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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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tanzt.«
    Gern hätte Anneke noch länger mit ihr geredet, aber da wurde sie schon von ihrem Vater bei der Hand genommen.
    »Komm mit und sorg dich nicht um Sanne. Ich gebe auf sie acht.«
    Vor der Tür vernahm sie zum ersten Mal das Geschossfeuer vor den Toren der Stadt. Die Geräusche waren beängstigend.
    Die Verteidiger versuchten verzweifelt, die Kaiserlichen daran zu hindern, in die Stadt zu kommen. Aus der Ferne leuchtete ein heller Schein über den Hausdächern, der wie Wetterleuchten wirkte. Es war aber der Widerschein der Flammen, die die ersten Hausdächer an der Stadtmauer erfasst hatten.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte ihr Vater und zog sie mit sich zum Wagen, vor den zwei fremde dunkelbraune Pferde gespannt waren. Sie schienen dem Fremden zu gehören, der auf dem Kutschbock saß. Martens eigener Kutscher war zu den Soldaten eingezogen worden.
    »Bitte gebt auf meine Kinder acht, als seien es Eure eigenen«, legte ihr Vater dem Kutscher ans Herz und steckte ihm dann einen Lederbeutel zu.
    Der Fremde nickte und ließ den Beutel unter seinem Mantel verschwinden.
    Martens wandte sich nun seiner Tochter zu. »Anneke, hab keine Furcht. Dieser Mann hier wird dich und deinen Bruder sicher zum Hafen bringen. Dort wartet ein Schiff auf euch. Um mit ihm zu reisen, wirst du dich allerdings als Junge verkleiden müssen. Der Kapitän ist abergläubisch und denkt, eine Frau an Bord würde Unglück bringen. Auf dem Wagen liegen einige Sachen, die du anziehen kannst.«
    Anneke erschien dieser Aberglauben unsinnig. Warum sollte eine Frau einem Schiff Unglück bringen?
    Aber jetzt war nicht die Zeit, um darüber zu diskutieren.
    »Wohin soll es gehen?«, fragte sie, während sie ein wenig unbehaglich zum Kutscher schaute, dessen Gesicht unter einer breiten Hutkrempe verborgen war. Irgendwie erschien ihr der Mann unheimlich. So einem will Vater uns anvertrauen?, fragte sich das Mädchen erschauernd.
    »Ihr werdet zu meiner Schwester Frieda Bollerstrue in Stockholm reisen«, beantwortete der Kaufmann ihre Frage. »Sie weiß noch nicht, dass ihr kommt, also habe ich hier ein Schreiben für sie.« Er zog das versiegelte Kuvert unter seinem Wams hervor und reichte es ihr. »In diesem Brief erkläre ich ihr alles. Verliere ihn nur nicht.«
    Anneke fragte sich, ob Hinrich auch so einen Brief erhalten hatte. Sie konnte ihn auf dem Hof nirgends ausmachen. Aber gewiss würde er ihr nicht den Gefallen tun und hierbleiben.
    »Was ist mit meinem Huhn?«, platzte es nun aus Anneke heraus.
    »Das ist hier gut aufgehoben«, sagte der Vater. »Ich werde Nettel sagen, dass sie es nicht schlachten soll. Und nun rauf auf den Wagen! Ich werde nachsehen, wo Hinrich bleibt.«
    Damit verschwand er im Hof.
    Bevor Anneke das Gefährt erklimmen konnte, kam Nettel zu ihr gelaufen. Sie hatte sich rasch ihren Rock über das Hemd gezogen, ihr dunkles Haar war im Nacken nachlässig zusammengebunden. In ihrer Hand hielt sie ein Bündel, das sie Anneke verstohlen reichte. »Hier, Verpflegung für das Schiff. Der Fraß, den sie dort haben, ist nichts für dich.«
    In Nettels Augen glitzerten Tränen, doch bevor Anneke etwas dazu sagen konnte, zog die Köchin sie kurz in ihre Arme und lief wieder ins Haus.
    Anneke sah ihr nach und blickte dann zum Hühnerhof. Dass das Huhn hierbleiben sollte, behagte ihr nicht. Ihr Vater mochte vielleicht sein Wort halten, doch was wollte er tun, wenn kaiserliche Soldaten kamen und nach etwas Essbarem suchten? Eine frische Henne kam denen doch sicher sehr recht.
    Sie würde eine bessere Unterkunft für das Tier suchen. Eine, der sie vertrauen konnte, denn das Huhn war ihr inzwischen ans Herz gewachsen.
    Rasch huschte sie in den Stall und holte den Käfig. Die weiße Henne fiel ihr auf der Hühnerstange sofort auf. Sie packte sie bei den Flügeln, so schnell, dass diese nicht mal dazu kam, einen protestierenden Schrei auszustoßen. Dann wanderte sie auch schon in den Käfig, den Anneke wenig später zum Wagen trug.
    Hinrich hatte sich inzwischen eingefunden. Sein Vater steckte auch ihm einen Umschlag zu und nahm ihn dann in seine Arme. Anneke nutzte diesen Moment, um unbeobachtet den Käfig auf den Wagen zu stellen. Dann kletterte sie selbst hinauf.
    »Sei leise«, zischte sie dem Huhn zu, das daraufhin nur den Kopf schräg legte und sich dann auf den Käfigboden niederließ.
    Wenig später kam Hinrich zu ihr. Seine Miene war beinahe noch finsterer als der Himmel über Stralsund.
    »Passt aufeinander auf und

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