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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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entführte Frau aufzuspüren, hier passt alles zusammen. Der Eisverkäufer hat beobachtet, wie sie in einen Lieferwagen gezerrt wurde, keine fünf Meter von dem Ort entfernt, an dem ihr unverschlossener Pkw zurückblieb. Und er konnte sich sogar an das Kennzeichen erinnern, das uns letzten Endes hierhergeführt hat. Denken Sie bitte auch an das merkwürdige Verhalten dieser Fuhrparkleute. Und an den Eintrag im Fahrtenbuch. Und an diesen Petrow.« Er vergaß fast zu atmen und zählte die Argumente einzeln an den Fingern ab. »Außerdem bin ich mir hundertprozentig sicher, einen Hilferuf gehört zu haben«, fügte er hinzu. »Schweine pflegen nicht um Hilfe zu rufen, ganz gleich, wie ängstlich sie auch sein mögen.«
    »Du hast mit allem recht. Und genau deshalb sollten wir zusehen, dass wir schleunigst von hier verschwinden.« Sie machte abermals Anstalten, zum Parkplatz und zu ihrem Motorrad zurückzukehren.
    »Aber wieso?« Er stellte sich ihr in den Weg. »Die entführte Frau, diese Laura, sie ist hier, irgendwo in dieser verfluchten Metzgerei. Darauf verwette ich meinen …« Er suchte nach einem passenden Wetteinsatz, fand jedoch keinen.
    Mara nickte mitfühlend. »Behalt deinen Arsch für dich, ich sehe das genauso wie du, wir haben Laura gefunden, sie wird irgendwo auf diesem Gelände festgehalten.« Sie ließ ihren Blick über Kühl- und Lagerhäuser schweifen, über die endlosen Reihen von Containern, über das Verwaltungsgebäude, die Garagen, den halb verfallenen Ziegelbau, von dem sie wusste, dass es sich um den alten Schlachthof handelte. Dort wurde gerade ein stählernes Rolltor heruntergelassen, und vier Männer entfernten sich eiligen Schrittes.
    »Das Problem ist, dass wir keinen Schimmer haben, wo genau das arme Mädchen steckt«, fuhr sie fort. »Überleg doch mal, wie viele Möglichkeiten es hier gibt, jemanden verschwinden zu lassen. Das Areal ist riesig.«
    »Dann müssen wir es eben gründlich durchsuchen«, beharrte er.
    »Wir beide? Selbst wenn uns niemand behelligen würde, wären wir eine Ewigkeit mit Suchen beschäftigt.«
    »Dann rücken wir eben mit einer Hundertschaft an. Bedarfspolizei. Äh … nein … Bereitschaftspolizei.«
    »Vergiss es. Selbst die würde drei Tage brauchen. Hast du eine Ahnung, wie aufwändig es ist, ein großes Gelände wie dieses zu durchsuchen? Dazu braucht man eine äußere Umstellung, damit niemand rein- und rauskann, danach müssen sämtliche Personen vom Gelände entfernt werden, und zwar unter ständiger Aufsicht, damit sie sich nicht unbemerkt absetzen und irgendwo verstecken können. Ich schätze, dass hier an die vierhundert Leute arbeiten, du kannst dir also ausmalen, wie viel Personal allein für die Räumung nötig wäre. Und erst dann geht die eigentliche Sucherei los. Ich habe so etwas bereits zweimal erlebt, draußen am Umschlagbahnhof Eifeltor und …«
    »Was ist mit einem Spürhund?«, fiel ihr der Referendar ins Wort.
    »Ein Hund?« Sie lachte freudlos. »Das hier ist ein verdammter Schlachthof, schon vergessen? Überall Blut und Fleisch und Innereien. Wie soll Bello da Witterung aufnehmen? Davon abgesehen kann selbst der beste Spürhund nicht länger als eine halbe Stunde am Stück schnüffeln, danach fällt er um und ist tot.«
    Er suchte in ihrer Miene nach einem Anzeichen dafür, dass sie ihn auf den Arm nahm, fand jedoch keins. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, weshalb ein Hund verenden sollte, wenn er eine halbe Stunde schnüffelte, zweifelte er letztendlich nicht am Wahrheitsgehalt ihrer Worte.
    »Das wusste ich nicht«, räumte er zerknirscht ein.
    »Natürlich nicht. Woher auch?«
    »Aber irgendetwas müssen wir doch unternehmen. Vielleicht ein paar Festnahmen.«
    Sie zeigte ihm den Vogel. »Vorhin durfte ich nicht mal das Fahrtenbuch anfassen, und plötzlich erzählst ausgerechnet du mir etwas von ein paar Festnahmen?« Sie kam auf einmal richtig in Fahrt. »Guten Tag, Herr Oberstaatsanwalt Kunze«, sagte sie in gespieltem Amüsement und tat so, als unterhalte sie sich mit einer imaginären Person. »Wir möchten Sie bitten, einen Durchsuchungsbeschluss zu erlassen. Warum? Nun, da ist eine Frau verschwunden, die Opfer eines Verbrechens wurde, wissen Sie. Eine Lösegeldforderung? Nein, die gibt es nicht, die Frau ist nämlich arm und ihre Verwandtschaft ebenfalls. Aber wir haben ihr unverschlossenes Auto gefunden und einen italienischen Eismann, der gesehen hat, wie sie in einen Lieferwagen gestiegen ist, an dessen Kennzeichen

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