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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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unverschlossen war. Das wiederum hätte er nicht erwartet.
    Er überlegte, was das zu bedeuten hatte, ob damit die These vom Banküberfall bewiesen war, kam jedoch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Was er brauchte, war Gewissheit. Also öffnete er die Tür einen Spalt breit und linste hindurch. Nichts zu sehen, nur nackte Betonwände im Halbdunkel. Kurz entschlossen schlüpfte er ins Gebäude.
    Einen Atemzug später erschrak er fast zu Tode, als hinter ihm die Tür ins Schloss fiel, und zwar mit einem fürchterlichen Knall, der das gesamte Tor zum Beben brachte. Das Getöse wurde als Echo von den Wänden zurückgeworfen.
    Lohmann duckte sich unwillkürlich und hielt den Atem an. Er befürchtete, augenblicklich attackiert zu werden oder zumindest eine herrische Stimme zu hören, die ihn im Kommandoton zum Stehenbleiben aufforderte. Doch nichts dergleichen geschah, es wurde wieder still, und das einzig verbleibende Geräusch war das Brummen einer Neonröhre an der Decke.
    Er blies die Luft durch die Backen und spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten, spürte das Fließen des Blutes dicht unter der Haut.
    »Reiß dich zusammen«, flüsterte er. »Ist doch noch gar nichts passiert.«
    Der Raum, in dem er gelandet war, erwies sich indes tatsächlich als die erwartete Schleuse. Mit ihren nackten Betonwänden vermittelte sie den Anschein eines Parkhauses, wie Lohmann feststellte, als sich seine Augen an das schwache Neonlicht gewöhnt hatten. An der rückwärtigen Wand, mindestens vierzig Meter entfernt, befand sich ein zweites Tor, das sperrangelweit offen stand. Dahinter war Licht, kein trüber Neonschimmer wie hier, sondern gleißende Helligkeit. Vor diesem strahlenden Schein zeichneten sich die Umrisse eines kleinen Lkw ab, der, mit der Schnauze in Lohmanns Richtung, zu drei Vierteln in der Schleuse stand und mit dem Rest im dahinterliegenden Raum. Personen waren nicht auszumachen.
    Lohmann lauschte, beobachtete, lauschte erneut. Dann huschte er an der Wand entlang auf den Kleinlaster zu. Der Schriftzug Bunker Geld- und Werttransporte wurde sichtbar. Nun, ein Geldtransporter, der in der Schleuse einer Bank stand, war nichts Verdächtiges.
    Er erreichte das Fahrzeug und begab sich zum Heck. Die Türen standen weit offen, sodass er die Ladefläche sehen konnte. Diese war leer, bis auf drei oder vier olivgrüne Haufen, die sich beim zweiten Hinschauen als Seesäcke entpuppten. Als prall gefüllte Seesäcke. Obwohl er sich keineswegs für fantasielos hielt, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, was sich darin befinden sollte. Banknoten jedenfalls wurden garantiert nicht in Säcke gestopft, um sie zu transportieren. Also doch Kokain?
    Von Neugier getrieben, kletterte er ins Fahrzeuginnere, um die mysteriöse Ladung genauer in Augenschein zu nehmen. Dabei kam er sich vor wie James Bond.
    »Himmel!«, entfuhr es ihm unwillkürlich, als er einen der Säcke zurechtrückte, um die Öffnung zu finden. Das Ding war so schwer, dass er es kaum bewegen konnte. Nach einigem Hantieren gelang es ihm, einen Kordelzug zu finden, den er sogleich löste. Dann lag der Seesack offen vor ihm, doch ein erster, flüchtiger Blick ins Innere gab noch immer keinen Aufschluss über den Inhalt.
    Er griff hinein, verharrte jedoch, weil ihm die ganze Affäre auf einmal wieder wie ein Hirngespinst vorkam. Was, zum Teufel, tat er hier? War er noch ganz bei Trost, sich in eine Bank zu schleichen, einen Geldtransporter zu entern und in der Ladung herumzuwühlen? Wenn ihn jemand dabei erwischte, geriet er in ernsthafte Erklärungsnot.
    Er zuckte erneut zusammen, als er Schritte und Stimmen hörte, die sich zweifellos näherten. Sie kamen aus dem Gebäudeinneren, aus Richtung eines Korridors, der vermutlich in die eigentliche Bank führte.
    Er ließ den Seesack los, als habe er sich die Finger daran verbrannt. Mit einem waghalsigen Satz sprang er von der Ladefläche, schaute sich panisch um, machte einen überhasteten Schritt – und stieß mit dem Fuß gegen einen Zinkeimer, von dem nur der Himmel wissen mochte, wozu er gut war und wer ihn ausgerechnet hier abgestellt hatte. Das vermaledeite Ding schepperte über den Betonboden, und Lohmann befürchtete, dass der Krach sogar noch draußen auf der Straße zu hören war.
    Die Schritte kamen rasch näher, begleitet von einem alarmierten Ruf.
    Lohmann hob den Eimer auf und stellte ihn in eine Nische, in der er einen Schrubber entdeckt hatte. Dann blieb keine Zeit mehr, weshalb er sich

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