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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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gelobte Pfifferlingsragout hatte er nicht angerührt.

Kapitel 32
    Obwohl die Sonne gerade erst hinter dem Horizont hervorkroch, war der Parkplatz im Köngisforst taghell erleuchtet. Überall war Licht, blaues von den Streifenwagen, milchig weißes von den riesigen Scheinwerfern, die das THW auf Ersuchen der Polizei zur Verfügung gestellt hatte.
    Hin und wieder zuckte ein Blitzlicht, entweder weit entfernt, dann stammte es von den Kameras der Pressevertreter, die gereizt waren, weil sie von uniformierten Beamten daran gehindert wurden, dichter an das Geschehen heranzugehen, oder aus nächster Nähe, dann kam es vom Fotoapparat der Spurensicherung, die Hunderte von Detailaufnahmen des Tatorts machte.
    »Hast du schon mal einen Toten gesehen?«, wollte Mara von Lohmann wissen. »Möchtest du lieber im Auto bleiben und warten?«
    Sie fühlte sich unwohl, denn sie trug immer noch das Abendkleid und die hohen Schuhe, auf denen sie nicht laufen konnte, zumal der Untergrund aus losem Schotter bestand.
    »Im Auto bleiben und warten?«, echote Lohmann. »Wo denken Sie hin? Halten Sie mich für eine Memme?«
    »Man ist keine Memme, wenn man sich den Anblick einer Leiche ersparen will. Niemand schaut sich so etwas gern an.«
    »Keine Sorge, ich komme damit klar. Ich bin ziemlich hart im Nehmen, müssen Sie wissen. Während meines ersten Studienabschnittes habe ich einige Wochen bei einer Kanalreinigungsfirma gejobbt. Das war eklig hoch zehn. Glauben Sie mir, seitdem kann mich nichts mehr erschüttern.«
    »Wie du meinst.«
    Bei Mara war das ganz anders. Im Verlauf ihrer Polizeikarriere hatte sie bestimmt an die hundert Leichen zu sehen bekommen, und obwohl sie sich niemals übergeben hatte oder Ähnliches, erschütterte sie der Anblick immer wieder aufs Neue. Erstaunlicherweise nahm dieses Gefühl von Mal zu Mal zu. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis aus dem Unbehagen richtige Angst wurde. Die Angst vor den Toten, die so viele Polizisten kannten, auch wenn sie sich äußerlich nichts anmerken ließen.
    Sie versuchte sich von der aufsteigenden Beklemmung abzulenken, indem sie darüber nachdachte, ob es nicht besser gewesen wäre, erst nach Hause zu fahren und etwas anderes anzuziehen. Kein Mensch, der bei Verstand war, begab sich in Abendgarderobe an den Fundort eines Mordopfers. Doch das Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen, hatte sie auf den Umweg verzichten lassen.
    Also hatte sie sich das Telefonbuch geschnappt, Lohmanns Nummer herausgesucht und ihm Toms Adresse gegeben, damit er sie so schnell wie möglich dort abholte. Tom hatte sich selbst als Chauffeur angeboten, doch irgendwie kam es ihr im Nachhinein so vor, als wäre es ihm im Grunde durchaus recht gewesen, dass sie darauf bestanden hatte, sich von Lohmann kutschieren zu lassen.
    Lohmann war hellwach gewesen, als sie ihn an die Strippe bekommen hatte. »Ich dachte schon, Sie würden mich absichtlich vergessen, weil Sie mich nicht bei Petrows Verhör dabeihaben wollen.«
    »Quatsch«, hatte sie beteuert, obwohl genau das ihr Plan gewesen war. Dafür schämte sie sich jetzt, denn Lohmann hatte sich sofort auf die Socken gemacht und sie keine zwanzig Minuten später abgeholt. Zur ihrem Erstaunen fuhr er ein schickes Audi Cabriolet – ein Geschenk seines Onkels, wie er einräumte –, und anstatt seiner hässlichen Golfhosen und des gestärkten Hemdes trug er Jeans und T-Shirt. Und Cowboystiefel. Unfassbar.
    »Wie siehst du denn aus?«, hatte sie ihn überrascht gefragt.
    Gleichzeitig waren ihm ganz ähnliche Worte entfahren: »Was haben Sie denn an?« Er hatte sie anerkennend, fast ehrfurchtsvoll beäugt.
    Und so duckten sie sich also in diesem Moment unter der Absperrung aus Flatterband hindurch, eine unangemessen vornehm gekleidete Frau in Abendgarderobe, die ein mulmiges Gefühl in der Magengrube mit sich herumtrug, und ihr Begleiter in Cowboystiefeln, der sich betont lässig gab und nach eigenem Bekunden hart im Nehmen war.
    Ein Uniformierter wollte sie zurückhalten, doch bevor er etwas sagen konnte, kam Westerhausen von der K-Wache an die Absperrung und empfing Mara mit den Worten: »Ah, da bist du ja endlich. Nettes Outfit. Da hinten wartet jemand auf dich. Seit er hörte, dass du unterwegs bist, brennt er darauf, dich zu sehen.«
    Mara war verwirrt. Sie schaute an Westerhausen vorbei und sah zwei Gestalten in Overalls, die zudem Häubchen auf dem Kopf trugen und Chirurgenmasken vor den Mündern, damit sie den Tatort nicht mit ihrer eigenen DNA

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