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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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brutaler Gewalt. Das wäre unmöglich gewesen, hätte nur ein Funken Feuer in ihr gebrannt, doch die Flamme war erloschen.
    Er heulte triumphierend. Sofort schwenkte er den Gewehrlauf gegen Greiner, der Schuss fiel fast im gleichen Augenblick.
    Und tatsächlich, wie Tom vorhergesagt hatte, explodierte Greiners Schädel förmlich; Blut, Hirn, Glibber, alles spritzte durch die Luft, sprenkelte den Teppich, die cremefarben getünchte Wand, das Mobiliar. Was von dem verdeckten Ermittler blieb, war ein lebloser Körper, der absurd verdreht auf dem Boden lag, sowie ein Haufen grauer Brei mit rosafarbenen Fäden, wo einst der Kopf gewesen war.
    Sofort stieg Mara der Gestank frischen Blutes in die Nase, den sie nur mit süßlich beschreiben konnte, wohl wissend, dass süß eine Geschmacksrichtung war und kein Geruch. Ihr wurde schlagartig übel.
    Das galt zweifellos auch für den Bankangestellten mit der senffarbenen Krawatte, da er sich lautstark übergab. Der andere vergrub das Gesicht in den Händen.
    Mara riss die Augen auf und starrte hin und her zwischen dem Mann, den zu heiraten sie noch vor kurzem entschlossen gewesen war, und dem, was genau dieser Mann angerichtet hatte. Bis vor einer Sekunde hatte sie noch immer ihren Tom in ihm gesehen, zumindest unterschwellig, und hatte gehofft, dass er sich besinnen würde, obwohl sie insgeheim wusste, wie idiotisch diese Annahme war. Hoffnung ist der krankhafte Glaube an den Eintritt des Unmöglichen, hatte Jo früher immer gesagt. Und er hatte recht, soeben war auch die letzte Hoffnung in ihr gestorben.
    »Was hast du getan?«, flüsterte sie. Ihre Stimme war nur noch ein Hauch.
    Er drehte sich nach ihr um, und gleichzeitig mit dieser Bewegung schwenkte der Gewehrlauf in ihre Richtung. Seine Augen waren zusammengekniffen, verengt zu schmalen Schlitzen, durch die er sie aggressiv anfunkelte. Er hatte gekämpft und gesiegt, und jetzt suchte er nach neuen Gegnern. Der berüchtigte Blutrausch hatte von ihm Besitz ergriffen. Das Einzige, das ihr jetzt noch vertraut an ihm vorkam, war sein Geruch.
    »Jetzt zieh hier keine Show ab«, zischte er, »sonst kannst du dich neben den da legen. Glaub mir, ich werde nicht zögern, wenn du mich zwingst.« Er grinste breit. »Und ja, im Bett warst du gut, nicht überragend, da gab es Bessere, aber trotzdem solide. Zufrieden?«
    Während seine Rechte das Gewehr hielt, kam seine Linke auf sie zu, um ihr durchs Haar zu streichen.
    Sie wollte die Berührung nicht zulassen, doch da war die Wand in ihrem Rücken, die eine Flucht verhinderte. Dennoch zuckte sie zurück, und mit einem dumpfen Rums stieß ihr Hinterkopf gegen das Mauerwerk. Der Schmerz wirkte wie eine Initialzündung. Endlich, viel zu spät, besann sie sich auf die Pistole, die in der Tasche des Blousons steckte.
    Ohne zu überlegen, ließ sie sich fallen, in der Hoffnung – schon wieder dieses grässliche Vertrauen auf eine Wendung zum Guten –, dass Tom glaubte, sie hätte sich selbst ausgeknockt. Noch während des Sturzes versuchte sie, die Pistole in die Finger zu bekommen, was ihr sogar auf Anhieb gelang.
    Schwankend, das Theaterstück fortsetzend, kam sie wieder auf die Füße, den rechten Arm mit der Waffe hinter dem Rücken verbergend, mit dem linken scheinbar nach Halt suchend. Dann, blitzschnell, schoss der rechte Arm nach vorn.
    Just in dem Moment taumelte Bodo Lohmann in den Raum, brutal vorangetrieben von dem Mann mit der Clownsmaske. Lohmann stolperte geradewegs in Maras Schussbahn.
    »Was ist denn hier los?«, entfuhr es dem Clown. Er erfasste die Situation nicht nur erstaunlich schnell, sondern überdies folgerichtig. Postwendend legte er mit dem Sturmgewehr auf Mara an, als er die Pistole in ihrer Hand entdeckte.
    Lohmann begriff ebenfalls binnen eines Wimpernschlages, was vor sich ging. »Nein!«, brüllte er und warf sich zwischen Mara und den Clown.
    Dieser drückte gnadenlos ab.
    Es knallte zweimal kurz hintereinander.
    Für die Dauer eines Herzschlages oder weniger regte sich in Mara die Hoffnung, dass der Clown danebengeschossen hatte, da sie die Projektile irgendwo hinter sich einschlagen hörte. Doch dann sah sie, wie Lohmann von den Beinen gerissen wurde, und ihr war sofort klar, dass die Geschosse seinen Körper glatt durchschlagen hatten.
    Entsetzt ließ sie sich vor ihm auf die Knie fallen, dachte nicht mehr an die Pistole in ihrer Hand, hatte nur noch Augen für den niedergeschossenen jungen Mann, der die Hände auf den Leib presste. Zwischen seinen

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