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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Netz, doch es waren ihr Zauber, ihre Macht, ihr Können und ihre Magie, die sich um das Linienschiff legten und jedes Geräusch erstickten.
    Das Boot stieß gegen den hölzernen Rumpf der Ertraden , doch kein Laut erklang. Es wurden keine Befehle gerufen, denn niemand hätte sie gehört. Stattdessen deutete Leutnant
Lerrick empor, und die ersten Seeleute und Soldaten sprangen auf und suchten nach Möglichkeiten, den Rumpf zu erklimmen. Manche fanden Halt an einer offenen Geschützluke, andere warfen lange Taue mit Haken über die Reling. Leutnant Lerrick ergriff eines der Taue und kletterte daran hoch, während einige Seeleute das Boot ruhig hielten.
    Die anderen Boote mussten um sie herum sein, eines am Heck des Linienschiffs, das dritte am Bug. Aber Sinao hatte keine Augen für die anderen Dingis, sondern beobachtete nur die dunklen Gestalten, die sich an den Seilen emporhangelten und über die Reling verschwanden, um dort ihr Werk zu tun.
    Was immer auch geschah, es passierte unhörbar. Kein Laut konnte dem Zauber entkommen, den sie und Manoel gewoben hatten.
    Lamworth, der füllige Maestre der Imperial , saß in einem der anderen Boote, und seine Aufgabe war es, die Angreifer gegen Magie zu schützen. Allein hätte er niemals beides bewältigen können.
    Bange sechs Minuten saß Sinao im Boot, bis Manoel die Ungeduld packte. Er deutete auf ein Tau, dann empor zum Deck. Bevor sie den Kopf schütteln konnte, war er schon hinaufgeklettert. Sie schimpfte über ihn und seine Unbekümmertheit, doch auch wenn sie geschrien hätte, wäre es für ihn unhörbar geblieben. Dennoch folgte sie ihm. Das Tau war rau, aber ihre bloßen Füße fanden an der Bordwand Halt; sie konnte den klebrigen Teer spüren, der noch warm von der Sonne des Tages war.
    Als sie über die Reling kletterte, fiel ihr erster Blick auf einen jungen Mann, der auf dem Rücken lag. Seine Augen waren weit geöffnet, doch sein Geist ruhte bereits bei den Ahnen, denn in seiner Brust war ein tiefes Loch, und Blut bedeckte die Planken um ihn herum. Er trug die Uniform der
Compagnie, die Sinao so bekannt und verhasst war, und er hätte direkt von Hequia stammen können, einer von denen, die sie geschlagen und verhöhnt hatten. Ihr Herz wurde hart, und nicht einmal der Schmerz in seinem Gesicht vermochte es zu erweichen.
    Manoel schlich bereits an Deck herum, auf dem einige Soldaten der Imperial Aufstellung bezogen hatten. Sie blickten aufmerksam um sich, als erwarteten sie jeden Moment einen Angriff. Auch Sinao war achtsam, denn sie konnte nicht wissen, was in dem Schiff unter ihren Füßen geschah, wo all die Seeleute und Soldaten versuchten, die Besatzung der Ertraden zu überwältigen. Noch war das Linienschiff feindlich, fast wie ein lebendiges Wesen, als laufe die junge Paranao über einen riesigen Wal, der sie jeden Moment zu verschlingen drohte.
    Doch dann trat Leutnant Lerrick aus einem Niedergang und fuhr sich mit der Hand über die Kehle. Ihr ausgemergeltes Gesicht war schweißfeucht, aber sie grinste düster. Manoel löste die Fäden seines Zaubers wieder auf, und Sinao tat es ihm gleich.
    »Das Schiff ist unser«, erklärte Leutnant Lerrick, »aber Ruhe! Keinen Jubel, keine Rufe, keinen Mucks!«
    Sie sah sich um, und als keiner sprach, nickte sie zufrieden und erklärte: »Es war, wie der Admiral gesagt hat: Wir haben sie mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Der größte Teil schlief, und der Rest hatte keine Ahnung, wie ihm geschah. Wenn die Festung ebenso einfach fällt, wird das doch noch ein Spaziergang.«
    »Der Seewolf wird uns die Tore öffnen, Thay«, erklärte eine junge Soldatin mit verschmitztem Lächeln. »Wir müssen nur noch hineinmarschieren und seine Flagge hissen.«
    »Lassen Sie zwei Boote klarmachen, damit wir genau das tun können«, befahl Lerrick, deren Gesichtsausdruck verriet, dass sie diese Hoffnung nicht vollständig teilen konnte. »Der
Rest sichert das Schiff und sorgt dafür, dass die Gefangenen niemanden warnen können. Die Nacht hat gerade erst begonnen.«
    Als wären ihre Worte eine Prophezeiung, ertönte von der Insel erst ein Schuss, dann ein weiterer. Alarmrufe gellten durch die Nacht.
    Admiral Thyrane ist dort mit nur zwei Soldaten und elf Seeleuten , dachte Sinao entsetzt, als weitere Schüsse fielen.

JAQUENTO

    »Mein Name ist nicht mehr Maurez«, erklärte Jaquento kurz angebunden. »Und es wäre mir lieber, wenn du mich Jaquento nennst und die Vergangenheit vergisst, die ich gern hinter mir lassen würde.

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