Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
des Trostes. Nach ein paar Schocksekunden wurde mir bewusst, dass er sich selbst mindestens genauso beruhigen wollte wie mich.
Zaghaft strich ich ihm mit der Hand über die struppigen Locken und stellte fest, dass sie sich wirklich ziemlich struppig anfühlten. Aber es waren Anyans Locken, und sie waren schön.
Meine Faust klammerte sich in sein Haar, und mein freier Arm schlang sich um seinen Kopf, zog ihn fester an mich. Ich spürte etwas Nasses an meiner Brust, und falls kein verwirrter Gott seine Finger im Spiel hatte und ich angefangen hatte, Milch abzusondern, konnte das bloß eines bedeuten: Anyan weinte. Was auch mich wieder losheulen ließ.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich. »So leid … entschuldige …« Als Reaktion darauf brummelte er immer wieder irgendetwas Undeutliches, was sich schließlich als »Nie wieder« entpuppte.
»Was nie wieder, Baby?«, flüsterte ich. »Was nie wieder?«
»Ich lasse dich nie wieder allein aus dem Haus«, erwiderte er eigensinnig.
Wenn du es wirklich mit dem Barghest versuchen willst, dann musst du noch ein bisschen an seiner sozialen Kompetenz arbeiten , stellte mein Hirn trocken fest.
Jetzt zieht euch endlich aus! , forderte meine Libido, die es kaum fassen konnte, dass der Barghest sich an meine Brust presste und wir immer noch unsere Klamotten anhatten.
»Zumindest lasse ich dich bestimmt nie wieder aus Rockabill weg«, räumte Anyan schließlich ein und löste sich von mir. Er zog geräuschvoll die Nase hoch und nahm dann einen Zipfel seines T-Shirts, um sich das Gesicht abzuwischen (wobei er seinen kräftigen, sexy behaarten Oberkörper enthüllte), und setzte sich dann auf die Fersen und starrte mich an.
»Du hast mich zu Tode erschreckt, Jane. Solche Angst hatte ich nicht mehr seit … ach, noch nie«, sagte er, und seine Stimme klang noch immer gepresst.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Aber ich musste einfach etwas tun.«
»Aber so etwas nie wieder. Nicht einfach weglaufen. Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als ich merkte, dass du weg warst. Außerdem hätte ich Julian beinahe umgebracht, im Ernst«, gestand er, und seine Nasenspitze zuckte im Affekt.
»Lebt Julian noch?«
»Ja. Mit knapper Not, aber ja.«
»Gut«, murmelte ich, und dann, ohne darüber nachzudenken, hob ich meine Hand, um seinen Ärger zu besänftigen, bevor ich zögerte.
Ist das jetzt endlich meine Chance, ihn zu berühren? , fragte ich mich. Ist es wirklich so einfach?
Als wisse er, was mich zögern ließ, nahm Anyan meine Hand, legte sie sich an die Wange und neigte den Kopf, so dass seine große Nase sich an mein Handgelenk schmiegte.
Ich gebe ihm noch mehr zu drücken! , tönte meine unverbesserliche Libido. Diesmal hatte meine Tugend ausnahmsweise einmal nichts Vernünftiges, Negatives oder Bissiges einzuwenden.
Wenn es so einfach ist, ihn zu berühren , schlug ich vor, um meine Libido zu schockieren, wie wäre es dann mit einem Kuss?
Ich trat auf ihn zu. Anyan witterte meine Absicht und half nach, indem er mich an sich zog, und seine Daumen streichelten sanft die Schrammen an meinen Handgelenken.
Mit plötzlich butterweichen Knien stand ich vor ihm … ich beugte mich vor, und ganz langsam, schrecklich nervös sah ich …
… wie Ryu um die Schuppenecke stürmte und schlitternd zum Stehen kam, als er mich mit Anyan erblickte. Sein Gesichtsausdruck schlug von Erleichterung, mich lebend zu sehen, in Irritation und schließlich in Wut um.
»Oh, Mist«, sagte ich und veranlasste Anyan, der die Augen geschlossen hatte wie ein jungfräuliches Schulmädchen, das gleich zum ersten Mal vom Schulschönling geküsst würde, dazu, die Augen erschrocken wieder aufzuschlagen.
»Hä?«, fragte er, wandte sich um und sah Ryu, als ich mich aus seiner Umarmung löste.
»Ryu!«, rief ich und fluchte erneut, als er davonstürzte. »Verdammt, ich muss gehen … es ihm erklären …«
Anyans Gesichtsausdruck war gequält, aber er ließ mich los. »Es ist nicht … Es ist … Ach, Mist«, sagte ich eloquent, bevor ich dem Baobhan Sith nachlief.
»Ryu!«, rief ich, als ich hinter dem Schuppen vorkam und sah, wie er wütend über den Rasen davonstapfte. »Ryu!«
Daraufhin blieb er stehen, hatte mir aber weiterhin den Rücken zugewandt, während ich aufholte.
Warum genau rennen wir jetzt noch mal hinter ihm her? , fragte meine Libido entsetzt darüber, dass ich gerade Anyan zurückgelassen hatte, um hinter Ryu herzulaufen. Zum zweiten Mal an diesem Abend hatte meine Tugend
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