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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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war!
    »Und was macht ihr denn hier draußen, wenn nicht mehr gekämpft wird?«, fragte sie weiter.
    Hinrich blickte zu Sönke.
    »Wir wollen diesen Krieg nicht mehr mitmachen«, erklärte der ältere Martens-Sohn. »Ich habe unter Pappenheim gedient und so viel Schreckliches gesehen, dass ich einfach nicht mehr will. Und genauso ergeht es meinen Kameraden. Als Hinrich bei uns aufgetaucht ist, habe ich erkannt, dass es Wichtigeres gibt, als für Gott in den Krieg zu ziehen. Wir werden hier ausharren, bis alles vorbei ist, und uns in keinen Kampf mehr einmischen. Stattdessen sammeln wir Strandgut und werden es verkaufen, wenn der Frieden wieder eingekehrt ist.«
    »Und wann meint ihr, wird das sein?«
    Die jungen Männer sahen einander an. Dann zuckte Hinrich mit den Schultern.
    »Vielleicht heute, vielleicht morgen. Wir werden es sehen.«
    »Willst du vielleicht bei uns bleiben?«, fragte nun Sönke und deutete auf den Wald hinter den Dünen. »Wir haben genug zu essen und könnten jemanden gebrauchen, der in unserem Lager ein wenig Ordnung hält.«
    Ohne lange zu überlegen, schüttelte Anneke den Kopf.
    »Ich kann nicht. Ich muss …« Beinahe wäre ihr herausgeplatzt, dass sie nach Ingmar suchen musste, aber sie unterbrach sich noch rechtzeitig.
    »Was musst du?«
    »Ich muss nachschauen, ob noch jemand von dem Schiff überlebt hat. Und dann muss ich Marte und Vater aufsuchen. Er wird sicher noch glauben, dass ich bei Frieda bin.«
    »Bist du dem alten Drachen etwa abgehauen?«, fragte Hinrich grinsend. Offenbar ahnte er, wie seine Tante war.
    »Ja, das bin ich. Ich wollte mich nicht mehr von ihr schlagen lassen.«
    Sönke nickte ihr zu. Dann mahnte er sie: »Sag Vater aber nicht, dass wir hier sind, klar?«
    »Warum sollte ich das nicht?«
    »Weil er nicht wissen soll, dass wir uns beim Heer aus dem Staub gemacht haben«, antwortete Hinrich.
    »Aber sollte ich ihn nicht wenigstens wissen lassen, dass ihr am Leben seid?«, entgegnete Anneke.
    »Es reicht, dass wir es sind. Wenn wir zurückkehren, wird er es ja sehen.«
    Während sich Anneke noch fragte, ob sie sich wirklich daran halten sollte, packte Sönke sie bei den Schultern.
    »Versprich mir, dass du nichts sagen wirst!«
    So eindringlich, wie sie ihr Halbbruder ansah, konnte sie nicht anders, als es zu versprechen.
    Sönke nickte zufrieden. »Gut, dann geh jetzt. Solltest du Hilfe brauchen, komm einfach in den Wald. Das gilt auch für den Fall, dass du es dir noch mal überlegst. Bei uns bist du jederzeit willkommen und niemand wird dir etwas antun.«
    Während die anderen nun wieder dem Wald zustrebten, blieb Hinrich zurück.
    Was will er von mir?, fragte sich Anneke. Vielleicht will er mir drohen, wenn ich mein Versprechen breche?
    »Hier, nimm das, vielleicht kannst du es in der Stadt gebrauchen.« Hinrich reichte ihr einen kleinen Lederbeutel, in dem ein paar Münzen klimperten.
    »Das kann ich nicht annehmen«, entgegnete Anneke fassungslos.
    »Sicher kannst du das!« Damit zog er noch etwas anderes aus der Tasche, die er bei sich trug. Es war in ein Tuch eingewickelt und entpuppte sich als ein Stückchen trockenes Brot, ein Wurstzipfel und ein halber Apfel.
    »Hier, falls du Hunger kriegst. Ich habe es eigentlich als Wegzehrung mitgenommen, aber im Lager ist noch mehr davon.«
    »Warum bist du denn auf einmal so freundlich zu mir?«, wunderte sich Anneke. Weder den Beutel noch die Wegzehrung nahm sie an sich, obwohl ihr Magen wie ein hungriger Wolf knurrte. »Du hast mich doch sonst immer Hurenbalg genannt. Und jetzt steckst du mir Münzen zu?«
    »Das bist du auch und wirst es bleiben«, entgegnete er grinsend, doch der zornige Unterton, der früher in seiner Stimme gelegen hatte, war verschwunden. »Aber du hast mich beim Kutscher nicht verpfiffen, wodurch ich die Möglichkeit hatte, Sönke zu finden. Das rechne ich dir hoch an. Jetzt stell dich nicht so an und nimm das Geld und den Proviant, noch mal mache ich dir das Angebot nicht.«
    Anneke griff nun nach dem Brot, der Apfelhälfte und dem Beutel. Was sie mit seinem Inhalt anstellen würde, wusste sie noch nicht. Vielleicht machte sich Hinrich aber auch nur einen Spaß mit ihr, indem er ihr einen Beutel voller Uniformknöpfe reichte.
    »Vielen Dank, Hinrich!«, sagte sie dennoch mit einem Lächeln.
    »Keine Ursache. Pass auf dich auf, Anneke Martens!«
    Mit diesen Worten wandte er sich um und rannte zu seinen Kameraden zurück.
    Anneke sah ihm kurz nach, dann griff sie unbewusst in ihr Haar und

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