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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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um Laura.«
    »Laura? Ist das ihr Name?«
    »Ja, Laura Rosenzweig, die meisten nennen sie Rose. Klar, bei dem Nachnamen. Sie ist eine außergewöhnliche junge Frau, intelligent, lebenslustig, in ihrer Freizeit malt sie. Überdies hat sie sich entschlossen, zwei Kinder zu bekommen und trotzdem ein Kunststudium durchzuziehen, so ganz nebenbei. Das erfordert Energie und Mut, denn sie geht diesen Weg allein. Von ihrem Freund, dem Vater der Kleinen, hat sie sich vor ein paar Wochen getrennt.«
    »Ihrem Freund? Sie hat zwei Kinder und ist nicht verheiratet?«
    »Wie gesagt, sie ist eine außergewöhnliche junge Frau. Ihre Kinder heißen übrigens Vincent und Mona, angelehnt an Vincent van Gogh und Mona Lisa.«
    »Hört sich … hm, spleenig an.«
    »Mag sein«, stimmte Anne zu, »aber nicht spleeniger als du mit deinem Motorrad.« Kurze Pause. »Das war nicht böse gemeint.«
    Mara schmunzelte. »Macht nichts, hast ja recht.« Ihr fielen die Augen zu. Wieso war sie eigentlich nicht schon längst darauf gekommen, sich hier draußen ein komfortables Bett im Liegestuhl herzurichten? Sie erhob sich und schlenderte mit dem Handy am Ohr über die Dachterrasse. Das Holz unter den nackten Füßen gab ihr ein gutes Gefühl, genauso wie der Duft der Chrysanthemen in den irdenen Pflanzkästen. Die Lichter der Stadt flimmerten in der warmen Luft.
    »Laura erinnert mich an dich«, sagte Anne.
    »An mich? Wieso das?«
    »Nun, ihr habt eine ganze Menge gemein, das fängt mit Äußerlichkeiten an. Sie hat hüftlanges Haar, zwar nicht kastanienfarben, sondern blond, aber sie ist genauso hübsch wie du und hat ebenfalls eine tolle Figur. Außerdem seid ihr beide gleichermaßen unkonventionell.«
    »Unkonventionell?«, wiederholte Mara erstaunt. »Ich wusste gar nicht, dass ich unkonventionell bin. Und das mit der tollen Figur denkst auch nur du. Ich habe ganz schön zugelegt in den letzen Monaten. Wenn das so weitergeht, muss ich mir einen ganzen Satz neuer Hosen …«
    Anne fiel ihr ins Wort. »Nein, wirklich, Laura könnte deine jüngere Schwester sein, ihr habt haargenau den gleichen Stil: T-Shirt statt Bluse, Jeans statt Rock, aber trotzdem ein Hingucker. Wie ich schon sagte: unkonventionell. Und charakterlich seid ihr euch auch ähnlich, mit eurer offenherzigen Art und dem losen Mundwerk.« Anne lachte. »Frech, aber liebenswert, so was kommt an bei den Leuten, kannst du mir glauben.«
    Mara registrierte das indirekte Kompliment. Es tat ihr gut, so etwas zu hören, beschämte sie jedoch gleichzeitig. »Wie alt ist denn deine Laura?«, fragte sie, um von ihrer Verlegenheit abzulenken.
    »Kann ich nicht genau sagen. Vierundzwanzig, fünfundzwanzig. Auf jeden Fall will ich ihr helfen. Sie ist ein anständiges Mädchen und unheimlich fleißig, schuftet sich krumm und buckelig. Und sie ist eine talentierte Malerin. Oder wird einmal eine, vorausgesetzt, sie erfährt die richtige Förderung. Erinnerst du dich an das Bild in meinem Wohnzimmer, über dem Flügel?«
    »Der Sonnenuntergang? Diese Orgie aus Pastellfarben?«
    »Ganz genau. Dieser Sonnenuntergang ist von ihr, von Laura. Glaubst du, ich würde Laura Rosenzweig neben meine Tomanows hängen, wenn sie nicht gut wäre?«
    Laura Rosenzweig neben Tomanow hängen, dachte Mara belustigt, wie sich das anhörte. Überdies hatte sie keine Ahnung, wer Tomanow war, vermutete jedoch, dass es ein Maler sein musste, der Annes Geschmack getroffen hatte.
    »Wie auch immer«, fuhr die Redakteurin fort, »nachdem Laura den Vater ihrer Kinder vor die Tür gesetzt hat, ist er regelrecht ausgeflippt. Er hat sie geschlagen, dann hat er sich an den Möbeln ausgelassen, und zum Schluss hat er Laura terrorisiert. Stalking. Laura hat mir davon erzählt. Die Polizei war auch einige Male bei ihr.«
    Mara wurde sofort hellhörig. Die Komponente eifersüchtiger Ex gab dem Ganzen schlagartig einen anderen Drall. »Wann, sagtest du, hätte sie bei dir sauber machen sollen?«
    »Gestern um halb drei. 14 Uhr 30.«
    »Und seitdem kein Lebenszeichen?«
    »Keins.«
    Mara rechnete. Inzwischen war es Mitternacht, denn just in dieser Sekunde trat der Nachtwächter des Sankt-Marien-Krankenhauses auf die Straße, um eine Zigarette zu rauchen. Das tat er jeden Tag, Punkt zwölf, zuverlässig wie ein Uhrwerk. Demnach war Laura Rosenzweig seit … dreiunddreißigeinhalb Stunden überfällig.
    »Was ist mit ihren Kindern?«, fragte Mara. »Sind sie bei Verwandten? Bei einer Freundin, Kindergarten, Tagesmutter? Irgendjemandem wäre

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