Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
Vom Netzwerk:
umgeben, und innerhalb dieses Gatters herrschte drangvolle Enge, ein heilloses, rosiges und borstiges Gewimmel. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte Lohmann, was da wimmelte.
    »Die landen wohl gleich im Fleischwolf, was?«
    Sie folgte seinem Blick und erkannte, dass der Laster mit lebenden Schweinen beladen war, mit Schlachtvieh. Gerade schob sich eine beständig zuckende Nase durch die Planken des Gatters, um nach Luft zu schnappen. Dann nahm sie den Geruch von Stall wahr, der in ihre Richtung wehte, und hörte das schreckliche Gebrüll und Gequieke unzähliger Tiere, die sich gegenseitig halb zu Tode quetschten.
    »Arme Schweine«, bemerkte sie tonlos.
    Ein paar Männer in fleckigen Schürzen befestigten eine Laufplanke an der Rückseite des Hängers, anschließend öffneten sie das Gatter, um mit dem Abladen zu beginnen. Doch die Schweine, die instinktiv spürten, was ihnen blühte, dachten gar nicht daran, die Ladefläche zu verlassen. Ein Mann fluchte. Er schwang einen Stock, an dessen Ende eine Schlinge befestigt war, wie Mara aus der Ferne zu erkennen glaubte. Diese Schlinge streifte er dem nächstbesten Tier über, dann zerrte er es die Rampe hinunter, ohne sich darum zu kümmern, dass es ausrutschte und auf dem Bauch abwärtsschlitterte.
    Unten angekommen, wurde die Schlaufe entfernt, und das andere Ende des Stocks kam zum Einsatz. Es handelte sich offenbar um einen Elektroschocker, denn als der Mann das bedauernswerte Borstenvieh damit berührte, gab es einen schrillen Laut von sich und machte einen regelrechten Satz nach vorn, um dem Stromstoß zu entgehen. Mit Hilfe weiterer Elektroschocks und begleitet von entsetzlichem Gequieke wurde es in das Gebäude getrieben.
    »Wie müssen herausfinden«, sinnierte Mara, ohne den Blick von den künftigen Koteletts zu nehmen, »welcher von Smertins Angestellten am Dienstag mit dem Sprinter unterwegs war, den unser Eisverkäufer in der Lindenallee gesehen hat. Da uns das Kennzeichen bekannt ist, dürfte das nicht allzu schwierig sein. Wir knöpfen uns den Fahrer vor und finden heraus, wohin er Laura gebracht hat. Dann sehen wir weiter.«
    »Ja«, willigte Lohmann ein, ohne richtig zuzuhören. Auch er starrte immer noch wie gebannt auf das Spektakel beim Viehtransporter.
    »Am besten werfen wir einen Blick in die Fahrtenbücher«, meinte Mara.
    Er gab sich skeptisch. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass man uns diesen Blick gestatten wird.«
    »Ganz recht, wird man auch nicht, davon gehe ich aus.« Sie zog die rechte Braue hoch. »Daher werden wir zu einer Kriegslist greifen, ich habe da bereits eine Idee.«
    An der Kotelett-Front nahm die Tragödie derweil ihren Lauf, das Entladen des Transporters war in vollem Gange. Doch wie es schien, war es den Männern mittlerweile zu mühsam geworden, jedes Schwein einzeln mit der Schlinge einzufangen und vom Hänger zu zerren. Also wandten sie eine effektivere Methode an, indem sie kurzerhand eine ganze Ladung Silvesterböller anzündeten und mitten in das rosige Gewimmel warfen.
    Das Knallen und Knattern ließ die heimlichen Beobachter zusammenfahren.
    Auch die borstige Masse erschrak. Eine Sekunde später – der Krach war noch nicht verklungen – ging die komplette Herde durch. Kopflos, panisch, ununterbrochen hochfrequente Laute ausstoßend, flüchteten die Schweine von der Ladefläche, weg von den Böllern, die für Angst und Schrecken sorgten. Eine speckige Flut walzte sich die Rampe hinunter, doch die Beine der Flüchtlinge waren krumm und kurz und viel zu schwach für die fett gemästeten Leiber. Dutzende Füße vollführten irrsinnig schnelle, ballerinengleiche Tippelschritte.
    Mara sah ein Tier, das dem vor ihm befindlichen in rasender Hysterie glatt den Schwanz abbiss, während sein Artgenosse einen regelrechten Strahl von hellbraunem, dünnflüssigem Kot abließ, der durch die Gegend spritzte. Ein besonders fettes Exemplar brach mitten auf der Rampe zusammen, wieder ein anderes Tier geriet an den Rand und stürzte kopfüber in die Tiefe, einen verzweifelten, fast menschlichen Schrei ausstoßend. Der Laut erstarb, als der Schädel auf den Asphalt klatschte. Blut schoss aus zuckenden Ohren, dann lag der Leib reglos auf der Seite. Nur die vier Beinchen zappelten noch eine Weile in der Luft.
    Die Elektroschocker sorgten dafür, dass die Masse genau in die Halle flüchtete, Ausreißer wurden mit Stromschlägen in die richtige Richtung dirigiert.
    »Jetzt ist es amtlich«, flüsterte Mara, »ich werde nie wieder mit

Weitere Kostenlose Bücher