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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Kichern entlockte.
    »Eure Kleidung ist herrlich exzentrisch, wenn Ihr mir diese Bemerkung erlaubt. Vielleicht wird von Euch eine neue Mode ausgehen.«
    »Das würde mich nicht erfreuen«, log Franigo, um dann allerdings mit der Wahrheit fortzufahren: »Ich bin sehr gerne unverwechselbar.«
    »Das seid Ihr! Es stimmt also: Ihr seid ein Kind Eurer Heimat, voll des rauen Charmes, den man Männern aus Hiscadi nachsagt.«
    »Möglicherweise wird bei der Darstellung der Qualitäten meiner Heimat hier und dort ein wenig übertrieben, Meséra.«
    »Handelt es sich denn überhaupt um Qualitäten?«, mischte sich eine Stimme ein, und noch bevor Franigo sich umwandte, wusste er, dass der Sprecher nur Genaro sein konnte, mit seiner farbenprächtigen Kleidung, seiner hoch aufgetürmten Perücke und seiner Hakennase. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er einen Schritt zur Seite machte und den Ersten Poeten so in das Gespräch mit einbezog.
    »Das ist sicherlich eine Frage des Blickwinkels. Was für den einen Qualität ist, mag für den Nächsten ein Abgrund sein.«
    »Ich hingegen denke, dass man eine allgemein gültige Ästhetik formulieren können muss, der sich alles zu unterwerfen hat. Nichts ist mir fremder als diese Art, alles gemein zu machen!«
    »Dies mag von Eurer Position durchaus zutreffen, Mesér«, erwiderte Franigo süffisant. »Von meiner Warte allerdings kann ich Euren Anspruch nicht sehen.«
    Alle um sie herum hingen gebannt an ihren Lippen. Die Bedeutung des Geplänkels war jedem Gast bewusst. Der Platzhirsch röhrt, und der junge Herausforderer präsentiert sein Geweih, dachte Franigo spöttisch. Seiner eigenen Einschätzung nach lag er in diesem Wettstreit der Worte vorn, doch Genaro war sicherlich ein schwerer Gegner, der mit Wortfunken genug Rauch erzeugen konnte, um von der Schalheit seiner Gedanken abzulenken.
    »Dann glaubt Ihr womöglich gar, dass man oben und unten vertauschen kann, richtig und falsch, wahr und unwahr? Ebenso wie diese Werte fest und unverrückbar sind, lässt sich ein ewig gültiges ästhetisches Urteil fällen!«
    »Ich denke, die Geschichte sollte uns gelehrt haben, dass nichts ewig Bestand hat. Und ist es nicht ein Frevel an der Einheit, sich derart über ihre Schöpfung zu setzen, deren Vielfalt unser Lob verdient?«
    »Und die sich letztlich doch dem Menschen und damit seinem Urteil unterordnen muss.«
    »Der Mensch, dessen Wort schon bald wieder vergangen ist und der nur Staub im Wind der Zeit sein kann, kann von seiner Natur her niemals auf Pfeilern der Ewigkeit stehen. Seine Worte sollten es demnach auch nicht.«
    Der Schlagabtausch gewann langsam an Fahrt. Die Kontrahenten hätten ungleicher nicht sein können. Auf der einen Seite der arrivierte Hofpoet, Sohn einer edlen géronaischen Familie, eine moralische und künstlerische Instanz. Auf der anderen Seite der bis vor Kurzem mittellose Fremde, Sprössling einer Linie von verarmten Landadligen einer unterworfenen Nation, dessen bekanntes Œuvre derzeit lediglich aus zwei Komödien bestand.
    Der eingeschlagene Weg erschien Franigo richtig zu sein, nur seine Schritte musste er gut setzen. Noch konnte er jederzeit straucheln; ein falsches Wort, eine ungebührliche Liebschaft, ein schwaches Werk, und sein Ruhm würde schneller vergehen als die Zuneigung einer Dirne, der man die Bezahlung verweigert.
    »Wiewohl ich gern solcherlei Diskursen gebildeter Männer lausche«, unterbrach die Marchessa das Gefecht, »würde ich nun eine Kleinigkeit servieren lassen. Vielleicht können wir uns später weiter damit befassen?«
    Beide Dichter neigten das Haupt und stimmten zu. Es war nicht angeraten, das ganze Pulver bereits bei der ersten Feindberührung zu verschießen.
    »Hiscadi, ja?«, fragte ein junger Mann, der sich geradezu verzweifelt an seinem Degen festhielt, gerade so, als gäbe der ihm mehr Männlichkeit. Herablassend musterte Franigo ihn, registrierte die edle Kleidung und den kümmerlichen blonden Bart, der wie Kraut und Rüben auf der Oberlippe spross.
    »Ja, Mesér. Das ist meine Heimat.«
    »Ich war einmal dort mit meinem Regiment stationiert. Es war grauenvoll. Schmutzige Menschen, keine Kultur und Wein, der wie Kuhpisse schmeckt.«
    Sofort versteifte sich Franigo und warf einen Blick auf Genaro. Zuerst dachte er, der Hofdichter habe einen Freund auf ihn gehetzt, doch Genaro schien ebenso entsetzt vom Verhalten des jungen Mannes zu sein.
    »Heberd, ich bat zu Tisch«, erinnerte die Marchessa, deren samtene Stimme

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