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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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sanfter Stimme, »ich werde mit Ihnen gehen und Sie bis zur Tür begleiten. Gemeinsam schaffen wir das, wir beiden Angsthasen, oder?«
    Kurz darauf hatte auch Claudia Schneider die Bank verlassen.
    Mara war erleichtert. Noch zwei Geiseln, dann waren alle unbeschadet evakuiert, und Greiner und sie konnten sich ebenfalls aus dem Staub machen. Zwei Meter vor der Tür zum Aufenthaltsraum blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie nahm einen Geruch wahr, den sie gut kannte und der sogleich ihr gesamtes Nervensystem in Aufruhr versetzte. Fast gleichzeitig hörte sie eine Stimme, die ihr ebenfalls vertraut war. In ihrer Gegenwart hatte diese Stimme zumeist Worte der Zuneigung und Zärtlichkeit gesprochen. Jetzt war die Botschaft eine andere.
    »Verräter! Du bist ein Bulle! Dafür knall ich dich ab!«
    Ohne nachzudenken, getrieben von Emotionen, betrat Mara den Aufenthaltsraum.
    Greiner lag am Boden, über ihm stand eine Gestalt, schwarz gekleidet wie er selbst, breitbeinig, das Sturmgewehr im Anschlag. Die Mündung zeigte genau auf die Stirn des verdeckten Ermittlers. Natürlich auf die Stirn, da sein restlicher Körper mit Kevlar geschützt war. Der schwarz Gekleidete kehrte Mara den Rücken zu, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sie erkannte ihn trotzdem. Allein der Geruch, der ihn umgab, hätte gereicht, ihn unter einer Million Menschen zu identifizieren. Plötzlich spürte sie wieder den Mühlstein in der Brust, der ihr vorhin die Luft genommen hatte.
    »Hallo, Tom«, sagte sie tonlos. »Bist du gekommen, um mir die Sterne vom Himmel zu holen?«
    Der schwarz Gekleidete, Tom, zuckte zusammen, als habe der Blitz neben ihm eingeschlagen. Mit einem erstaunten Ausruf auf den Lippen wirbelte er herum.
    Ihre Blicke trafen sich mit solcher Intensität, dass man meinen konnte, die Luft knistern zu hören.

Kapitel 50
    Zeit seit Beginn der Operation Schneesturm:
00:50:22
    Das Tor des alten Schlachthofes öffnete sich, und ein Flugzeug, eine Propellermaschine vom Typ Cessna, rollte ins Freie. Der Motor sorgte für ein Höllenspektakel, das die beiden Beobachter zwang, ihre Unterhaltung einzustellen. Der eine rauchend, der andere scheinbar lässig an die Ziegelmauer gelehnt, schauten sie dabei zu, wie der Pilot das Flugzeug auf eine angrenzende Wiese dirigierte. Diese war erst gestern frisch gemäht worden, und da sie überdies lang und brettflach war, eignete sie sich hervorragend als Startbahn. Der Propeller wirbelte Grasbüschel durch die Luft sowie eine meterhohe Dreckfontäne. Schließlich erreichte die Maschine ihre Startposition am jenseitigen Ende der Wiese. Der Motor erstarb, doch der Pilot machte keine Anstalten, die Cessna zu verlassen. Das war ihm so befohlen worden.
    Victor Smertin und sein einäugiger Kumpan Stalin hingen schweigend ihren jeweiligen Gedanken nach, als sich ein Lieferwagen näherte und inmitten einer Staubwolke hielt, gleich neben der Cessna. Sofort flogen alle Türen auf, und vier Burschen sprangen aus dem Wagen.
    Stalin beobachtete, wie sie sich augenblicklich am Rumpf des Flugzeuges zu schaffen machten, genau genommen an der hinteren Einstiegsluke. Die Luke wurde geöffnet, anschließend wurde eine Klapptreppe heruntergelassen – in der Fachsprache Gangway genannt –, die aus drei Stufen bestand und als Einstieghilfe diente. Als die Treppe unten war, hatten die Burschen offensichtlich alles getan, was man ihnen fürs Erste aufgetragen hatte, denn nun vergruben sie die Hände in den Hosentaschen oder rauchten und lümmelten im unmittelbaren Dunstkreis der Maschine herum.
    »Du siehst«, erklärte Smertin seinem Freund, »unser Flugzeug kann binnen Sekunden abheben. Man weiß schließlich nie.« Er schob den Ärmel seines Hugo-Boss-Sakkos hoch, das er trotz der Hitze trug, und zum Vorschein kam eine goldene Cartier-Armbanduhr. »In spätestens dreißig Minuten werden unsere Leute zurück sein, der Geldtransporter wird direkt neben dem Flugzeug halten, die Männer werden für ihre Arbeit belohnt«, er lachte gehässig und machte eine Kopfbewegung in Richtung der vier Burschen bei der Cessna, »und die Handlanger dort werden die Seesäcke mit dem Schatz verladen, ohne zu wissen, dass dabei 400 Millionen durch ihre Hände gehen.«
    Sein Tonfall wurde feierlich. »Ah, 400 Millionen, das klingt wie eine Symphonie in meinen Ohren. Mach dir keine Sorgen, Towarisch , der Pilot ist zuverlässig, der Flug ist genehmigt, es ist alles arrangiert. Noch heute Abend werden wir in einem noblen Restaurant am

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