«, vollendete Lohmann den Satz. Er hatte den stillen Beobachter ebenfalls entdeckt und sogleich erkannt. »Mein Mentor.«
    Augenblicklich meldete sich sein schlechtes Gewissen zu Wort. Hätte Kunze geahnt, dass die wahre Mission seines Zöglings darin bestand, für den Polizeipräsidenten zu spionieren, anstatt die Arbeit der Kripo kennenzulernen, wäre er höchstwahrscheinlich explodiert vor Wut. Dann hätte er sich niemals dafür eingesetzt, dass Lohmann dem Kommissariat 21 und speziell Frau Sturm zugeteilt wurde, um ihr über die Schulter zu sehen.
    Die Staatsanwaltschaft galt als »Herrin des Ermittlungsverfahrens«, und die Polizeibehörden waren ihr operativer Arm. Dass sie unverzüglich informiert wurde, wenn ein Kapitalverbrechen entdeckt wurde, entsprach dem üblichen Prozedere, genauso wie die Tatsache, dass sie jemanden losschickte, um sich vor Ort ein Bild zu machen. In diesem Fall war dieser Jemand offensichtlich August »Eisenschädel« Kunze.
    »Nettes Outfit«, wiederholte Westerhausen und taxierte Mara mit einem spöttischen Blick.
    Just in diesem Moment wurde Kunze auf sie und Lohmann aufmerksam. Er drehte sich um und winkte die beiden heran. Mara ließ den bissigen Kollegen stehen und ging auf den grauhaarigen Oberstaatsanwalt zu, der, wie üblich, karierte Golfhosen trug. Er musterte sie von oben bis unten, und unter diesem Blick wuchs ihr Unbehagen. Wieso hatte sie sich nicht umgezogen? Plötzlich kam sie sich vor wie kostümiert.
    Der Eisenschädel nickte. »Frau Sturm. Sehr erfreut.« Die Freude musste in seinem Inneren stattfinden, denn er verzog keine Miene. »Bodo. Schön, Sie zu sehen. Trotz Ihres Aufzugs. Immer korrekt bleiben, junger Mann. Sie sollten sich ein Beispiel an Frau Sturm nehmen. Mein Kompliment, Sie sehen bezaubernd aus, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Was machen Sie übrigens hier? Seit wann fallen Todesermittlungen in Ihr Ressort?«
    Sie erklärte ihm in groben Zügen den Grund ihrer Anwesenheit. Anschließend schaute sie zu der am Boden liegenden Leiche hinüber, bei der soeben die Körpertemperatur gemessen wurde, was der Bestimmung des genauen Sterbezeitpunktes diente. Von weitem war der Leichnam nur als Schattenriss zu erkennen.
    »Ist sie schon identifiziert?«, fragte Mara, um endlich Gewissheit zu erlangen.
    Der alte Herr runzelte die Stirn. »Ich weiß genauso wenig wie Sie. Bin erst ein paar Minuten vor Ihnen hier eingetroffen. Wollte abwarten, bis die Tatortarbeit erledigt ist.«
    Schweigend betrachteten sie die Beamten in den Overalls. Einer beugte sich über den Leichnam, tastete ihn ab, betrachtete jeden Quadratmillimeter, fasste jede Gliedmaße an, drehte die Leiche schließlich auf den Bauch, berührte und betrachtete sie aufs Neue. Der zweite Beamte sprach in ein Diktiergerät und dokumentierte jeden Handgriff seines Kollegen. Das Opfer war komplett entkleidet, die Haut sah im Scheinwerferlicht aus wie Alabaster.
    Mara zitterte. Ein nackter Leichnam deutete auf ein Sexualverbrechen hin. Als sie genauer hinschaute, sah sie ganze Schwärme von Fliegen, die den leblosen Körper und die Männer der Spurensicherung umschwirrten.
    »Sie wollen ihre Larven ablegen«, erklärte sie, als ihr Lohmanns fragender Blick auffiel. »Dazu kriechen sie in sämtliche Körperöffnungen. Bei dieser Witterung kannst du förmlich dabei zusehen, wie sich die Eier in Maden verwandeln. Ich habe schon Tote gesehen, die von Kopf bis Fuß zersetzt waren und vermeintlich nur noch aus fetten, sich windenden Würmern bestanden.«
    »Oh!«, entfuhr es Lohmann, der hart im Nehmen war.
    Endlich hatte die Spurensicherung ihre scheußliche Arbeit erledigt. »Der Rest ist für die Pathologen«, hörte Mara einen Kollegen sagen. Dann rief derselbe

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