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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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durch die bestialische Hitze hatte sie schon seit Tagen kaum ein Auge zubekommen. Ja, Jahrhunderthoch Yasmin hielt wirklich das ganze Land in Atem. Unsinn, dachte Mara, ihre Schlaflosigkeit lag nicht an Yasmin und der Hitze.
    Sie gähnte. Ihr Dienst war momentan anstrengender denn je. Seit bekannt war, dass die Russen etwas Großes planten, fielen jeden Tag reichlich Überstunden an. Doch leider war der Aufwand bisher vergebens, und jede vermeintliche Spur, jeder noch so kleine Ermittlungsansatz war letztendlich ins Leere gelaufen. Auch der verdeckte Ermittler, den das BKA bei den Russen eingeschleust hatte, wusste noch nichts Genaues.
    Wieder einmal war sie erst spät, nämlich um halb zwölf, nach Hause gekommen. Nach einer Blitzdusche hatte sie sich sofort ins Bett gelegt, hatte zuvor weder etwas gegessen noch ihre Klamotten weggeräumt, die nun eine Fährte vom Flur zum Badezimmer markierten. Egal, die Wohnung sah ohnehin aus wie nach einem Bombenangriff. Ordnung war noch nie ihre Stärke gewesen.
    Aus irgendeinem Grund hatte sie gehofft, bis zum Morgen durchschlafen zu können. Das wäre das erste Mal gewesen seit dem tödlichen Schuss vor fünf Monaten, einer Woche und drei Tagen. Seitdem nahm stets das gleiche Prozedere seinen Lauf: Sie fiel völlig erschöpft ins Bett, schlief sofort ein, und nach spätestens zwanzig Minuten wachte sie schweißgebadet wieder auf – geweckt vom Knall des Schusses, der vor fast einem halben Jahr gefallen war. Im Traum brachte sie das verhängnisvolle Projektil jede Nacht auf die Reise. Nach dem Hochschrecken fiel sie dann regelmäßig in einen unerfrischenden, komaähnlichen Dämmerzustand, und obwohl sie unendlich müde war, wachte sie nach spätestens drei Stunden wieder auf, ohne Aussicht, erneut einschlafen zu können. Es war jede Nacht das gleiche Spiel. Der Psychotherapeut meinte, sie sei dennoch auf dem Weg der Besserung. Nun, der musste es ja wissen.
    23 Uhr 51. Endlich gab das Telefon Ruhe.
    Sie befreite sich von dem Kopfkissen und zog die Finger aus den Ohren. Das Bettzeug war zerwühlt, das Laken nur noch ein Knäuel. Obwohl sie die Decke nur bis zum Bauchnabel hochgezogen hatte und die Füße unten hervorlugten, klebte ihr der Schweiß am Körper. Sie überlegte, ob sie noch einmal kurz unter die Dusche springen sollte.
    23 Uhr 52. Auf dem Flur ertönte das Klingeln ihres Handys. Das war mit Sicherheit der Anrufer von vorhin.
    »Ganz schön hartnäckig«, brummte sie. »Aber das nützt dir nichts, Blödmann.« Von ihr aus konnte er es klingeln lassen, bis der Akku leer war. Sie würde seine Rücksichtslosigkeit nicht auch noch belohnen.
    Und wenn es wichtig war? Was, wenn die Dienststelle anrief, weil es auf einmal eine heiße Spur gab, die Sofortmaßnahmen erforderte? Nun, Mara hatte keine Rufbereitschaft, also konnte sie sich entspannen. Aber vielleicht war es ihr Verehrer Tom? Oder Jo, der endlich etwas herausgefunden hatte? Nee, unwahrscheinlich um diese Uhrzeit. Und Tom war ein vollendeter Gentleman, der würde sie niemals kurz vor Mitternacht behelligen. Also doch die Dienststelle?
    Der Klingelton erstarb, um zehn Sekunden später erneut einzusetzen.
    Ärgerlich blinzelte Mara in Richtung Tür. »Also gut«, schimpfte sie schließlich und stemmte sich aus dem Bett. »Du hast gewonnen, Nervensäge. Aber wehe dir, wenn du keinen guten Grund für diesen nächtlichen Telefonterror hast.«
    Ohne das Licht einzuschalten, taumelte sie ins Wohnzimmer. Ein herrlicher, strahlender Dreiviertelmond, der durch die Fensterfront hereinschaute, sorgte für zurückhaltende Helligkeit.
    »O Mann«, murmelte sie, »hier sieht es aus wie in einem Schweinestall.«
    Das war übertrieben, aber nicht viel. Die herrschende Unordnung war selbst im fahlen Mondlicht zu erkennen. Überall lagen Kleidungsstücke herum und Zeitschriften und Bücher und undefinierbarer Krimskrams; hier stand ein Korb mit schmutziger Wäsche, dort an die dreißig leere Flaschen; an der einen Wand lehnte ein Bügelbrett, an der anderen ein Surfbrett. Beide gehörten normalerweise in den Abstellraum, das heißt, Letzteres gehörte gar nicht hierher, denn es war ein Überbleibsel des Vormieters, das Mara vor ein paar Wochen bei eBay versteigert hatte. Aus irgendeinem Grund war es nie abgeholt worden.
    Aber zumindest war die Wohnung nicht schmutzig im eigentlichen Sinn. Mara achtete darauf, benutztes Geschirr grundsätzlich sofort zu spülen, den Mülleimer täglich nach unten zu bringen und den Aschenbecher zu

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