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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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die Soldaten anspringen, sie für all die Demütigungen bestrafen, die sie ihnen antaten, aber er sah die restlichen Soldaten mit ihren Musketen, sah Tangyes höhnisches Grinsen. Ein Zittern lief durch Majaguas Körper, als er seine Hilflosigkeit erkannte. Um ihn herum riefen die Menschen, die nicht verstanden, was vor sich ging, die Ahnen um Hilfe an, während die Soldaten immer weiter auf sie einschlugen. Sein Volk, seine Leute wurden von diesen Fremden blutig geschlagen, und jeder Widerstand hätte den sicheren Tod bedeutet. Er ballte die Fäuste, seine Zähne knirschten. Sein Geist bereitete sich auf das Ende vor, auf die Schmerzen, den Tod. Besser jetzt , versuchte er sich einzureden, besser so.
    So abrupt, wie der Übergriff begonnen hatte, endete er auch. Die Soldaten traten zurück, die Gruppe stets im Blickfeld, die Musketen vor die Brust gehoben. Wieder brüllte der Anführer: »Ruhe!«
    Diesmal versuchten diejenigen, die verstanden, die anderen zum Schweigen zu bringen. Flüsternde, beruhigende Worte ertönten in Majaguas Rücken. Die Schreie verstummten, stattdessen ertönte Schluchzen. Der Anführer der Soldaten blickte zu Tangye, der leicht mit dem Kopf schüttelte und dann vortrat. Seine Hände waren in die Hüften gestemmt. Majagua konnte den Schatten des Bartes auf seinem Gesicht sehen, das kantige Kinn, die tief liegenden dunklen Augen, die direkt auf ihn gerichtet zu sein schienen.
    »Ich weiß, dass einige von euch mich verstehen und andere nicht. Erklärt den anderen, was ich sage«, begann er seine Rede in so freundlichem Tonfall, als spräche er zu einer Gruppe freiwilliger Zuhörer.
    »Willkommen in eurer neuen Heimat. Mein Name ist Mister Tangye. Ab jetzt sorgen wir für euch. Wir geben euch Essen und Kleidung. Wir werden gut zu euch sein. Aber dafür erwarte ich, dass ihr gehorsam seid. Befolgt Befehle, und es wird euch nicht schlecht gehen. Respektiert mich, und ich werde euch Respekt entgegenbringen. Solltet ihr allerdings aufsässig sein«, fuhr er fort, wobei seine Stimme dunkel wurde. Sein Blick ruhte nun fest auf Majagua. »Seid ihr aufsässig, dann werde ich euch bestrafen, so wie ihr es verdient. Auf dieser Insel herrscht Disziplin und Ordnung!«
    Die Gruppe der Neuankömmlinge wusste zum größten Teil gar nicht, was mit ihnen geschah. Majagua konnte es in ihren Blicken sehen. Viele hatten noch nicht begriffen, welches Schicksal ihnen bevorstand. Einige lächelten sogar, nickten dem Aufseher zu, versuchten, freundlich zu sein. Ohnmächtig vor Wut schloss Majagua die Augen. Er wollte sie anschreien, sie zwingen, sich zu wehren, ihnen ihren Stolz wiedergeben. Aber die Waffen der Fremden waren zu mächtig, es waren zu viele, und die Neuankömmlinge waren eingeschüchtert von den Schlägen und verwirrt von den Worten.
    »Ab morgen werdet ihr arbeiten, jeden Tag, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Ich sage es noch einmal: Erfüllt eure Pflichten, und es wird euch gut gehen!« Tangyes Blick löste sich von Majaguas Gesicht und strich über die Gruppe. »Die anderen Arbeiter werden euch sagen, wann es Essen gibt und welche Arbeit ihr verrichten müsst.«
    Dann wandte Tangye sich ab und schritt, gefolgt von den Soldaten, aus dem Lager. Zurück blieb ein Haufen verängstigter Menschen, die sich Schutz suchend umeinander scharten. Und Majagua, dessen Hilflosigkeit ihm die Tränen auf die Wangen trieb.
     
    Als die Sonne ihren Zenith überschritten hatte und sich langsam zum Horizont hinabsenkte, öffneten die Soldaten das Tor des Lagers und ließen einen Trupp Menschen herein, die zwei große Kessel und mehrere Körbe mit sich brachten. Majagua saß im Schatten einer Hütte, da er es nicht über sich bringen konnte, sich in das stickige Innere zu begeben. Neugierig blickte der junge Paranao zu den Neuankömmlingen hinüber, ließ sich sein Interesse jedoch ansonsten nicht anmerken. Einige alte Männer stellten die Kessel in der Mitte des Dorfes ab und rollten ein paar Decken auf dem Boden aus, auf die sie die Körbe stellten. Noch während sie damit beschäftigt waren, trat eine junge, dunkelhaarige Frau vor und legte die Hände an den Mund: »Wer hier versteht mich?«
    Manche der Sklaven traten vorsichtig näher, ein älterer Mann schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust. Auch Majagua erhob sich und gesellte sich zu der kleinen Gruppe, achtete jedoch darauf, im Hintergrund zu bleiben.
    »Gut. Sag ihnen bitte, was ich dir jetzt erkläre«, erwiderte die Frau. Ihre Haut hatte die Farbe

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