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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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vor Ort war, meinte, dass es Anzeichen für eine Vergiftung gibt. Die Konsistenz des Erbrochenen beispielsweise. Klarheit wird allerdings erst die Obduktion erbringen. Sie kennen das ja: Blutanalyse, Darm öffnen, Magen herausschneiden …«
    »Magen herausschneiden?«, kreischte Lohmann. Seine Gesichtsfarbe hatte einen Stich ins Grünliche angenommen.
    »Das ist noch gar nichts«, erklärte Westerhausen. »Der Mörder hat ihm die Zunge herausgeschnitten. Hat ganz schön rumgesäbelt. Ob post mortem oder bei lebendigem Leib, wissen wir noch nicht.«
    Der unerschütterliche Exkanalreiniger drehte sich ohne Vorankündigung um und lief in Richtung einer Brombeerhecke davon. Gleich darauf hörte man ein lautes Würgen, als ihm seine Mitternachts-Spaghetti hochkamen. Ein Beamter der Spurensicherung fluchte: »Das darf doch nicht wahr sein! Hör sofort auf, meinen Tatort vollzukotzen, du Idiot. Die Brombeersträucher sind noch nicht durchsucht. Mach, dass du da wegkommst!«
    Oberstaatsanwalt Kunze achtete nicht auf den Trubel. »Die Zunge herausgeschnitten …«, wiederholte er nachdenklich. »Was hat das zu bedeuten? Ein Ritualmord? Ein Psychopath? Haben wir es mit einem Irren zu tun? Ist das der Grund dafür, dass die Leiche so unglaublich nachlässig entsorgt wurde, direkt neben einem Waldweg, wo es nur eine Frage der Zeit ist, wann der erste Spaziergänger mit seinem schnüffelnden Hund vorbeikommt? Sind wir an einen Psycho geraten, der es darauf anlegt, dass man seine Untaten entdeckt? Bitte sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist.«
    Westerhausen machte eine hilflose Geste, wusste jedoch keinen Rat.
    Anders Mara. »Ich habe eine Vermutung«, offenbarte sie.
    Und dann erklärte sie dem Oberstaatsanwalt, in welchen Kreisen man dem Opfer die Zunge herausschnitt.

Kapitel 33
    Pünktlich um 6 Uhr 58 betrat die Putzkolonne der Firma 3G, bestehend aus zwei jungen Männern und drei ebenfalls jungen Frauen, die Karlsbank. Sie benutzten den Hintereingang, gleich neben dem Tor für Geldtransporter.
    Einer der Männer, er hieß Ingo, hatte den Schlüssel und sperrte die Tür auf. Dahinter befand sich ein kleiner, leer stehender Raum, der die Funktion einer Sicherheitsschleuse hatte. Ingo stellte die Alarmanlage ab – oder schaltete sie unscharf, wie es in der Fachsprache hieß –, was er mittels einer Tastatur erledigte, die in die Wand eingelassen war. Danach öffnete er die gegenüberliegende Tür, ein wahres Monstrum aus gepanzertem Stahl, die den eigentlichen Innenbereich der Bank sicherte. Als sie hinter der Truppe wieder ins Schloss fiel, vibrierte der Boden.
    »Wahnsinn«, sagte Ingos männlicher Begleiter, der an diesem Morgen zum ersten Mal dabei war. Sein Name war Pjotr Petrow, und nach eigenen Angaben war er ein langjähriger Freund von Laura. Die Ärmste hatte sich eine Sommergrippe eingefangen, wusste Petrow zu berichten, wahrscheinlich wegen der Klimaanlage in der Uni im Zusammenwirken mit langen Autofahrten bei heruntergelassenen Scheiben und Zugwind. Bis Laura wieder auf den Beinen sei, so Petrow weiter, würde er für sie einspringen. Der Chef, Herr Garbrecht, wisse Bescheid und habe grünes Licht gegeben.
    »Erstaunlich«, murmelte Ingo, als er mit Petrow allein in der Besenkammer war. Die drei Frauen hatten sich bereits jede einen Putzwagen geschnappt und machten sich an die Arbeit.
    »Was ist erstaunlich?«, wollte Petrow alarmiert wissen.
    Ingo musterte den angeblichen Ersatzmann von Kopf bis Fuß. »Dass man dir erlaubt hat, so kurzfristig für Laura einzuspringen. Normalerweise dürfen nur Leute in die Bank, die zuvor einer sogenannten Sicherheitsüberprüfung unterzogen wurden. Da müssen drei Seiten Formulare ausgefüllt werden: was man bisher gemacht hat, familiärer Hintergrund, soziales Umfeld und so was alles. Das Ganze wird dann aufwändig gecheckt, und erst wenn feststeht, dass der Überprüfte kein verkappter Krimineller ist, bekommt er die Erlaubnis, in der Bank zu arbeiten. Herr Garbrecht würde sofort seine Konzession verlieren, wenn herauskäme, dass er sich nicht an diese Vorgaben hält. Ich gebe zu, was Ordnung angeht, ist der Alte ein Chaot, eine männliche Schlampe, aber auf die Sicherheitsüberprüfung hat er bisher immer penibel geachtet.«
    Petrow lachte. »Weiß ich doch alles. Denkst du, mir wären die drei Seiten Papierkram erspart geblieben? Natürlich nicht. Habe alles geduldig über mich ergehen lassen.«
    Ingo verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Ach ja?«
    Wieder lachte

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