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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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gaben ihm ein markantes Aussehen, das von den dunklen Augenbrauen unterstrichen wurde. Doch es waren die Augen, die Jaquento gefangen hielten; grüngrau und von einer nahezu unerträglichen Schärfe. Der Blick des Kapitäns schien durch nichts aufzuhalten zu sein, weder Stoff noch Haut, und direkt in den Geist zu sehen. Hastig strich sich Jaquento eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht und wandte sich ab.
    »Ich würde Euch bitten, noch ein wenig zu warten, bis Jani den Rest zusammengerufen hat«, fuhr der Kapitän fort und setzte sich ebenfalls. »Auch wenn es mir schwerfällt, angesichts dieser Köstlichkeiten.«
    »Natürlich«, erwiderte Jaquento und hob den Kopf. Seine Augen trafen die des Kapitäns, und ein Schauer lief über seinen Rücken. Sein Gegenüber lächelte milde.
    »Rahel hat recht, wisst Ihr? Man kann die See in Euch sehen. Vielleicht wisst Ihr es selbst noch nicht, aber es ist so. Ihr seid ihr verfallen.«
    Sofort versteifte sich Jaquento. Seine Augen verengten sich, als er fragte: »Wollt Ihr sagen, dass mein Aufenthalt auf diesem Schiff nun doch erzwungen werden wird, Mesér?«
    Abwehrend hob der Kapitän die Hände: »Oh nein. Ihr seid so frei wie jeder andere hier an Bord. Ich habe lediglich eine Feststellung getroffen. Ich denke, Ihr tätet gut daran, bei uns zu bleiben, aber die letztendliche Entscheidung liegt bei Euch.«
    »Gut.«
    »Ihr glaubt mir nicht«, stellte Rénand nüchtern fest.
    »Vielleicht fiele es mir leichter, Euch zu glauben, wenn man mir meine Waffen wiedergeben würde. Diese ganze Situation ist nicht dazu angetan, mein Vertrauen in Eure Worte zu stärken.«
    »Ah, Eure Waffen. Natürlich!«
    Mit einem Ruck stand Rénand auf und ging zu einem ausladenden Sekretär, der besser in ein Schloss denn in eine Kajüte gepasst hätte. Schwungvoll drehte der Kapitän sich um und zog Jaquentos Degen aus der Scheide, die auf dem Sekretär gelegen hatte. Bewundernd glitt der Blick des Mannes über die Klinge, deren dunkler Stahl das Licht kaum reflektierte.
    »Eine wundervolle Waffe!«
    »Mein Degen? Ein schmuckloses Stück Metall …«, begann Jaquento, doch Rénand hob die Hand und schüttelte den Kopf.
    »Schmuck ist Tand. Dieser Degen ist für den Kampf bestimmt, für die edelste aller Tugenden: Mut! Nur jene, die nicht vorhaben, ihre Waffen zu ziehen, schmücken sie. Diese Waffe ist gut geschmiedet, aus teurem Stahl, und sie trägt die Insignie eines Meisterschmiedes. Eine Waffe für den Krieg, für Kampf, eine Waffe, um Tod zu bringen. Wer auch immer sie führt, kämpft, um zu siegen!«
    Gebannt blickte Jaquento auf den Kapitän, dessen Finger beinahe zärtlich über die Klinge glitten. Er war offensichtlich daran gewöhnt, eine Waffe in der Hand zu haben. Seine Bewegungen waren flüssig, sein Griff fest. Unvermittelt ließ er die Klinge durch die Luft zischen, eine Hand auf dem Rücken, die Füße in traditioneller Stellung. Ein Ausfall gegen einen imaginären Gegner brachte ihn zum Tisch, seine Augen fixierten Jaquento. Die Spitze richtete sich auf den jungen Mann; einige Herzschläge lang schwiegen beide. Dann legte der Kapitän den Kopf schief und grinste breit.
    »Eine gute Klinge.«
    Mit diesen Worten drehte er sie herum und reichte sie Jaquento mit einer eleganten Bewegung mit dem Griff voran. Langsam nahm dieser die Waffe, spürte das beruhigende Gewicht des Hefts in seiner Hand. Der Kapitän hatte recht – es war eine gute Klinge, von einem Meister seiner Kunst gefertigt.
    Es klopfte, und auf die zustimmende Antwort des Kapitäns hin führte Jani eine kleine Gruppe von Personen in den Raum. Vorne ging Rahel, breitbeinig, selbstbewusst, die Hände im schweren Waffengurt verschränkt. Dahinter kam Bihrâd mit unbeteiligter Miene, gefolgt von Quibon, der Jaquento einen finsteren Blick zuwarf. Es folgten zwei Weitere, ein Mann und eine Frau, die Jaquento bislang nicht gesehen hatte. Sofort erhob Jaquento sich.
    »Das ist Ayvon«, erklärte der Kapitän und legte den Arm um die Schulter eines jungen Mannes, der sein langes, gelocktes braunes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Die Kleidung des Mannes war unauffällig: ein braunes Lederwams mit einem Bandolier samt Degen darüber. Einzig die hohen, mit Bronzenieten verzierten Stiefel stachen heraus.
    »Seid vorsichtig in seiner Nähe: Er ist Magier«, fügte Rénand mit einem Zwinkern hinzu, doch Ayvon winkte ab und widersprach mit fester Stimme: »Ich übe mich ein wenig in kleinen Spielereien. Magier würde mir

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