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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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verlassen können. Aus einem Lüder bis heute nicht erklärlichen Grund war
Nathusius ohne jede Vorankündigung im Landeskriminalamt durch Dr. Starke
ersetzt worden und hatte in Husum die Nachfolge des inzwischen verstorbenen Polizeidirektors
Grothe angetreten.
    »Ich möchte Sie nicht aushorchen, nehme aber an, dass
Sie im Fall Havenstein ermitteln«, sagte Nathusius. »Wie kommen Sie voran?«,
fragte er, nachdem Lüder genickt hatte.
    Lüder berichtete von dem Mord an dem Journalisten und
dem bisherigen Erkenntnisstand.
    Nathusius’ Blick schweifte kurz zu dem Bild seiner
Frau Beatrice ab, das schon in Kiel auf seinem Schreibtisch gestanden hatte.
»Wie geht es Ihrer Familie?«, fragte er zwischendurch.
    »Danke, gut. Die drei Großen tragen ihre schulischen
Probleme mit an den häuslichen Abendbrottisch. Es ist immer wieder eine
Herausforderung, sie zu motivieren. Ich bewundere Margit, wie sie es schafft,
alles im Lot zu halten, Haus, Hof und Kinder zu versorgen und dabei auch noch
eine wunderbare Frau zu sein.«
    »Und die Kleine?«
    »Die entwickelt sich mit Riesenschritten.«
    Nathusius lächelte Lüder an. »Würden Sie in einen
Spiegel sehen, könnten Sie das Leuchten in Ihren Augen erkennen, das ich immer
dann bemerkt habe, wenn Sie von Ihrer Familie gesprochen haben.« Dann räusperte
er sich. »Es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, woran Havenstein gearbeitet
hat? Der Mann kann doch nicht alles im Kopf behalten haben.«
    »Während man früher Papier, Bleistift, Kladde und
ähnliche Medien benutzte, werden Gedanken und Erkenntnisse heute in Memos
elektronisch abgespeichert. Und diese Spuren haben wir gründlich verfolgt.
Leider ohne Erfolg. Das gilt auch für die Kameras. Ein Mitarbeiter des
Ermittlungsteams durchforstet die gebrannten CD s
und DVD s, die die Spurensicherung
in Havensteins Wohnung sichergestellt hat. Bisher gab es aber noch keine
verwertbaren Anhaltspunkte. Es sieht so aus, als wäre diese Datensammlung
Havensteins Archiv für frühere Reportagen und Berichte.«
    »Könnte das Tatmotiv eventuell in der Vergangenheit zu
suchen sein?«, fragte Nathusius.
    Lüder nickte versonnen. »Danach suchen wir. Es ist
nicht auszuschließen, dass jemand Rache übt.« Lüder berichtete von seinem
Verdacht, dass es einen Zusammenhang zu der extremistischen korsischen
Separatistenbewegung geben könnte.
    Nathusius wiegte den Kopf. »Das wäre zu einfach.
Außerdem glaube ich nicht, dass dieses Thema hierzulande so interessant ist,
dass sich ein Spitzenjournalist damit beschäftigt. In den deutschen Medien
reicht es nur zu einer Randnotiz.«
    Lüder musste dem Kriminaldirektor recht geben. Das
klang plausibel. Man könnte diese Spur zunächst einmal zurückstellen.
    »Ich habe Probleme, die Rolle des eifersüchtigen
Ehemanns zuzuordnen«, dachte Nathusius laut. »Und ich frage mich auch, woher
der Mann so schnell wusste, wo er seine Frau finden konnte. Wissen wir Näheres
über ihn?«
    »Leider nicht«, gestand Lüder. »Vollmers hat versucht,
Informationen über die Konsularabteilung der israelischen Botschaft in Berlin
einzuholen.«
    »Israel hat keine Konsulate in Deutschland. Das macht
alles die Botschaft«, sagte Nathusius mehr zu sich selbst. »Die Israelis halten
sich sehr bedeckt mit Auskünften über ihre Landsleute. Lassen Sie es mich
trotzdem probieren.«
    Der Kriminaldirektor sah in seinen Handheld und suchte
eine Telefonnummer heraus. Das Gespräch führte er anschließend von seinem Handy
und nicht vom Dienstapparat. Er musste einen direkten Zugang zum Teilnehmer
haben, ohne sich mühsam durch Telefonzentralen und Vorzimmer vorkämpfen zu
müssen.
    »Hallo, Aaron«, sagte er, »Nathusius aus Kiel. Das
heißt, jetzt Husum.« Er gab seinem Gesprächspartner Gelegenheit für ein paar
Worte. »Es gefällt mir gut in Husum, wenn auch die Aufgabe eine ganz andere
ist. Ich habe eine Bitte an dich. Es geht um einen israelischen Staatsbürger.
Sein Name ist Dov Eisenberg aus Rishon LeZion.« Der Kriminaldirektor lauschte
den Worten des anderen Teilnehmers. »Gut. Vielen Dank, Aaron.« Dann drückte er
auf die Taste mit dem roten Telefonsymbol und beendete das Gespräch.
    »Es gibt keine Beweise dafür, dass Robert Havenstein
an einer Story gearbeitet hat, die im weitesten Sinne mit Krümmel im
Zusammenhang steht«, sagte Lüder. »Mein Verdacht basiert lediglich auf den
beiden Büchern, die er in Eckernförde bestellt hatte.«
    Nathusius legte die beiden Hände wie zum Gebet
zusammen und klemmte

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