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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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anblickte.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, erwiderte der junge Hiscadi, nur um sich zu berichtigen: »Nein. Es ist gar nichts in Ordnung.«
    »Lass uns was trinken«, schlug Pertiz vor und führte ihn an einen Tisch, wo sie abseits der johlenden Seeleute saßen, die sich mit Glücksspielen und den sonstigen Vergnügungen, die das Bordell zu bieten hatte, die Zeit vertrieben.
    »Wir können die Welt nicht im Alleingang retten.«
    »Das hast du mir schon einmal gesagt. Die ständige Wiederholung macht diese Wahrheit nicht einen Deut weniger bitter.«
    »Es tut mir leid.« Die Stimme des Kapitäns klang aufrichtig, doch seine Worte waren nicht einmal ein schwacher Trost. Müde strich sich Jaquento eine Strähne aus dem Gesicht und trank einen Schluck Wein. Die Piraten amüsierten sich, sie frohlockten wegen der fetten Beute, die sich in greifbarer Nähe befand, und keiner dachte an die Sklaven. Freiheit war ein theoretisches Gut, Gold hingegen handfest.
    »Es ist nicht richtig«, erklärte Jaquento und ließ sich von Pertiz, der gerade etwas sagen wollte, nicht unterbrechen: »Warte. Es geht nicht darum, dass ich mein Wort gegeben habe. Oder dass es riskant wäre. Es geht darum, dass wir es tun könnten, es aber nicht tun werden. Ich werde wortbrüchig, aber zu Bastarden werden wir alle. Wie die Thayns, die Géronaee oder die Hiscadi. Wir sind nicht besser als die Hunde von der Compagnie oder die Leute von der Wyrdem .«
    »Rénand hat nicht unrecht, wenn er sagt, dass der Plan ohnehin schon gefährlich ist. Es gibt viele Unwägbarkeiten. Die Mantikor ist ein verfluchtes Kriegsschiff, mit einer voll ausgebildeten und eingespielten Besatzung, und die Compagnie wird auch keine grünen Jungs angeheuert haben, um ihre ach so kostbare Schwarzbrunn-Fregatte zu beschützen. Die Reiter in der Hinterhand zu behalten könnte uns den Hals retten, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Wir sollten das Schiff wieder umbenennen«, erwiderte der junge Hiscadi bitter. » Wyrdem war ein passender Name.«
    »Na, lass den Spott sein«, entgegnete Pertiz, aber Jaquento spürte das Unbehagen des Mannes. Eindringlich erklärte er: »Pertiz, wir müssen etwas tun.«
    »Und was soll das deiner Meinung nach sein?«
    »Stell dich mit mir gemeinsam Deguay entgegen. Sag ihm, dass wir bei seinem Plan nicht mitmachen. Nicht ohne die Sklaven zu befreien.«
    »Das ist keine gute Idee«, erwiderte der Kapitän unsicher. Aber Jaquento ließ nicht locker. Er sah, dass Pertiz bereits schwankte. Er war wie eine sturmreif geschossene Festung; jetzt musste der Hiscadi nur noch den inneren Widerstand beseitigen.
    »Er wird ein Einsehen haben. Er muss! Er mag ein Hurensohn sein, aber er hasst die Sklaverei. Es ist ein Risiko, aber eines, das wir eingehen können.«
    Pertiz räusperte sich langsam und umständlich. »Ich teile deine Meinung, Jaq. Mir gefällt es nicht, die Sklaven auf der Insel zurückzulassen. Aber Deguay ist verdammt noch mal unser gewählter Anführer, Hurensohn oder nicht.«
    »Und du bist der Kapitän der Windreiter . Ihr solltet gleich sein. Du hast von einer Gemeinschaft der Freien gesprochen. Sollten wir nicht frei sein, unsere Meinung zu sagen?«
    Dies schien Pertiz zu überzeugen.
    »Gut. Du hast recht. Wir sollten wenigstens versuchen, ihn umzustimmen. Vielleicht in einer etwas kleineren Runde?«
    Zufrieden nickte Jaquento. Der Wein schmeckte jetzt besser, und er spülte den Geschmack von Galle aus seiner Kehle, der seit der Besprechung dort gehaftet hatte. Pertiz wandte sich um und rief: »Käpt’n? Auf ein Wort.«
    Geschmeidigen Schrittes kam Deguay zu ihrem Tisch herüber. Der Kapitän wirkte auch in dieser Umgebung von käuflicher Lust und verschlissener Grandezza nicht fehl am Platze. Er war wie ein Raubtier, das sich seiner Umgebung anpassen konnte, bis seine Opfer es nicht mehr bemerkten. Genau wie du, Sinosh , dachte Jaquento insgeheim, während er die gerade kühlen Schuppen der Echse streichelte.
    »Was gibt es?«, erkundigte sich Deguay, da er sich zu ihnen setzte.
    »Es geht um deinen Plan, Kapitän.« Offenkundig wählte Pertiz seine Worte mit Bedacht. »Ich halte es für einen Fehler, unser Schiff nicht in die Bucht zu lassen. Wir sollten den Sklaven wenigstens eine Möglichkeit bieten, sich von ihren Herren zu befreien.«
    »Wir haben das bereits besprochen, Pertiz«, erwiderte Deguay ernst und fixierte sein Gegenüber.
    »Käpt’n. Du und ich, wir sind aus anderem Holz geschnitzt. Denk an die vielen Seeleute, die wir

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