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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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erneut dazwischen. »Lass sie!«, befahl er und hielt den anderen am Arm fest, was ihm offenbar keine allzu große Mühe bereitete. Er schien über gewaltige Kraft zu verfügen, obwohl man ihm das auf den ersten Blick kaum zutraute, da er nicht nur groß war, sondern vor allem schlaksig wirkte. Genau wie seine Gefährten hatte er die Sturmhaube gelüftet und zeigte sein Gesicht. Auffälligstes Merkmal dieses Gesichtes war ein Paar wasserblauer Augen, die so intensiv strahlten, dass es fast hypnotisch wirkte.
    Er bückte sich nach der Handtasche, hob sie auf, und Mara glaubte, eine Spur von Erstaunen in seinen Zügen zu erkennen, als er das ungewöhnliche Gewicht des Täschchens registrierte. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, ging er zum Tisch hinüber, legte die Handtasche ab und schickte sich an, sie zu öffnen, zweifellos mit der Absicht, sie zu durchsuchen.
    Ihr stockte der Atem. Wenn er die Pistole fand, war sie geliefert. Himmel, das durfte nicht geschehen, sie musste etwas unternehmen! Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit, das Drama zu verhindern, doch das Einzige, was ihr einfiel, war die wahnwitzige Idee, zu behaupten, die Tasche wäre mit Sprengstoff gefüllt und würde explodieren, sobald man den Magnetverschluss öffnete. Das war vollkommener Schwachsinn, klar, doch vor lauter Panik konnte sie keinen vernünftigen Gedanken fassen.
    Gerade als sie ihre absurde Geschichte zum Besten geben wollte, übergab sich der Aufpasser ein zweites Mal. Sein Gewürge war so laut, dass es bis auf den Flur drang.
    Der Lange ließ von der Handtasche ab und beobachtete den abstoßenden Vorgang. Zu Maras großem Erstaunen sah sie in seinen strahlenden Augen eine Spur von Häme funkeln, doch das konnte ein Trugschluss sein.
    Als der Aufpasser fertig war, sah er aus wie der sprichwörtliche Tod auf Socken. Vorhin war er bleich gewesen, nun sah seine Haut aus wie Kreide. Der Typ zitterte und presste eine Hand auf den Bauch. »Das ist das verdammte Zeug. Spürst du es noch nicht?«, fragte er den Langen.
    Der schüttelte den Kopf, dann wandte er sich ansatzlos wieder der Handtasche zu.
    Das kam so überraschend, dass Mara keine Chance hatte, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Mit offenem Mund sah sie dabei zu, wie eine feingliedrige Hand in dem Täschchen verschwand und darin herumkramte. Gleich musste dem Kerl die Pistole in die Finger fallen. Höchstens noch eine Sekunde.
    Die Hand kam wieder zum Vorschein – und mit ihr ein Lippenstift. Und ein Tampon, eine kleine Schachtel Kopfschmerztabletten, ein Foto. Alles wurde ausgeräumt und achtlos fallen gelassen, nur die Pistole blieb, wo sie war.
    »Nichts drin«, murmelte der Lange. »Bloß Weiberkram. Keine Ahnung, was sie mit dem Ding anstellen wollte.« Er warf die Tasche zu Boden und würdigte Mara keines Blickes. »Du solltest jetzt runtergehen«, wies er den Bleichen an, »und beim Verladen helfen. Ich bin eigentlich nur gekommen, um euch zu holen, dich und Kippe. Ich werde nur noch rasch unsere Freundin hier fesseln, dann komme ich nach.«
    Er nahm eine Rolle Plastikklebeband aus einer Tasche seiner Montur, ließ sie jedoch auf der Stelle wieder verschwinden, kaum dass die Schritte des anderen auf dem Flur verhallt waren.
    Mara schaute ihm in die strahlend blauen Augen und staunte.

Kapitel 48
    Als Laura realisierte, dass sie gerettet war, fiel die Lethargie allmählich von ihr ab. Die Erkenntnis reichte zwar noch nicht für einen freudigen Luftsprung oder einen ähnlichen Gefühlsausbruch, doch zumindest nahm ihr Verstand allmählich wieder seine Arbeit auf.
    Sie erinnerte sich. Was hatten die Männer vorhin gesagt? Die Polizei war unterwegs. Also tat sie gut daran, beschloss sie, hier in diesem Aufenthaltsraum zu warten.
    Am Tisch sitzend, die Ellenbogen auf die Platte gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben, brütete sie vor sich hin. Zur Tür wehte der typische Metzgereigeruch herein, und der widerte sie an. Dann glaubte sie, den bestialischen Gestank wahrzunehmen, der ihr in die Nase gestiegen war, als der Penis des fetten Scheusals beinahe ihren Mund berührt hätte. Sie schüttelte sich, als das Bild vor ihrem geistigen Auge auftauchte. Im Moment konnte sie sich nicht vorstellen, diese Horrorvision jemals wieder loszuwerden.
    Sie sprang auf, so heftig, dass der Stuhl rückwärts umkippte. Was, wenn der Kerl in diesem Augenblick nach ihr suchte und sie hier fand? Dann war sie wieder genauso weit wie am Anfang. Sie überlegte, ob sie sich

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