Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
für eine so kurze Zeit gemeinsam gehabt hatten. Und ich musste daran denken, dass es nun keine Chance mehr auf ein Wiedersehen für sie gab.
Meine Mutter war tot.
Aber ich lebte, und diese netten Leute hatten mich zu sich nach Hause eingeladen. Sie hatten mich getröstet und ein köstliches Essen für mich zubereitet.
Also kämpfte ich meine Gefühle nieder, und als Shar mich dann mit der Salatschüssel anstupste, hielt ich sie, während sie sich etwas auf den Teller häufte. Dann hielt ich sie Muh zu meiner Rechten hin, damit auch sie sich etwas vom Salat nehmen konnte.
Ich würde das Abendessen überstehen. Und wie ich mein restliches Leben überstehen sollte, das konnte ich mir dann ja noch irgendwann nach dem Dessert überlegen.
»Wäre es dir unangenehm, wenn ich meinen Hosenknopf aufmache?«
Anyan lachte. »Nein, nur zu, Jane. So wie du heute beim Essen zugeschlagen hast, wundert es mich sowieso, dass du noch nicht geplatzt bist.«
Wir waren allein ins Hotel zurückgefahren, nur der Barghest und ich. Julian war bei den Mädchen geblieben. Wenn ich nicht über seine sexuelle Orientierung Bescheid wüsste, hätte ich ihm mit einem Handschlag zu seiner Eroberung gratuliert. So wie die Dinge lagen, wusste ich zwar nicht recht, was er im Schilde führte, aber ich hoffte sehr, dass es etwas Gutes war. Unterdessen hätte ich mich eigentlich ein bisschen flau im Magen fühlen müssen, weil ich mit Anyan allein war, aber mein Magen war viel zu vollgestopft mit Pie, als dass er sich noch wegen irgendetwas anderem flau anfühlen hätte können. Leider.
»Ha ha, du bist ja so witzig, Anyan Barghest. Moment mal!«, sagte ich und machte ein grüblerisches Gesicht. »Es gibt da doch so einen Film, der von Leuten wie dir handelt … Wie hieß der gleich noch mal … Da kam auch ein Mann vor, der gleichzeitig ein Hund war … Ich glaube, den nannten sie Möter, halb Mensch, halb Köter … Ahhh genau, Spaceballs ! Du bist ein Möter! Bist du verwandt mit Waldi? Die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend.«
»Wieder einmal bin ich überwältigt von deinem Grundwissen über die Klassiker der Kinogeschichte, Jane.«
»Du bist doch bloß neidisch, du Möter. Du hättest doch gern auch einen riesigen Wasserhydranten nur für dich allein, so wie Waldi …«
»Und der Schleudersitz ist hier auch gleich irgendwo«, konterte der Barghest und streckte die Hand nach den Knöpfen am Armaturenbrett aus. Ich kicherte.
»Aber jetzt im Ernst, danke, dass du mich zu Carl und Paige mitgenommen hast. Sie sind der Wahnsinn!«
»Ja, sie sind ein tolles Paar.«
»Wie lange sind sie schon zusammen?«
»Carl hat Paige kennengelernt, als sie zweiundzwanzig war. Seither sind sie zusammen.«
»Wow. Und seit wann haben sie Capitola?«
»Cappie ist gerade erst fünfunddreißig geworden, und sie bekamen sie ungefähr fünf Jahre, nachdem sie ein Paar wurden.«
»Eine wirklich fantastische Familie.«
»Ja, Carl und Paige sind einander zutiefst verbunden.«
Anyans Stimme klang beinahe traurig, als er das sagte, und ich war verwirrt. »Du sagst das so, als wäre das etwas Schlechtes?«, tastete ich mich langsam vor. Der Barghest runzelte bloß die Stirn.
Da wurde es mir klar.
»Er hat auf seine übernatürlichen Kräfte verzichtet, oder?« Es leuchtete ein. Die Tatsache, dass Carl älter aussah als die meisten Übernatürlichen und dass ich den ganzen Abend nichts von seiner Kraft spüren konnte. »Deshalb ist der Wichtel da. Terk beschützt die beiden, weil Carl aufgehört hat, seine Kräfte zu nutzen.«
Anyan nickte. »Er entschied sich dafür, bevor sie Cappie bekamen. Er hat seiner Kraft entsagt, damit sie ein Kind bekommen konnten, und hat dann nie wieder damit angefangen. Er möchte zusammen mit seiner Frau alt werden und sterben.«
»Wow …«, war alles, was ich sagen konnte.
»Ja.«
»Das ist heftig.«
»Ja.«
»Es muss hart sein, wenn man seine Kräfte nicht mehr nutzen darf … überhaupt nicht mehr. Was ist Carl überhaupt für ein Wesen?«
»Nahual.«
»Wie alt ist er?«
»Ungefähr zweihundertfünfundzwanzig, glaube ich.«
»Also schon ziemlich alt.«
»Ja.«
»Aber trotzdem, sich dafür zu entscheiden, zusammen mit jemandem zu sterben …«
Anyan schwieg.
»Das muss schwer für dich sein. Als Freund.«
Anyan zuckte mit den Schultern. Das tat er ganz schön oft.
»Es ist seine Entscheidung, Jane. Und ich mag auch Paige sehr gern.«
»Aber trotzdem …«
Anyan lächelte traurig. »Aber trotzdem ist es hart,
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