Sturmtief
zusammenarbeiten oder denen Know-how liefern.«
»Ich glaube«, sagte von Sohl, »dass Sie dieses
Gespräch besser mit dem Vorstand unserer Muttergesellschaft fortsetzen sollten.
Ich bin hier nur für die Technik zuständig.«
»Sie können mir aber sagen, woher Sie von dem Gerücht
wussten, dass Albert Völlering aus Niebüll mit russischen Gaslieferanten
zusammenarbeitete.«
»Konspiriert«, korrigierte ihn von Sohl.
»Lassen Sie das unbewertet bleiben. Aus welcher Quelle
nährt sich das Gerücht?«
»Wie Sie schon sagten – es ist ein Gerücht.«
»Wir sprechen hier von Straftaten, deren Bedeutung der
Einschätzung von Staatsanwaltschaft und Gericht unterliegt. Ich könnte in die
Ermittlungen einfließen lassen, dass Sie Kontakt zu atomkritischen Kreisen
pflegen und über Insiderinformationen verfügen.«
»Dem ist nicht so«, verteidigte sich von Sohl.
»Gerüchte fliegen durch die Luft. Es handelt sich ja nicht um bestätigte
Tatsachen.«
»Woher?«, blieb Lüder hartnäckig. »Ich komme an die
Informationen. Wenn nicht auf diesem Weg, dann werde ich Sie zum Verhör nach
Kiel vorladen. Das wird dann offiziell.«
Von Sohl holte tief Luft. »Ich habe das in einem sehr
vertraulichen Gespräch gehört.«
»Und wer war Ihr Gesprächspartner?«
»Der Ministerpräsident persönlich.« Von Sohl hatte so
leise gesprochen, dass Lüder es kaum verstanden hatte.
Hmh!, dachte Lüder. Das ist interessant. Der
Regierungschef teilt nicht nur die Vorliebe für denselbenen Maler. Beide hatten
einen Stümer in ihren Arbeitsräumen hängen. Als Lüder den Ministerpräsidenten
auf das Bild angesprochen hatte, hatte dieser erklärt, es würde sich um ein
Geschenk handeln. Es hätte Lüder interessiert, ob er in diesem Augenblick mit
dem Geber telefonierte. Aber diese Frage verkniff er sich. Tatsache war, dass
man sich auf dieser Ebene kannte, ob als Gesprächspartner für Energiefragen
oder als Kunstfreund.
Inzwischen war auf Lüders Rechner ein Vorabbericht der
Kriminaltechnik eingegangen. Der mutmaßliche Mörder der beiden Journalisten war
mit einem Geschoss vom Kaliber 7,65 ermordet worden. Man hatte es im Kopf des
Unglücklichen gefunden. Es war nicht nur ein anderes Kaliber als bei seinen
beiden Opfern, es fehlten auch die Hinweise auf eine vorsätzlich angebrachte
Deformation, die zu den besonders schweren Verletzungen bei den Opfern geführt
hatte.
Lüder sah auf die Uhr. Es war Zeit, zu Tisch zu gehen.
Er war sich nicht sicher, ob ihm das Essen schmecken würde. Aber die Vernunft
gebot es.
»Darf ich Sie zum Dinner in unsere Kantine
entführen?«, fragte er Edith Beyer.
Die junge Frau schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
»Ach, Herr Dr. Lüders«, seufzte sie.
Nach dem Essen gönnte sich Lüder noch einen weiteren
Kaffee zu jenem, den er mit Edith Beyer in der Kantine genossen hatte. Die
Kümmernis der jungen Frau hatte sich als harmlose Auseinandersetzung mit ihrem
Freund herausgestellt. Als sie Lüder davon berichten konnte, war der Ärger wie
von selbst verraucht, und Lüder beschränkte sich aufs Zuhören. Eigentlich, so
hatte Edith Beyer selbst festgestellt, war der Anlass für die Verstimmung zu
nichtig, als dass sie daran überhaupt einen Gedanken verschwenden sollte.
Lüder wählte seinen Privatanschluss an und freute
sich, als Sinje abnahm und sich mit ihrer dünnen Kinderstimme wie eine Alte
meldete: »Lüders.« Diesmal hatte sie sich nicht mit »Sinje Dreesen« gemeldet.
»Hallo, mein Kleines. Hier ist Papi.«
»Hallo, Papi. Ich habe Fischstäbchen mit Spinat
gegessen. Und Jonas hat gekleckert. Er hat das gar nicht aufgewischt. Ich
möchte auch Cola haben. Heute Nachmittag gehen wir zu Ann-Kathrin. Wir wollen
zusammen Playmo spielen. Ich hab jetzt keine Zeit mehr.«
Lüder war nicht zu Wort gekommen. Er hörte, wie der
Hörer zur Seite gelegt wurde, dann konnte er nur irgendwelchen Geräuschen aus
dem Fernseher lauschen, unterbrochen von Sinjes fröhlichem Gelächter. Sein
»Hallo, hallo« blieb eine Weile ungehört, bis er Margits Stimme vernahm, die
Sinje fragte: »Warum liegt der Hörer neben dem Telefon?«
»Da hat einer angerufen«, erklärte die Jüngste
lapidar.
»Hallo, hier Dreesen«, meldete sich Margit.
»Ich bin der ›eine‹«, beklagte sich Lüder.
Margit lachte. »Gegen Schwammkopf, den Sinje gerade
sieht, sind wir machtlos.« Dann berichtete sie von den alltäglichen Dingen, die
sich im Hause Lüders ereignet hatten. »Und du? Was machst du?«
»Ich sitze an meinem
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