Sturms Jagd
mein Zeichen, legt seine Leute um, aber passt auf, dass ihr ihn nicht killt. Schießt ihm nur in die Knie!«
Er beendete das Gespräch.
»Er ist allein«, stellte Stalin fest, als der Hummer in einiger Entfernung anhielt. Die Fahrertür wurde geöffnet, Johannes Strasser stieg aus.
»Das ist unmöglich«, widersprach Smertin. »Er vertraut mir nicht, also wird er sich hüten, ohne Begleitschutz hier aufzutauchen.« Dann: »Du hast recht. Da ist was faul. Wieso kommt er allein? Teufel, da stimmt was nicht, der führt was im Schilde.«
Strasser schlenderte auf die beiden Russen zu. »Hallo Victor. Gleich sind wir reich, was? Alles vorbereitet? It’s Showtime!«
Kapitel 51
Die Szene erinnerte an einen Thriller im Kino.
Ein Mann lag am Boden, ein anderer stand mit erhobenem Gewehr über ihm, bereit, den tödlichen Schuss abzufeuern. Sein Finger war bereits um den Abzug gekrümmt, doch dann wurde die Hinrichtung verschoben, weil die Frau den Raum betrat, die noch vor wenigen Stunden in den Armen des Henkers gelegen hatte. Tom zuckte zusammen, als sie ihn ansprach.
»Es ist also wahr, du hast mich ausspioniert.« Maras Stimme klang belegt. Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen.
Von einer solchen Gefühlsregung war Tom weit entfernt, doch zumindest schien er sich unbehaglich zu fühlen, was darauf hindeutete, dass sie ihm nicht gänzlich gleichgültig war. Oder redete sie sich das bloß ein? Sie biss sich auf die Unterlippe, ignorierte das Gewehr in seinen Händen.
»Sag mir eins: Was von alldem, das du mir in den letzten Wochen ins Ohr gesäuselt hast, war echt? Hast du davon irgendetwas ernst gemeint? Oder gehörte alles nur zu deiner Rolle als Spitzel?« Sie unterbrach sich, denn das Gefühl des Benutzt-worden-Seins wurde mit einem Schlag übermächtig. »Hat es dir wenigstens Spaß gemacht? Im Bett, meine ich?«
Er gab keine Antwort, sondern stellte eine Gegenfrage. »Wo kommst du denn auf einmal her?«
Sie zuckte die Achseln. »Spielt das eine Rolle?«
Eine steile Stirnfalte verriet, wie angespannt er war. »Sag mir, was du hier zu suchen hast?«, blaffte er.
Abermals zuckte sie die Achseln. »Ich habe gehört, dass hier gerade Kokain im Wert von 400 Millionen den Besitzer wechselt. Das werde ich verhindern. Ist mein Job.«
Er schnaubte verächtlich. Sie gab ein Bild des Jammers ab, barfuß, das Haar zerzaust, das Kleid zerrissen, die Jacke unnatürlich ausgebeult und halb offen mit Ausblick auf ihren Büstenhalter. Von ihrer Attraktivität war nicht mehr viel übrig. Außerdem stand sie kurz davor zu heulen, das war deutlich zu sehen. »Übernimm dich nicht«, warnte er spöttisch.
»Keine Angst, mach ich nicht. Also – was ist jetzt?«
Er glotzte sie verständnislos an. »Was?«
»Du schuldest mir eine Antwort. Was von dem ganzen Süßholzgeraspel war echt?«
Er sah sie schweigend an. Schließlich brachte er etwas zustande, dass sich anhörte wie: »Es tut mir leid.«
Genau war das jedoch nicht zu verstehen, da Greiner, immer noch am Boden liegend, die Gunst des Augenblicks nutzte, indem er die Fußknöchel des Verbrechers mit den Beinen umklammerte und ihn zu Fall brachte.
Tom ging zu Boden, die Waffe polterte neben ihm auf die Auslegeware. Die beiden letzten verbliebenen Geiseln, die sich in die hinterste Ecke des Raumes verdrückt hatten, hielten den Atem an in Erwartung eines Schusses, der sich beim Aufschlag des Gewehrs lösen musste und als Querschläger durch die Luft jaulen würde. Das geschah jedoch nicht. Stattdessen kam es zu einem Gerangel, bei dem die Kontrahenten über den Boden rollten und versuchten, die Kalaschnikow an sich zu reißen.
Keiner war in der Lage, die Oberhand zu gewinnen. Das Gewehr lag auf dem Teppich, während sich ein kämpfendes Knäuel aus Armen, Beinen und Flüchen immer weiter davon entfernte. Schließlich rollten die beiden Kämpfenden unter den Tisch. Geschirr klirrte, ein Stuhl kippte um.
Wie in Trance bückte sich Mara nach der Kalaschnikow. Ein Gewehr wie dieses, ein richtiges Sturmgewehr, hatte sie noch nie in der Hand gehabt, geschweige denn jemals damit geschossen. Die größte Waffe, deren Umgang sie halbwegs beherrschte, war die Maschinenpistole MP 5, die zur Standardausrüstung der Polizei gehörte, aber so gut wie nie benutzt wurde. Im Vergleich mit der Kalaschnikow nahm sich die MP 5 aus wie ein Spielzeug.
Mara hob das schwere Ungetüm und brachte die Mündung in Toms Richtung.
»Gib auf, du Schuft!«, befahl sie, doch nicht nur ihre
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