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Sturmsommer

Sturmsommer

Titel: Sturmsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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befestigt habe. Er denkt wohl, das wäre ein tolles neues Spiel.
    »Ich erkläre diese Reitstunde für beendet«, sagt Toni und erhebt sich todernst aus seinem Schlammloch. »Lach du nur. Ich werde mich bei dieser verdammten Freizeit in den Planwagen setzen und mich kutschieren lassen. Und jetzt will ich eine Dusche.«

 
    DER Kampf
    »Henri, nein. Geh weg, ich will heute nicht raus.« Er lässt ein anklagendes Winseln hören und schiebt seine Schnauze auf mein Kopfkissen, sodass ich direkt in seine sanften Augen gucken muss. »Wirklich nicht, Henri.« Er bleibt da, und wir starren uns an, Mensch und Hund.
    Ich fühle mich elend und bin mir hundertprozentig sicher, dass ich heute nichts frühstücken kann. Nicht mal einen trockenen Toast. Und meine Beine scheinen aus Gummi zu sein. Rennen? Sprinten? Und gar tausend Meter zurücklegen? Das Erste, was ich beim Aufwachen dachte, war: Sportfest, und sofort bewegte sich etwas in meinem Magen. Es war sechs Uhr früh. Seitdem liege ich wach. Und Henri ist es schietegal, dass Sportfest ist.
    Wie soll das erst bei der Mathearbeit werden. Und warum geht die Zeit so langsam rum? Ich bereue es immer mehr, mich zum 1000-Meter-Lauf angemeldet zu haben. Aber irgendwie habe ich mich daran festgebissen. Wenn ich ihn gut schaffe, schaffe ich auch die Mathearbeit. Und alles andere. Fast ein bisschen abergläubisch, aber ich kann mich von diesem Gedanken nicht mehr lösen. Es ist, als ob beides etwas miteinander zu tun hätte. Vielleicht, weil ich nach der Sechs in Mathe beim Laufen gestürzt bin. Wenn ich heute nicht stürze und gewinne, dann schreibe ich vielleicht auch keine Sechs mehr. Der große Unterschied ist nur: Laufen kann ich. Mathe kann ich immer noch nicht.
    Ich rolle mich aus dem Bett und schlurfe mit Henri im Schlepptau rüber zu Lissi. Sie schläft mit offenem Mund. Unter ihrem ausgestreckten Arm klemmen zwei dicke Bücher. Das kann doch nicht gemütlich sein. »Weck sie«, flüstere ich Henri zu und er springt schwanzwedelnd auf das Fußende. »Wuff!«
    »Morgen, Lissi. Gehst du mit ihm raus?«
    »Was - o, Tom … du schon wieder…«
    »Wie - ich schon wieder?«
    »Ich hab von dir geträumt«, murmelt sie und setzt sich auf. Die Bücher plumpsen zu Boden. »Du hast gewonnen. Echt.« Sie kriegt ihre Augen kaum auf. »Aber dann bist du wieder hingefallen, glaube ich. Wenn ich mich richtig erinnere …«
    »Erzähl nichts mehr.« Ich versuche zu grinsen, aber mir ist einfach nur flau und das Grinsen nicht echt.
    »Warum gehst du nicht mit ihm? Du gehst doch sonst immer?«
    »Ich bin so nervös. Und ich will meine Kraft nicht verpulvern.«
    »Hä?« Sie ist immer noch nicht ganz da.
    »Lissi, aufwachen! Du hast doch eben gerade davon geträumt! Hallo! Heute sind die Bundesjugendspiele.«
    Sie schaut mich an und runzelt die Stirn. »Du und nervös? Wegen Sport? Das ist nicht dein Ernst. Du bist doch sportlich. - Na gut, ich geh. Aber iss was vorher, okay? Ich komm später vorbei, muss ja nur Urkunden schreiben.« Ich beneide sie auf einmal. Die Oberstufenschüler sind vom Sportfest befreit.
    Ich geh noch mal ins Bett, wälze mich aber nur rum. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, mit Henri in die Felder zu verschwinden.
    »Na, Tom, wach?« Mama steckt den Kopf zur Tür rein.
    »Hm. Schon seit ‘ner Stunde.«
    »Ach Tom, es ist doch nur Sport. Mach dich nicht verrückt. Und iss was vorher.«
    Mein Gott, immerzu muss ich essen. Ich kann nicht. Und von wegen nur Sport. Das ist wenigstens etwas, worin ich noch gut bin in der Schule. Sonst sieht es ja nicht rosig aus. Für mich ist das wichtig. Nicht nur wegen diesem blöden Aberglaube mit Mathe.
    Aber so nervös war ich früher nie. Ich hab einfach gemacht und fertig. Ich hatte Spaß dabei.
    An der Straßenecke warten Anja, Toni und Marc auf mich. »Beeil dich!«, ruft Anja und schwenkt ihren bandagierten Knöchel. Ich trau ihr ja zu, dass sie gar keine echte Verletzung hat.
    Es ist jetzt schon warm. Wie schön es im Stall wäre - ich will gar nicht dran denken. Alle sind zum Stadion unterwegs, wir treffen unterwegs fast die ganze Klasse, jeder redet etwas, ich auch, aber vor mir sehe ich nur die Aschenbahn. Ich muss die Schuhe gut zumachen. Unbedingt. Jetzt habe ich auch noch das Gefühl, dass mein Kopf wieder so schwummrig wird wie damals, als ich im Krankenhaus lag. Das kann doch nicht sein, da war doch alles wieder in Ordnung. Hab ich etwa einen Rückfall? Gibt es das bei einer Gehirnerschütterung?
    »Tom ist heute

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