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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Nehmen Sie das Beispiel der CO 2 -Einlagerung.« Der Mann
tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Da bauen die im Ruhrgebiet eine
neue Dreckschleuder von Braunkohlekraftwerk, und den Mist wollen die uns unter
unsere Füße blasen, nur weil ein Energieriese seine Kohle vermarkten will. Das
ist doch ein perverser Gedanke, das Kohlendioxid durch eine Pipeline
hierherzutransportieren. Niemand weiß, wie sicher das ist. Das ist eine
tickende Zeitbombe, da die Technologie nicht ausgereift ist. Ob das Zeug nicht
das Grundwasser verseucht, irgendwann an die Oberfläche gurgelt und sich in
unseren Kellern und Häusern einschleicht – keiner weiß das.«
    Völlering hatte sich in Rage geredet. Das zarte Rosa
seiner Gesichtshaut war einem kräftigen Rot gewichen.
    »Vor unserer Haustür haben wir das wunderbare
Weltnaturerbe Wattenmeer, um das uns die ganze Welt beneidet. Und dann kommen
irgendwelche Idioten auf die Idee, ihr Giftgas hierherzuleiten. Nein!« Vor
Aufregung schlug Völlering mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Glauben
die, Nordfriesland und Ostholstein sind die Mülleimer der Nation? Dabei tun
gerade die Nordfriesen enorm viel für die alternative Energiegewinnung. Nicht
umsonst ist in Husum die größte Windenergiemesse der Welt beheimatet. Nein,
Herr Dr. Lüders! Die sollen ihren Mist behalten.«
    Ist es ein Zufall, dass eine wichtige Spur dieses
Falles nach Oldenburg in Ostholstein führt?, fragte sich Lüder, wenn auch dort
das Schreckgespenst der Endlagerung im Raum steht.
    »Es gibt mittlerweile eine breite politische Mehrheit,
die gegen die CO 2 -Einlagerung
ist«, warf Lüder ein und musterte sein erregtes Gegenüber.
    »Nicht in Berlin«, schimpfte Völlering aufgebracht.
»Und selbst unser Ministerpräsident ist ein Wendehals. Zuerst war er für die
Einspeicherung. Erst als er merkte, dass er damit die ohnehin knappe
Wählermehrheit verlieren würde und seine Wiederwahl gefährdet ist, ist er
umgeschwenkt.«
    »Ich verstehe Ihr Engagement«, sagte Lüder und
versuchte, beschwichtigend zu klingen. »In Nordfriesland wären Sie unmittelbar
betroffen. Aber vom nächsten Atomkraftwerk sind Sie weit entfernt.«
    »Ich und auch andere Freunde von der Bürgerinitiative
sind doch keine Ohnemichels, die sagen: ›Was geht es uns an?‹ Wenn Sie an das
Florian-Prinzip denken, dass es besser ist, wenn das Haus des Nachbarn brennt,
dann müssten Sie darauf verweisen, dass es in Baden-Württemberg geologische
Formationen gibt, die sich viel besser für das Einlagern von Atommüll eignen
als Gorleben und Asse zusammen. Was glauben Sie, warum sich die dortige
Landesregierung strikt dagegen verwahrt?« Wieder tippte sich Völlering an die
Stirn. »Die wollen den Dreck nicht. Der soll hier im Norden, bei den wenigen
Deppen, die hier leben, abgekippt werden. Nein! Das machen wir nicht mit. Und
Krümmel … wer denkt an die Leukämiekinder?«
    »Das ist nicht bewiesen«, sagte Lüder und versuchte,
neutral zu klingen.
    Völlering presste die Lippen zusammen, bevor er
antwortete. »Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass Krümmel ein Leck hat.«
    »Haben Sie Informationen, die uns nicht vorliegen?«
    »Es reicht, wenn ich Ihnen sage, dass ich mir sicher
bin.«
    »Und dagegen wollen Sie aktiv vorgehen?«
    »Ja!«, antwortete Völlering entschlossen.
    »Haben Sie andere Optionen als die im Grunde ebenso
harm- wie zwecklosen Proteste?«
    »Ja!«
    »Welche?«, fragte Lüder.
    Völlering leckte sich mit der Zungenspitze über die
Lippen. »Darüber möchte ich nicht sprechen. Aber ich kann Ihnen versichern,
dass unsere Maßnahmen wirkungsvoll und aufrüttelnd sein werden.«
    »Das hat diese Republik oft erlebt. Brokdorf, Krümmel,
Grohnde, Gorleben … Wie wollen Sie das steigern?«
    »Warten Sie es ab.«
    »Kennen Sie Robert Havenstein?«
    Völlering nickte. »Ja. Der war hier. Wir haben zwei
Tage miteinander gesprochen. Ein kluger Mann.«
    »War er allein unterwegs?«
    Völlering schüttelte den Kopf. »Nein. Eine Frau hat
ihn begleitet. Die hat nur zugehört, aber nichts gesagt.«
    »Können Sie sich an den Namen erinnern?«
    Völlering zog die Stirn kraus, als müsse er
nachdenken. »Irgendetwas mit Eisen.«
    »Eisenberg?«
    Ein Lächeln huschte über Völlerings Gesicht. »Ja. So
hieß die.«
    »Was haben Sie Robert Havenstein anvertraut?«, fragte
Lüder.
    Der Mann überlegte einen Moment. »Wir haben über die
Probleme gesprochen, die Atomkraft und CO 2 -Einlagerung
mit sich bringen.«
    »Haben Sie

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