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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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des Inselhändlers ausließen.
    Der Anblick der Todsünde allein verbreitete schon genug Schrecken, ebenso wie die schwarze Flagge, sodass viele Schiffe sich widerstandslos ergaben. Niemand wollte wegen einer Schiffsladung Wein und Gewürze in die Einheit eingehen. Was könnte nur eine ganze Flotte solcher Schiffe erreichen? Eine eigene Nation? Piraten, natürlich, aber gibt Macht nicht Legitimation? Oder woher nehmen die Thayns das Recht, die Ozeane zu beherrschen und ihren Willen auf allen Meeren durchzusetzen, oder die Géronaee, meine Heimat zu annektieren und wie eine Provinz zu behandeln? Sie können es; das ist alles Recht, das sie brauchen.
    Langsam näherte sich die Windreiter der Insel. Es war kein großes Eiland, aber in ihrer Mitte ragten einige grün bewaldete Hügel empor.
    Am Nachmittag waren sie nicht mehr weit von den Riffen entfernt, an denen sich die See schäumend brach. Mit Ferngläsern hielten sie Ausschau nach Lebenszeichen, und schließlich rief einer der Toppsgasten: »Rauch!«
    Tatsächlich. Als Jaquento dem ausgestreckten Arm des Mannes folgte, sah er eine dünne Rauchfahne über der Insel, die schon bald vom Meereswind verweht wurde.
    »Also lebt dort jemand«, stellte Pertiz zufrieden fest. »Unsere Karten sind korrekt. Wenn jetzt noch Tareisa die Wahrheit gesagt hat, sind wir vielleicht bald reich.«
    Und wenn nicht, sind wir bald tot , dachte Jaquento, den seine eigene morbide Laune überraschte. Noch immer erschien ihm die ganze Angelegenheit, von ihrem Treffen mit der Maestra bis hin zu dem Auftrag, unwirklich. Der Anblick der Insel mit der niedrigen Rauchfahne wirkte auf eine Weise mysteriös, die er sich selbst nicht ganz erklären konnte.
    »Keine Vögel«, murmelte er.
    »Was?«
    »Über der Insel fliegen keine Vögel. Das ist ungewöhnlich.«
    »Stimmt. Vielleicht werden sie von den Bewohnern gejagt. Es gibt einige Stämme der Paranao, die Stöcke mit Harz beschmieren, an denen die Vögel dann kleben bleiben«, berichtete der Kapitän. »Angeblich sollen sie recht schmackhaft sein.«
    Die Windreiter umrundete eine kleine Landzunge, deren hohe Klippen die Sicht auf die dahinterliegende Küste bislang verborgen hatten. Jetzt sahen sie eine Bucht, deren türkises Wasser im Sonnenlicht funkelte. Einige Palmen standen an einem hellen Sandstrand, doch niemand hatte Augen für die Schönheit der Natur. Stattdessen guckten alle zu den Schiffen, die in der Bucht vor Anker lagen, vielleicht zwei Dutzend Meter voneinander entfernt, und zu der Festung, die auf der gegenüberliegenden Seite auf steilen Klippen stand und deren graue Mauern sich trutzig zu erheben schienen.
    »Verflucht!«, zischte Pertiz. »Das sind eine Fregatte und zwei Korvetten. Schonerbrigg getakelt, wenn ich mich nicht irre. Und ein ganzes verdammtes Fort.«
    »Dieser Happen ist wohl zu groß, um ihn abzubeißen«, stellte Jaquento trocken fest, und Pertiz nickte. Mit dem Fernrohr betrachtete der Hiscadi die Situation genauer. Die drei Schiffe lagen im tieferen Wasser, dort wo die See schon dunkelblau aussah. Die Fregatte war schwarz angestrichen, während die Korvetten einen weißen Rumpf mit einem blauen Streifen aufwiesen. Auch die Flaggen am Mast waren blauweiß gestreift.
    »Compagnie-Schiffe. Das ist unsere Beute. Siehst du die Fregatte?«, fragte Pertiz.
    »Ja. Sie ist irgendwie … beschädigt?« Tatsächlich war zu erkennen, dass es klaffende Spalten im Rumpf gab, Taue lose von den Masten herabhingen und ganze Rahen fehlten. Zunächst wirkte es, als sei das Schiff in einem Sturm beschädigt worden, doch auf den zweiten Blick sah es fast so aus, als wäre die schwarze Fregatte in ein Seegefecht verwickelt gewesen. Die Korvetten hingegen wiesen keine Schäden auf.
    Ein dumpfes Grollen ertönte, und vom Fort stieg Rauch auf. Auch über den trutzigen Mauern wehte die blau-weiße Flagge der Compagnie.
    »Sie mögen hier wohl keine Besucher«, vermutete Jaquento.
    »Das war nur ein Geschütz, ohne Kugel. Mehr eine Aufforderung, uns zu erkennen zu geben, als eine echte Drohung.«
    »Und, was haben wir vor?«
    »Wir geben Fersengeld, was sonst? Die drei Schiffe wären zu stark für uns. Verdammt, allein eines davon wäre schon ein harter Kampf, aber noch dazu im Schatten einer Festung? Die schießen uns mit rot glühenden Kugeln zu Klump, bevor wir auch nur in die Nähe unserer Beute kommen.«
    »Und dann?«
    »Wir besprechen uns mit Rénand. Vielleicht können wir die Fregatte nachts herausschneiden. Oder wir fangen

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