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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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betrauern unseren Verlust. Thaynric ist um einen großen Sohn ärmer.«
    Mit einer Handbewegung ließ der Caserdote ein helles, weißes Leuchten erscheinen, welches das Leichentuch rasch einzuhüllen begann. Auf einen Wink Sellishers hin hoben die Offiziere das hintere Ende der Planke an, und mit einem unangenehmen Schleifen rutschte der Leichnam hinab und fiel ins Wasser. Die Kanonenkugel, welche zu ihren Füßen in das Segeltuch eingenäht worden war, zog das Bündel schnell hinab in die Tiefen. Innerhalb eines Herzschlags war Harfell unter der Wasseroberfläche verschwunden. Das Licht hielt sich noch einen Moment auf den Schaumkronen, dann verlosch es. Möge die Einheit den Mann in dir sehen, der du einst warst, und nicht den, der du geworden bist, betete Roxane unzeremoniell. Dein Licht mag fort sein, aber ich fürchte, dass dein Schatten uns noch lange verfolgen wird.
    Ein schneller Blick zeigte ihr, dass die Mannschaft stumm blieb. Sie sah grimmige Gesichter, doch niemand hob die Stimme oder gar die Hand gegen die Offiziere. Die Anwesenheit der Marinesoldaten schreckte jegliche Aufrührer wohl ab.
    Aus den tief hängenden Wolken ergoss sich mit einem Mal ein Schwall Regen, und Cearl ließ die Versammlung auflösen, nicht ohne vorher eine Extraportion Branntwein zum Gedenken an den Kapitän auszuloben, wie sie es vorher vereinbart hatten.
    Während die meisten Mannschaftsmitglieder angesichts dieser angenehmen Aussicht unter Deck flüchteten, blieb Roxane stehen und betrachtete das leer gefegte Deck. Wie passend. Ein Totenschiff. Wir segeln auf einem Kurs, von dem ich fürchte, dass er uns am Ende alle verschlingen wird.

JAQUENTO

    Allein in der Dunkelheit, nur umgeben vom fauligen Geruch des Wassers und dem gelegentlichen Quieken einer Ratte, war es schwierig, nicht an der Situation zu verzweifeln. Und doch bin ich noch am Leben , dachte Jaquento, noch vor wenigen Stunden hätte ich das nicht erwartet . Man hatte ihn hinab in die Brig der Windreiter gebracht, zum Bug, in den kleinen Raum direkt über der Bilge, wo alte Taue und Seile gelagert wurden. Die Feuchtigkeit stieg zu ihm empor, und bei geschlossener Tür herrschte absolute Finsternis. Schon jetzt hatte Jaquento jegliches Gefühl für die Zeit verloren. Er konnte lediglich sagen, dass sie wieder auf See waren, weil er die Bewegungen und Geräusche des Schiffes erkannte.
    Auf den Tauen zu liegen war relativ bequem, was vermutlich auch daran lag, dass die Leinen langsam vor sich hin moderten. Nach der Eroberung des Schiffs hatten die Piraten allerlei hier gelagert, wofür sie keinen direkten Nutzen hatten, aber Jaquentos tastende Hände hatten nichts zutage gefördert, was ihm in seiner derzeitigen Lage hätte helfen können. Also hatte er sich aus Tauen ein mehr oder minder komfortables Lager gebaut, das die Nässe von ihm abhielt, und harrte nun der Dinge, die da kommen mochten, während er versuchte, seine Situation aus jedem nur möglichen Blickwinkel zu betrachten.
    Manchmal konnte er von den darüberliegenden Decks Schritte hören, seltener auch Stimmen. Offensichtlich hatte die Mannschaft den Wechsel an der Spitze widerspruchslos hingenommen, ein Umstand, der Jaquento nicht nur um Pertiz’ willen zornig machte, sondern ihm auch nur Finsteres für seine eigene Zukunft androhte. Alle hatten ihn verlassen, selbst Sinosh war verschwunden, obwohl Jaquento es der kleinen Echse nicht verübeln konnte. Wer will schon im dunkelsten Loch des Schiffs stecken und Quibon ausgeliefert sein? Ich jedenfalls nicht. Doch sein Selbstmitleid war von Zorn durchzogen. Pertiz war tot, und selbst wenn Jaquento seinem Freund bald folgen sollte, hatte er nicht vor, kampflos zu gehen.
    Als sich die niedrige Tür knarrend öffnete und ein dünnes Geviert von Licht in die Finsternis ließ, machte der junge Hiscadi sich auf das Schlimmste gefasst. Im Gegenlicht zeichnete sich Quibons massige Gestalt ab. Vorsichtig stellte er eine Laterne vor sich ab und hob die große Pistole, sodass er auf Jaquento zielte. Sein Grinsen war breit, und er genoss die Situation sichtlich. Der frischgebackene Kapitän bewegte sich behäbig und träge, doch Jaquento erinnerte sich nur allzu gut daran, wie flink und behände der große Mann reagieren konnte.
    »Jaq«, flüsterte er geradezu freudig. »Du siehst beschissen aus.«
    »Das Kompliment kann ich nur erwidern. Ich habe die Nacht auf diesem Müllhaufen zugebracht. Was ist deine Entschuldigung?«
    Anders als Deguay ließ sich Quibon leicht

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