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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Abstand, Thay, immerhin ist die Küste feindlich«, antwortete sie mit regungsloser Miene. Vielleicht fünfhundert Fuß. Nichts, was ein geübter Schwimmer nicht überwinden kann, selbst in der Dunkelheit .
    Sein langsames Nicken verriet seine Sorge, aber er schwieg.
    »Immerhin können wir dann von den einheimischen Fischern frische Kost erwerben«, fuhr Roxane fort. »Das wird den Leuten gut tun.«
    »Ja, auch den Gefangenen.« Roxane versteifte sich und sagte nichts, während Cudden im Plauderton fortfuhr: »Die armen Bastarde haben ohnehin zu wenig, worauf sie hoffen können, nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    »Dieser Jaquento scheint mir ein fähiger Mann zu sein. Er hat vor Hequia gut gekämpft. Was er als Seemann leistet, kann ich nur schwer beurteilen, aber es war offensichtlich, dass er ein geborener Anführer ist, dem seine Leute willig folgten. Was denken Sie, was mit ihm und dem Mauresken geschehen wird?«
    »Ich werde mich für sie einsetzen«, erwiderte die Kapitänin schwach, einerseits, weil sie ihre eigenen Gedanken in Cuddens Worten wiedererkannte, andererseits, weil sie nur zu genau wusste, wie gering ihr Einfluss sein würde. »Ihnen wird ein Prozess gemacht werden, über dessen Ausgang man zur Zeit wohl nur spekulieren kann.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass man ein Exempel statuieren wird. Die Flotte ist mit der Blockade mehr als genug beschäftigt. Mit diesen ganzen Freibeutern und Piraten kann sie sich kaum befassen. Also wird man auf die abschreckende Wirkung eines öffentlichen Prozesses setzen. Was wiegen schon zwei Seelen im Vergleich zur Sicherheit der Seewege?«
    Um eine Antwort verlegen, nickte Roxane lediglich.

    »Wie damals in Balcera. Einige müssen hängen, damit der Rest bei der Stange gehalten wird.«
    »Verbrechen müssen geahndet werden«, erklärte Roxane so eifrig, als würde sie aus dem Marinelehrbuch zitieren, was Cudden ein freudloses Lachen entlockte.
    Dann tippte er sich mit zwei Fingern an die Stirn. »Jedenfalls ist es sehr nett von Ihnen, den beiden noch ein wenig Zeit zu schenken, Thay. Ich werde dafür sorgen, dass sie ihren Freigang ordentlich nutzen können.«
    »Danke, Leutnant«, entgegnete die Kapitänin ehrlich. Natürlich würde der Leutnant ihren Plan niemals öffentlich anerkennen oder gar gutheißen können. Für ihn war es ganz sicher das Beste, niemals zuzugeben, dass er überhaupt von irgendeinem Plan gewusst hatte. Die Last der Verantwortung lag allein bei ihr.
    Und sie würde diese Verantwortung tragen, wie man es sie gelehrt hatte. Sie hatte sich in ihrer Qual, im Zwiespalt zwischen Pflicht und Ehre zu stecken, für Letztere entschieden, da sie das Einzige war, was ihr noch blieb. Die Pflicht würde man ihr bald nehmen, den Stolz auch, aber ihre Ehre nicht. Zumindest nicht den Rest, der davon noch übrig war.

TAREISA

    Die heftigen Entladungen wuschen über sie hinweg, denn Tareisa verschloss sich gegen diese Flut und bot ihre ganze Kunst auf, um der zurückschießenden Vigoris zu entgehen. Ihr Körper schmerzte, Pein zog sich wie glühende Fäden tief in ihren Gliedmaßen durch das Fleisch. Sie hatte die Vigoris durch ihren Leib in die Welt entlassen, doch sie kannte deren Gesetze. Sie wusste, dass der Schmerz vorübergehen würde.
    Für die Piraten an Bord der Todsünde hatte sich nichts verändert, denn sie konnten nicht ahnen, mit welcher Macht Tareisa soeben hantiert hatte. Die Maestra sah noch Abbilder der Bahnen hinter ihren Lidern, dort, wo die rohe Vigoris durch die bereits geschaffenen Linien des Nebelzaubers geflossen war. Sie konnte sich nur ausmalen, was an Bord der thaynrischen Schiffe geschah. Die Caserdote würden dem Ansturm widerstanden haben; zumindest die fähigeren unter ihnen. Aber die Maestre würden sich geöffnet haben, um den künstlichen Nebel nach seiner Quelle zu durchsuchen. Sie musste die Woge aus Vigoris unvorbereitet getroffen haben.
    Tareisa wusste, dass sie einigen von ihnen den Tod gebracht hatte und andere schwer verletzt sein mussten. Doch es herrschte Krieg, und die Thayns hätten nicht gezögert, ihr etwas Ähnliches anzutun. Dennoch mochte sie nicht daran denken, was ungeformte Vigoris mit einem menschlichen Leib
anrichten konnte. Ungebeten kamen ihr Bilder in den Sinn, von gerissen Muskeln, aufgeplatzten Gliedmaßen, Gesichtern, die nur mehr blutüberströmte Fratzen waren.
    Ein Kanonenschuss riss sie aus ihren Gedanken.
    »Es beginnt«, stellte Deguay heiser fest. Seine Gestalt war im Nebel bloß

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